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Schlagwort: Bochum

Die Welt* zu Gast an der Wedau

*meisterschaftsqualifikation

Zumindest jener Teil, der in Corona-Zeiten überhaupt irgendwo zu Gast sein kann. 23 Wikinger nämlich, deren Trainer samt Stab (früher sagte man „staff“ dazu) und anderthalb Gießkannen voll Journalisten nebst Übertragungsmenschen sind heute Abend zu Gast an der Wedau. Heute und am nächsten Mittwoch noch einmal, dann allerdings 23 Nordmazedonier statt Isländer.

Wer nicht an der Wedau weilt, ist Uli Hoeneß, der seine Expertise vom Studio in Köln aus einfließen lässt. Verständlich, erlebte er doch einige seiner weniger schönen Nachmittage an diesem Ort.

Wieso das alles aber auch noch eine Notiz wert ist, ist der Umstand, dass Duisburg damit als Austragungsort eines Länderspiels des DFB einen gehörigen Sprung nach vorne in jener Liste macht.

Schon heute Abend lässt man Bochum und Ludwigshafen mit ihren je 4 Länderspielen hinter sich. Am Mittwoch wird man mit den 6 Länderspielen in dieser Stadt auch Breslau, Augsburg und Freiburg hinter sich lassen. Dann liegt man nur noch ein Länderspiel hinter Dresden, Mönchengladbach und Karlsruhe und deren zwei hinter Leverkusen. Wobei ein weiterer Sprung in dieser Liste erst einmal nicht wahrscheinlich ist, sollten in den nächsten Jahrzehnten nicht wieder diverse Pandemien auftreten.

Hier der kurze Überblick über den Stand ab nächster Woche:

Stadt Länderspiele des DFB
Berlin 46
Hamburg 34
Stuttgart 33
Köln 28
Hannover 27
Düsseldorf 26
Frankfurt 25
München 25
Nürnberg 22
Dortmund 20
Gelsenkirchen 18
Leipzig 12
Kaiserslautern 10
Bremen 10
Leverkusen 8
Karlsruhe 7
Mönchengladbach 7
Dresden 7
Duisburg 6
Freiburg 5
Augsburg 5
Breslau 5
Ludwigshafen 4
Bochum 4
Mannheim 3
Altona 3
Wien 3
Essen 2
Mainz 2
Saarbrücken 2
Königsberg 2
Chemnitz 2
Rostock 2
Sinsheim 2
Wolfsburg 2
Beuthen 1
Krefeld 1
Stettin 1
Aachen 1
Erfurt 1
Wuppertal 1
Magdeburg 1
Kleve 1

Beim ersten Länderspiel in Duisburg, einem 0:3 gegen Belgien, konnte man übrigens noch Nationalspieler werden, wenn man eigentlich nur als Zuschauer gekommen war und ein bisschen kicken konnte, hier Näheres dazu.

Beim letzten Länderspiel an dieser Stelle 2007 gegen Dänemark hieß es hingegen noch (0:1, Kapitän damals: Kevin Kuranyi), dass dieses für immer das letzte Länderspiel an der Wedau gewesen sein werde. Fortan wolle man nur noch in größeren Stadien antreten. Kann man mal sehen, wie unvorhersehbar die Weltläufte sind.

Dann darf man also gespannt sein, wie die Analyse von Uli Hoeneß ausfallen wird. Gespannt auch, wie sich der neue Rasen machen wird, der extra für die Länderspiele als Mitbringsel des DFB verlegt wurde und dem MSV im Abstiegskampf der 3. Liga hilft oder vielleicht auch nicht. Und wie die beinahe letzten Pflichtspiele der Ära Löw verlaufen werden, nachdem man im bislang letzten tatsächlich die höchste Niederlage des DFB in Pflichtspielen überhaupt eingefahren hatte. Das 0:6 gegen Österreich 1931 war ebenso wie das 0:9 gegen England kein Pflichtspiel. Das 0:6 in Spanien schon.

Nun also Island an der Wedau, voraussichtlich ohne ihr charakteristisches Huh!

