Zumindest jener Teil, der in Corona-Zeiten überhaupt irgendwo zu Gast sein kann. 23 Wikinger nämlich, deren Trainer samt Stab (früher sagte man „staff“ dazu) und anderthalb Gießkannen voll Journalisten nebst Übertragungsmenschen sind heute Abend zu Gast an der Wedau. Heute und am nächsten Mittwoch noch einmal, dann allerdings 23 Nordmazedonier statt Isländer.
Wer nicht an der Wedau weilt, ist Uli Hoeneß, der seine Expertise vom Studio in Köln aus einfließen lässt. Verständlich, erlebte er doch einige seiner wenigerschönenNachmittage an diesem Ort.
Wieso das alles aber auch noch eine Notiz wert ist, ist der Umstand, dass Duisburg damit als Austragungsort eines Länderspiels des DFB einen gehörigen Sprung nach vorne in jener Liste macht.
Schon heute Abend lässt man Bochum und Ludwigshafen mit ihren je 4 Länderspielen hinter sich. Am Mittwoch wird man mit den 6 Länderspielen in dieser Stadt auch Breslau, Augsburg und Freiburg hinter sich lassen. Dann liegt man nur noch ein Länderspiel hinter Dresden, Mönchengladbach und Karlsruhe und deren zwei hinter Leverkusen. Wobei ein weiterer Sprung in dieser Liste erst einmal nicht wahrscheinlich ist, sollten in den nächsten Jahrzehnten nicht wieder diverse Pandemien auftreten.
Hier der kurze Überblick über den Stand ab nächster Woche:
Stadt
Länderspiele des DFB
Berlin
46
Hamburg
34
Stuttgart
33
Köln
28
Hannover
27
Düsseldorf
26
Frankfurt
25
München
25
Nürnberg
22
Dortmund
20
Gelsenkirchen
18
Leipzig
12
Kaiserslautern
10
Bremen
10
Leverkusen
8
Karlsruhe
7
Mönchengladbach
7
Dresden
7
Duisburg
6
Freiburg
5
Augsburg
5
Breslau
5
Ludwigshafen
4
Bochum
4
Mannheim
3
Altona
3
Wien
3
Essen
2
Mainz
2
Saarbrücken
2
Königsberg
2
Chemnitz
2
Rostock
2
Sinsheim
2
Wolfsburg
2
Beuthen
1
Krefeld
1
Stettin
1
Aachen
1
Erfurt
1
Wuppertal
1
Magdeburg
1
Kleve
1
Beim ersten Länderspiel in Duisburg, einem 0:3 gegen Belgien, konnte man übrigens noch Nationalspieler werden, wenn man eigentlich nur als Zuschauer gekommen war und ein bisschen kicken konnte, hier Näheres dazu.
Beim letzten Länderspiel an dieser Stelle 2007 gegen Dänemark hieß es hingegen noch (0:1, Kapitän damals: Kevin Kuranyi), dass dieses für immer das letzte Länderspiel an der Wedau gewesen sein werde. Fortan wolle man nur noch in größeren Stadien antreten. Kann man mal sehen, wie unvorhersehbar die Weltläufte sind.
Dann darf man also gespannt sein, wie die Analyse von Uli Hoeneß ausfallen wird. Gespannt auch, wie sich der neue Rasen machen wird, der extra für die Länderspiele als Mitbringsel des DFB verlegt wurde und dem MSV im Abstiegskampf der 3. Liga hilft oder vielleicht auch nicht. Und wie die beinahe letzten Pflichtspiele der Ära Löw verlaufen werden, nachdem man im bislang letzten tatsächlich die höchste Niederlage des DFB in Pflichtspielen überhaupt eingefahren hatte. Das 0:6 gegen Österreich 1931 war ebenso wie das 0:9 gegen England kein Pflichtspiel. Das 0:6 in Spanien schon.
Nun also Island an der Wedau, voraussichtlich ohne ihr charakteristisches Huh!
Die bisherige Bilanz gegen Island:
1960 Island – Deutschland 0:5, Testspiel
1979 Island – Deutschland 0:2, Testspiel
2003 Island – Deutschland 0:0, EM-Qualifikation („Die Isländer sind Tabellenführer, oder nicht?“)
2003 Deutschland – Island 3:0, EM-Qualifikation
Wer das Spiel mangels Interesse jedoch nicht schaut, kann ja mal diesen schönen Longread „Nationalmannschaft in der Krise“ von Andreas Rüttenauer zum Thema lesen, vielleicht findet er oder sie sich darin wieder.
Das Folgende enthält einige Veranstaltungen, viele Links zu Blogs und Twitter-Accounts, aber das letzte Wochenende in Berlin war angenehmerweise auch pickepackevoll mit netten Anlässen, alle rund um den Fußball, der ja immer noch wichtig ist ad lib. Berliner Luft scheint da trotz der Hertha doch ausreichend Raum für Begeisterungsfähigkeit zu lassen.
Rösslequiz
Lange geplant, nun endlich umgesetzt: Eine Teilnahme am formidablen Rösslequiz (sehr schicke Webseite), das natürlich im Rösslepub stattfindet. In Neukölln gelegen, ist es keine echte Kneipe, sondern ein Clubheim eines VfB-Fanclubs und wird dementsprechend nur an Tagen mit VfB-Spielen oder anderen besonderen Anlässen wie CL-Finale oder WM geöffnet. Die Getränkepreise sind deshalb auch quasi als Selbstkostenpreis zu verstehen, im Hauptraum vorne hängt eine große Leinwand im Raucherraum und im hinteren Raum noch eine Leinwand mit einigen Sofas davor, der ein Nichtraucherraum ist. Alle Wände sind mit VfB-Wappen bemalt, im Durchgang steht ein Kicker und hängen viele VfB-Trikots aus verschiedenen Epochen des Clubs. Sehenswert, wenn man sich für Trikots erwärmen kann. Eine echte Fußballkneipe eben, abgerundet durch einen Pappaufsteller des ewigen Diegos, Guido Buchwalds nämlich.
Somfi alias Daniel, einer der beiden Macher des Quiz, hatte mich eingeladen und auch um einige Gastfragen gebeten, welche ich natürlich gerne beisteuerte. Netterweise durfte ich — ohne meine eigenen Fragen zu beantworten, versteht sich und wurde auch so gehalten, alte Quizzerehre — in einem Team mitquizzen. Nunja, als Gastgeber hätte man sich da eventuell zurückhalten müssen, aber ich war ja Gast und in einem Team mit großer Expertise gelandet. Zusammen errangen wir bei einem wirklich anregend präsentierten Mix aus klassischen Quizfragen, einem Anagramm, Tor-oder-nicht-Tor-Videos und sogar einem zu erratenden Fansong den Sieg, der beim Rösslequiz standesgemäß mit riesigem Pokal gewürdigt wird. Sowie 10 Rössle-Euro, die man am Ende des Quiz nicht mal komplett umsetzen kann, weil die Preise im Rösslepub so niedrig sind.
Die Begeisterung bei den Gewinnern der vorigen Ausgabe über ihren an jenem Abend erreichten zweiten Platz hielt sich etwas in Grenzen, beim nächsten Mal bin ich ja aber ohnehin nicht wieder dabei und so darf die „Trainingsgruppe 2″, so hieß unser Quizteam, was dem Kenner Rückschlüsse auf den Urheber dieses Namens erlaubt, allein ihr Glück versuchen, den Titel zu verteidigen.