Die bisherige Bilanz gegen Island:

1960 Island – Deutschland 0:5, Testspiel
1979 Island – Deutschland 0:2, Testspiel
2003 Island – Deutschland 0:0, EM-Qualifikation („Die Isländer sind Tabellenführer, oder nicht?“)
2003 Deutschland – Island 3:0, EM-Qualifikation

Wer das Spiel mangels Interesse jedoch nicht schaut, kann ja mal diesen schönen Longread „Nationalmannschaft in der Krise“ von Andreas Rüttenauer zum Thema lesen, vielleicht findet er oder sie sich darin wieder.

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Wo der Peter noch zählt

Das Fazit vorab: Fünf von fünf Kohlebriketts für die Loge des Bochumer Ruhrstadions. Besonders positiv neben der angenehmen Nähe zum Spielfeld fällt der auch im Interlogen-Vergleich gute Service der Bediensteten auf. Atmosphäre haben Partien in diesem Stadion ja immer, auch wenn es langsam Patina ansetzt.

Der Niedergang des Reviers ist es, dem man von der Tribüne des Ruhrstadions aus in Form lebendig umherlaufender, aber immer weniger Punkte erreichender Fußballspieler zuschaut. Es liegt nicht an Bochum selbst, denn das gleiche Schauspiel ist auch von den Stufen des Wedaustadions oder des Niederrheinstadions aus zu erblicken. Nicht in einem einzelnen Spiel wie an jenem Montag, als der 1. FC Kaiserslautern in Westfalen zu Gast war und beim 0:0 keinen Treffer der Bochumer zuließ, selbst auch nur den Pfosten und nicht ins Tor traf. Aber die Vorzeichen, unter denen derartige Partien stattfinden, werden von Mal zu Mal betrüblicher. Nun haben sich die einst Unabsteigbaren der Ersten Liga schon ernsthaft mit Abstiegssorgen in der zweiten herumzuplagen.

Das strukturelle Problem der zwischen den immer gefräßiger (hey, das ist eine unzulässige Vermenschlichung von wirtschaftlich-sozialen Prozessen, die keine Einzelperson bewirken oder verhindern kann) werdenden Schalkern und Dortmundern ist nicht neu. Es bestand früher schon — man denke an die Aktion Heinz Höhers, den Platz für ein bisschen mehr Geld in einer Nacht zu vereisen, wie sie in Ronald Rengs „Spieltage“ beschrieben wird.

Doch die Schere geht immer weiter auf. Ein Talent wie Goretzka ist schon mit 18 nicht mehr zu halten, während er früher immerhin noch ein oder zwei Mal Torschützenkönig mit dem VfL Bochum (in der 1. Liga wohlgemerkt) geworden wäre, bevor er dann mit einem Wechsel zu Bayer Leverkusen seine Nationalmannschaftskarriere in den Rinnstein hätte fließen lassen.

Auf der Trainerbank blitzt kaum mehr als Durchhalte- und Motivationsklamauk, der immerhin das große Bedürfnis nach Heimatgefühlen bedient. Wo andere Clubs hingegen jemanden als Trainer engagieren, der heutige Gegner 1. FC Kaiserslautern zum Beispiel, der auf der Höhe der Zeit beim Fußball ist und dementsprechende Erfolge feiert. Der Blick geht vielleicht immer ein Stückchen zu lange zurück, gerade in der Stadt mit dem Bergbaumuseum. Vielleicht ist es aber keine fehlende Einstellung zum Spiel und der Kaderentwicklung, vielleicht sind die Hände tatsächlich so gebunden, wie sie scheinen.

Das Stadion, einst eine Perle der Fußballkultur, wird mit jeder Saison, jedem Besuch älter und — ein zeitlicher Scheinriese vielleicht — kleiner, überschaubarer, das Moos wächst, wo neue Impulse sprießen sollten.

So ist es gleichzeitig heimelig wie auch Indiz für den verfallende Attraktion, dass das Ziel des heutigen Abends, jene Loge beim VfL Bochum, die auch von den nicht ganz so Betuchten besucht werden kann, nach dem Sponsor des Stadionnamens benannt ist. Irgendwasmitrevierausderwortspielhölle-Lounge. Welcher wiederum aus den Bochumer Stadtwerken besteht — man rechnet offensichtlich mit keinerlei überregionaler Strahlkraft und hat damit seine eigene Größe wohl schon ganz gut eingeschätzt. Schlimmer wäre die Erklärung, dass es keine anderen Interessenten mehr gibt. Opel oder Nokia.