Ebenfalls anwesend in jener Lokalität und auch mitquizzend: sternburg, neuerdings selbst unter die Blogger gegangen, indem er die ausgelagerten Kommentare von allesaussersport.de auf der Seite allesausseraas.de betreut, mit technischer Unterstützung von Robert und dort die Ex-Kommentatorenschaft von aas bei sich versammelt hat, unterhält und foppt, sich aber mehrheitlich sehr nah an sportlichen Themen bewegt. Neben Fußball dort auch öfter im Vordergrund: Eishockey.
Natürlich steht das Rösslequiz allen Interessierten offen, bis zu 5 Köpfle dürfen in ein Team. Es ist zur Zeit allerdings sehr gut besucht, weshalb man sich vorher anmelden sollte. Was aber unbedingt eine Empfehlung wert ist, denn das Ganze ist äußerst liebenswert in seiner Durchführung gestaltet. Zumindest der Rösslepub ist in jedem Fall auch in der nächsten Saison erstklassig.
Teehaus im Tiergarten: Chris Kurbjuhn
Weiter am nächsten Tag zum nächsten Termin: Ein Treffen mit Chris Kurbjuhn im idyllisch gelegenen Teehaus im Tiergarten. Er betreibt gleich mehrere Blogs/Webseiten, eine davon ist „Männer unter sich – Die Kunst ein Kerl zu sein“, das sich immer wieder auch mit Fußball beschäftigt. Ansonsten sind seine Themen Schreiben und Theatermachen, aber auch andere Leute beim Schreiben und Veröffentlichen zu begleiten.
Der Mann ist übrigens Fan des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft interessiert zugeneigt. Er sah schon das Jahrhundertspiel 1970 in Mexiko live im Fernsehen. Insofern ist es häufig spannend, wie er die Entwicklung des Fußballs bewertet. Fliegt ein wenig unter dem Radar des Fußball-Blogosquariums, vielleicht auch, weil er bei Twitter nicht ganz so aktiv ist: ChrisKurbjuhn.
Lesung mit Rudelbildung
Dann schon auf zur Lesung im Babylon Kino am Rosa-Luxemburg-Platz im Rahmen des 11mm-Filmfestivals. Ein äußerst einladendes Gebäude wartete auf die Festival-Besucher.
Unsere Lesung, die aus Teilen von Stefanie Fiebrigs Buch „Bring mich zum Rasen“ und den hiesigen „Drama Queens in kurzen Hosen“ bestand, fand im sogenannten „Oval“ statt, einem Raum im Babylon Kino mit an diesem Abend etwa 40 Sitzplätzen und viel Fußballdeko an den Wänden. Zunächst lasen Steffi alias Rudelbildung und ich gemeinsam den Text „Pavel Kuka“ vom alten Haudegen Frédéric Valin, ehe Steffi zwei Kapitel aus ihrem Buch präsentierte und meine Wenigkeit danach die Highlights aus „Drama Queens in kurzen Hosen“ kredenzte.
Der Dank geht an Jochen Lohmann, einen der Betreiber des 11mm, der uns beide eingeladen hatte — auf dass es neben Filmen auch noch ein wenig mehr Fußballkultur und diese gleich live zu erleben gäbe. Da man sich im deutschen Kulturkreis nicht selbst lobt, bleibt die Einschätzung der Lesung den Anwesenden überlassen.
Der obligatorische Hagebuttentee (in Textform) durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie die Bonmot-Sammlung von Abschiedsspielen, zudem gab es zwei Weltpremieren, neue Texte aus dem Blog, die bislang noch nirgendwo gelesen wurden. Hat wie immer sehr viel Spaß gemacht und Dank an alle fürs Kommen und Zuhören.
11mm Filmfestival
Mein erstes Mal beim 11mm Filmfestival, was ich aber angesichts der vielen anderen Aktivitäten kaum nutzen konnte. Ebenfalls im Programm und auch mit seinen Machern anwesend: der Film „Meidericher Vizemeister“ (siehe Filmkritik hier), die auch gleich noch Günter Preuß und dessen Frau mitgebracht hatten. Günter Preuß war Mannschaftskapitän in jener Saison 1963/1964, in der der MSV Duisburg Vizemeister wurde und ist einer der Protagonisten des Films. Dazu zum ersten Mal in Berlin zu sehen: „Am Borsigplatz geboren – Franz Jacobi und die Wiege des BVB“ mit selbst erklärendem Titel, bei dem der Kinosaal aus allen Nähten platzte.
Ein illustres Publikum an der Schnittstelle zwischen Fußball und Kultur, bzw. Film bzw. Filmkultur war auf dem gesamten Festival anwesend und so lernte man hier und da Macher von ÖR-Sendern oder auch — wie jene des Meidericher Films — quasi private Filmemacher kennen, die die Liebe zu ihrem Club oder zum Fußball allgemein antreibt, Beeindruckendes auf die Beine zu stellen. Das gesamte Programm des 11mm ist hier noch mal nachzulesen [inzwischen nicht mehr], insgesamt dauerte die mittlerweile 13. Ausgabe dieses Festivals von Donnerstag bis Montag und fand ihren Abschluss in den „Short Kicks“, also einem Wettbewerb für Kurzfilme, bei dem lokale Größen wie eben jene Rudelbildung oder ein gewisser Torsten Mattuschka vor Ort waren und ihr fachfrauliches Urteil abgaben. Zieht man noch den wunderbaren Veranstaltungsort hinzu, ist das gesamte Festival ein Muss für all jene, welche sich über nachrichtliche Berichterstattung hinaus für Fußball begeistern.
allstarkicker.com
Kleines Schmankerl am Rande der Lesung: oben im „Oval“ war auch ein handgefertigter Tischkicker präsentiert, dessen Produzent jede einzelne seiner Kicker-Figuren an echte Fußball-Promis angelehnt von Hand gestaltet und den gesamten Kickertisch in futuristisch-künstlerischer Art gestaltet (ist das schon Steampunk?).
Was der Hersteller dieser besonderen Kickertische ebenfalls macht, ist, mit einer Kicker-Figur von Mario Götze durch die Welt zu fahren und darzustellen, dass das fehlerhafte Aussprechen ausländischer Fußballernamen kein deutsches Problem ist, wie sein Video von diesem kleinen Experiment anschaulich vor Ohren führt.
Die Kickertisch-Exemplare gibt es auf der dazugehörigen Webseite zu sehen: allstarkicker. Nicht unbedingt für den kleinen Geldbeutel geeignet, definitiv aber Unikate mit detailgetreu dargestellten Stars auf dem, äh, Platz.
all die ganzen Leute …
Da ich bei den meisten neuen Bekanntschaften nicht sicher bin, ob es ihnen Recht wäre, sie hier namentlich zu erwähnen, bleibt nur der Hinweis, dass im Sommer der #tkschland in Köln ansteht, bundesweites Treffen für fußballinteressierte Twitterer. Dort wird man sicher annähernd ähnlich viele Twitterer kennenlernen können, wie es mir an diesem Wochenende in Berlin möglich war. Sofern Twitter bis dahin nicht den Nerv-Tod gestorben sein sollte und die allgemeine Twitter-Fatigue sich übers ganze Land ausgebreitet haben wird. In jedem Falle war es ein äußerst aufschlussreiches Wochenende in allen möglichen fußballerischen, kulturellen Aktivitäten und Kontakten. Einzig ärgerlich, dass niemand die Lesung per Video aufgezeichnet hat, sonst könnte man sie hier vielleicht zumindest in Ausschnitten präsentieren. Das geht beim nächsten Mal besser — und vielleicht liest Rudelbildung demnächst ja auch mal mit mir zusammen irgendwo in NRW.