Doch hin zum eigentlichen Anlass des Berichts. Eine Einladung in die Loge des Ruhrstadions. Großraum-Lounge mit direktem Anschluss an die Haupttribüne. Als VfL-Fan sollte man dort zumindest ein Mal gewesen sein. Ja, gut, auf Schalke hängen dann halt noch ein paar Bergmannsutensilien von der Decke in dieser Großraum-Lounge, darauf hat man hier in Bochum verzichtet und ist im solide-gepflegten Bereich (wie beim MSV Duisburg) sowohl bei der Gestaltung als auch beim Zugang zur Haupttribüne, auf der man immerhin Ata Lameck (und komischerweise sonst keinen Ex-Profi) entdeckt. Lameck verteilt in der Halbzeitpause stibitztes Speise-Eis an umstehende Kinder und tut auch sonst alles dafür, seinem während des Reviersport-Quiz beim Autor erworbenen Image nicht zu schaden. Ein umgänglicher, sympathischer Ker (sic!) ausm Pott, der den Schalk im Nacken mit traumwandlerischer Sicherheit in jener Frequenz aufblitzen lässt, die auch nach Jahren nicht auf den Geist geht.

Für einige Hundert Menschen ist in dieser Lounge Platz, kredenzt werden natürlich Pils und Currywurst — der Autor war noch auf keiner Fußball-Veranstaltung mit eigentlich zumindest leicht gehobener Küche, in der dann doch genau diese Currywurst kredenzt wurde, ob nun in der Loge der Allianz-Arena oder bei diversen Meetings von Telekom oder Google. Fällt irgendwo das Stichwort „Fußballfans“, verlässt alle Köchinnen und Köche der Welt jeglicher Mut zu auch nur einem Fünkchen Kreativität. Currywurst neben vielem anderen auf dem Speiseplan in der Bochumer Lounge versteht sich, aber das Foto vom Menü hat es wieder nicht bis zum heimischen Rechner geschafft. Sehr zum Bedauern von Blog-G, dem ausgewiesenen Gourmet unter den Fußballbloggern, steht zu befürchten.

Auf dem Platz ansehnlicher Fußball, welcher seltsamerweise von allen Daheimgebliebenen bei Twitter als grausam und schrecklich bezeichnet wurde. Dabei spielte hier der zu jenem Zeitpunkt Vorletzte der Zweiten Liga. Als neuerdings regelmäßiger Besucher der Dritten Liga ist man da vielleicht nicht ganz so verwöhnt wie der gemeine Bundesligadehmel. Jedenfalls ging es nach Sekunden nur mit einer sehr guten Gelegenheit für den Bochumer Richard Sukuta-Pasu los (übrigens eines dieser 18×18-Kids), doch diese versemmelte er ebenso überhastet wie alle späteren Gelegenheiten, von denen einige sogar die Bewertung „Hundertprozentig“ überschritten. Alleine im Fünfmeterraum über den Ball zu säbeln, da findet selbst Andy Brehme kein Bonmot mehr für.

An der Linie übrigens das Duell zweier Ex-MSV-Trainer, aber was heißt das schon, bei einem wie Neururer, der 14 Profi-Vereine in seiner Vita trägt? Der jedoch allein in Bochum wirklich ein zu Hause fand (und in Köln und in Schalke … und … wer halt noch so anrufen sollte demnächst … ). Auf der anderen Seite Kosta Runjaic, der möglicherweise mit dem 1. FC Kaiserslautern bald in der 1. Liga spielt. Zumindest machte es nach dieser Auftaktchance für den VfL Bochum den recht starken Eindruck, denn die Bochumer Defensive schwamm in einer Vielzahl von Situationen in den ersten 30 Minuten, ehe wieder etwas mehr Gegenwehr möglich wurde. In der zweiten Halbzeit deutlich weniger Durchschlagskraft auf beiden Seiten, und dennoch kurz vor Schluss wieder eine Bochumer Gelegenheit für Sukuta-Pasu, deren Verwertung Peter zumindest innerlich hätte tanzen lassen.

Erstaunlich aber das grundlegende spielerische Potenzial von Kandidaten wie Ken Ilsö und Yusuka Tasake, das zwar oft mit dem vorletzten Pass sein Ende fand, aber durchaus adrett zu verfolgen war. Und dann fiel da plötzlich Slawomir „Paul“ Freier (oder heißt er Paul „Slawomir“ Freier?) ins Auge. Das berüchtigte Loch im Raum-Zeit-Kontinuum wurde mittlerweile das eine Mal zu oft bemüht, um es hier noch als Erklärung heranzuziehen. Ein Mann, der noch vor Miroslav Kloses Zeiten das Nationaltrikot getragen hatte, wühlt sich hier durch die Untiefen des Bochumer Ackers wie auch durch die seiner Karriere.

Potzblitz, und das an einem kalten Montagabend, wenn ältere Herren doch schon längst mit Pils und Decke in der Lounge sitzen sollten. So viel wie dem Ruhrstadion vom Glanz alter Tage geblieben ist, so viel blitzte allerdings auch bei Freiers Spiel davon auf, dass er einst zu den besten 23 in Deutschland gehört haben mag. Schaut man nach, steht sein letztes Länderspiel tatsächlich noch 2007 zu Buche und es erstaunt, wie lange man sich als Ex-Nationalspieler im Schatten jeglicher Aufmerksamkeit bewegen kann. Paul Freier, der deutsche Paul Scholes. Keine Werbeverträge, keine Sperenzken und ebenso lange im Einsatz. Nur nicht ganz so erfolgreich.

Und dennoch gelang es den Bochumern, ihren Abwärtstrend zu stoppen, nach vier Niederlagen in Folge einen Punkt gegen einen Aufstiegskandidaten zu ergattern. Welcher man übrigens selbst wäre, hätte man nicht diese vier Niederlagen in Folge zu beklagen. Aber Fußball ist bekanntlich kein Spiel im Hätte.

Eins bleibt aber auch in Bochum unverändert und das ist der Zauber, den Herbert Grönemeyers „Bochum“ vor Anpfiff versprüht. Ein Song aus einer Zeit, als tatsächlich noch Grubengold hochgeholt wurde und der Pulsschlag der Stadt aus Stahl bestand. Immerhin 16.656 Zuschauer singen diese Zeilen und wie immer jene vom Doppelpass des VfL gegen Lautern mit, keine schlechte Zahl für Bochum in diesen Tagen.

Denn in diesen Tagen ist man an einem diesigen Montagabend ein diesiger Zweitligist, und in diesem Licht scheinen Erstliga-Klassenerhalte mit Gekas, Gerland oder Gospodarek so weit weg wie der tatsächlich in London residierende Grönemeyer. Das nächste Hoch kommt auch in Bochum bestimmt, ob aber mit dem Herrn aus der Titelzeile, das „bleibt abzuwarten“. Bis dahin genießt man eben die Currywurst. Und das Flutlicht.

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Gewinnspiel: Stadiontausch

[Update: Alles chronologisch sortiert, gar 3x gab es 3 Stadien in einer Saison.]

Heute ein doch etwas diffizileres Gewinnspiel als nur „Rote Karten für Nationalspieler“ oder dergleichen Anfänger-Kram mehr.

Heute die Frage:

Welche Bundesligisten bestritten im Laufe einer Saison ihre Heimspiele in zwei verschiedenen Stadien?

Ich bitte um Euer Wissen.

3 verschiedene Stadien in einer Saison

Verein Saison Stadion 1 Stadion 2 Stadion 3
TeBe Berlin 1974/1975 Mommsenst. Olympiastadion, Berlin Poststadion
VfL Bochum 1975/1976 Ruhrstadion Stadion am Schloss Strünkede Westfalenst., Dortmund
Borussia M‘gladbach 1977/1978 Stadion am Bökelberg Rheinstadion, D‘dorf Jahnstadion, Rheydt

2 verschiedene Stadien in einer Saison

Verein Saison Stadion 1 Stadion 2
Hamburger SV 1969/1970 Volksparkstadion Stadion am Rothenbaum
Hamburger SV 1970/1971 Volksparkstadion Stadion am Rothenbaum
Hamburger SV 1971/1972 Volksparkstadion Stadion am Rothenbaum
FC Bayern München 1971/1972 Stadion an der Grünwalder Straße Olympiastadion
FC Bayern München 1972/1973 Stadion an der Grünwalder Straße Olympiastadion
Kickers Offenbach 1974/1975 Stadion am Bieberer Berg Waldstadion, Frankfurt
Rot-Weiss Essen 1974/1975 Georg-Melches-Stadion Parkstadion, Gelsenkirchen
Fortuna Düsseldorf 1975/1976 Stadion am Flinger Broich Rheinstadion
1. FC Köln 1975/1976 Müngersdorfer Stadion, Köln Radstadion, Köln
TeBe Berlin 1976/1977 Mommsenstadion Olympiastadion, Berlin
Borussia Dortmund 1976/1977 Westfalenstadion Parkstadion, Gelsenkirchen
FC St. Pauli 1977/1978 Millerntor Volksparkstadion
1. FC Kaiserslautern 1978/1979 Betzenberg, Kaiserslautern Südweststadion, Ludwigshafen
Karlsruher SC 1988/1989 Wildparkstadion Frankenstadion Heilbronn
FC St. Pauli 1988/1989 Millerntor Volksparkstadion
FC St. Pauli 1989/1990 Millerntor Volksparkstadion
SG Wattenscheid 09 1990/1991 Lohrheidestadion Ruhrstadion
TSV München 1860 1994/1995 Stadion an der Grünwalder Straße Olympiastadion
Hansa Rostock 1995/1996 Ostseestadion, Rostock Olympiastadion, Berlin
VfL Wolfsburg 2002/2003 VfL-Stadion Volkswagen Arena
TSG Hoffenheim 2008/2009 Carl-Benz-Stadion, Mannheim Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim
Bayer Leverkusen 2008/2009 Esprit-Arena, Düsseldorf Bay-Arena Leverkusen
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New York, Madrid, Heilbronn oder
Warum ein Finale in Berlin doch ganz ok ist

1. Nirgendwoanders wäre es so sicher, dass das eigentliche Heimteam nie ins Finale einzieht. Herthas letzte Finalteilnahme datiert aus dem Jahr 1979. Die anreisenden Fans können sich also schon auf den Autobahnraststätten aneinander gewöhnen, in der Stadt selbst bleibt es garantiert friedlich.

2. Die Atmosphäre im Olympiastadion ist wider Erwarten bei ausverkauftem Haus — welches das Stadion meint, kein Haus — mehr als akzeptabel. Man hätte sein erstes Spiel im Olympiastadion vielleicht nicht gerade vor Jahren als Zeuge der Partie Hertha BSC — VfL Bochum verbringen sollen, dann wäre man jetzt nicht so überrascht davon. Nicht ganz unerheblich für die gelungene Atmosphäre ist auch der Einbruch der Dämmerung und anschließende Dunkelheit („Nacht“) am Austragungsort, weshalb der Autor auch von seiner Forderung „Pro 18h“ zurücktritt. Das gilt für jene Fälle, in denen der Autor selbst vor Ort ist.

3. Es gibt nun mal nur ganz wenige Städte, deren Namen aus nur zwei Silben bestehen, von denen die zweite Silbe betont wird. Hier die bescheidene Liste der deutschen Städte, die deshalb als Alternative per se ausscheiden:

Dórtmund, Bóchum, Schálke, Brémen, Hámburg, Núrnberg, Fréiburg, Wólfsburg, Róstock, Fránkfurt, Stúttgart, Múnchen, Áachen, Dúisburg, Éssen, Múnster, Áugsburg, Léipzig, Drésden, Mánnheim, Bráunschweig, Chémnitz, Kréfeld, Hálle, Érfurt, Kássel, Hágen, Múlheim, Pótsdam, Wúrzburg, Bóttrop, Rémscheid, Kóblenz, Jéna, Síegen, Cóttbus.

Es kämen einzig in Frage an anderen weltweit relevanten Städten: New Yórk, Madríd und eben das bereits ausgewählte Berlín. Da ist Berlin auch aus ökologischer Sicht die beste Wahl.

(Okay, New York, Madrid, Berlin — und Heilbrónn. Das Frankenstadion dort hat zwar einen schönen Namen, ist aber leider nicht pokalfinaltauglich.)

4. Nur die Berliner S-Bahn kann derartige Fanaufkommen, wie sie bei einem ausverkauften Olympiastadion auftreten, bewältigen. (Da Nörgeleien über langsame Abfertigungen nach Spielende etwas zäh zu lesen sind (und außerdem eher janus‘ Metier sind), endet dieser Punkt hier. Schließlich ist es das erste Mal in Berlin gewesen, dass 75.000 Menschen nach Abpfiff vom Stadion wegwollen, also sollten auch 1-2 S-Bahnen alle halbe Stunde ausreichend sein, klar.)

5. Die Fangruppen fallen in der Stadt enorm auf, egal, wo man seinen wagemutigen Aufenthalt in Berlin beginnt. Ob Bahnhof Zoo, Warschauer Straße oder Sophie-Charlotte-Platz, überall begegnen dem Reisenden Fans der beiden Mannschaften, die dann stark aus den übrigen Umherlaufenden herausstechen. Das hat zwei Gründe: a) Fußball spielt an den anderen 364 Tagen im Jahr in Berlin keine Rolle, b) gerne getragene und dementsprechend gepflegte Fußballtrikots stellen intakte Oberbekleidung dar.

[photopress:pokalfinale_in_berlin_bvg_wir_danken_dir_1.jpg,thumb,alignleft] 6. Nirgends kann man so herrlich unbequem seine EC-Karte loswerden wie bei der BVG. Ist es bei Geldautomaten seit Jahrzehnten Usus, das Geld erst rauszurücken, wenn der Kunde seine EC-Karte aus dem Automaten entnommen hat, um so täglich Tausende an neuen EC-Kartenanträgen zu vermeiden, fährt man in Berlin eine gegensätzliche Strategie. Dort wird man nach Bezahlung am Fahrkartenautomaten extensiv darauf aufmerksam gemacht: Billet nicht vergessen! Eine Empfehlung, der der Autor gerne folgte, ganz glücklich in die U-Bahn sprang, um nur wenig später genauso glücklich mit der EC-Karten-Sperrungsstelle zu telefonieren. Kein Geld = keine Sorgen, eine geschickte Einfädelung der Stadt Berlin und ihrer Verkehrsbetriebe eines völlig unbeschwerten Pokalfinalaufenthalts. Zudem lernt man ohne Kohle in den Taschen auch gleich das Berliner Lebensgefühl sehr anschaulich kennen.

7. Franziska van Almsicks Anreise zum Stadion wäre nirgendwo anders so kurz, nur in Berlin also kann sie barfuß zur Pokalverleihung erscheinen. Und darum geht es schließlich beim Fußball: um die Füße.

 
 
 
 

photo credit: fudj

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Neues von der Bochum-Verschwörung

Bei Spiegel Online ist man ja immer für die eine oder andere Verschwörungstheorie zu haben. Manches Mal, wenn es der Auflage/den Besucherzahlen gut tut, gießt man schon mal Öl ins köchelnde Feuer derartiger Meme. Natürlich ganz versteckt in Ressorts, in welchen die Leserhirne perfide nichtsahnend infiltriert werden, da sie alle Schutzmechanismen deaktiviert haben, weil sie sich in verschwörungstheoriefernen Gefilden wähnen.

So zum Beispiel bei der Karte zur Frauenfußballweltmeisterschaft in Deutschland. Angeblich soll es Bielefeld nun also doch geben, allerdings unter einem anderen Codenamen, der da „Bochum“ lautet.


[photopress:bochum_verschwoerung.jpg,full,centered]

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Neues Team in der Bundesliga: die Gekas

Ich hoffe, diese komische Marotte aus dem Eishockey, den Bundesligateams noch komischere Namenszusätze zu verpassen, macht jetzt nicht Schule.

[photopress:gekas.jpg,full,centered]

Nein, scheinbar nicht. In den anderen Medien spricht man weiterhin vom VfL Bochum. Puh.

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