… and thank you for the music
Nett war dann auch noch der Betreiber des Fußballblogs Spielbeobachter, der mir beim Rausgehen nach der Lesung eine Ausgabe des Albums seiner neuen Band in die Hand drückte und das wohl in gewissem Rahmen als Hutgeld (nach welchem wir nicht gefragt hatten) für die Lesung verstanden wissen wollte. Da ich mich zuvor schon angetan von dieser Platte geäußert hatte, die ich aber nicht besaß, war es ein willkommenes Geschenk, mit dem aktuellen Album von North of Paradise im Gepäck nach Hause fahren zu können, welches man unter dem Link übrigens komplett einhören kann.
Ach, und man weiß, dass man in Berlin, am Rosa-Luxemburg-Platz war, wenn man nach Ende der Lesung eine rote Nelke von einer Zuhörerin bekommt.
Wer die hier gerne kredenzte Lesung auf der Deutschland-Tour 2013 verpasst hat, erhält jetzt eine zusätzlich Chance, die „Drama Queens in kurzen Hosen“ zu hören, wenn auch nur einen Ausschnitt daraus, aber natürlich den besseren.
Am Samstag, den 21. März 2015, gibt es wieder die allseits beliebten „Drama Queens“ zu hören, in Berlin beim 11mm-Filmfestival, deren Organisatoren mich lieblichsterweise dazu einluden, zusammen mit Stefanie Fiebrig für die Gäste des 11mm eine Lesung zu halten. Sie liest aus ihrem Buch „Bring mich zum Rasen“, ich aus meinem Blog.
Der Eintritt ist frei, so wie auch unsere Texte frei übers Spielfeld „Fußball“ mäandern.
Foto: Stefan Krieger
Ab 19.30h wird dieser Mix aus Stimmen, Stories und Stadionatmosphäre im Babylon in Berlin erklingen, jede und jeder ist willkommen, selbst ein Platzsturm, aber bitte erst am Ende der Lesung. Wie immer geht es nicht nur um die Stars des Fußballs, sondern vor allem darum, was der Fußball mit einem als aktiver oder passiver Freund macht. Selbstverständlich kann man hinterher noch, wie man hier sagt: klönen, oder auf Hochdeutsch auch: sich unterhalten. Kaltgetränke inbegriffen.
Am selben Wochenende gibt es einen Tag zuvor, am Freitag, den 20.3., eine neue Ausgabe des Rösslequiz, bei der ich mich sehr freuen würde, wenn ich mich einem der Teams fürs Fußballquizzen anschließen dürfte. Die Teammitglieder kommen dann zum Dank auch auf die Gästeliste für die Lesung am nächsten Tag. Ansonsten ist das 11mm natürlich wegen seines umfangreichen Fußballfilm-Programms für die gesamte Zeit zu empfehlen.
Das Babylon Berlin findet man auf der Rosa-Luxemburg-Straße 30 in Mitte, das Rösslequiz auf der Braunschweiger Straße 51 in Neukölln.
Die Idee zur heutigen Sammlung beim traditionellen Gewinnspiel ohne Gewinne stammt von Gunnar vom Stehblog, der mir erzählte, dass eine Diskussion im SVWW-Forum (ja, sowas gibt’s tatsächlich) stattgefunden habe, welche anderen Städte denn wohl damit aufwarten könnten, dass sich zwei Stadien von beträchtlicher Größe direkt nebeneinander befinden.
In Wiesbaden ist dies mit der BRITA-Arena und dem Stadion an der Berliner Straße, seit September 2009 der „Helmut-Schön-Sportpark“, der Fall.
Beide verfügen über eine Kapazität von über 10.000 Menschen, welche sich gleichzeitig auf die Ränge des Stadions begeben können, und befinden sich direkt nebeneinander.
Einzige vergleichbare Situation, die den Foristen in den Sinn kam, war das Westfalenstadion neben dem Stadion Rote Erde (welche übrigens, wie Leser des Buches „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“ wissen, während des Baus des Westfalenstadions als „Zwillingsstadion“ tituliert wurden).
Deshalb die Frage, hier beim Gewinnspiel ohne Gewinne:
Wo gibt es zwei nennenswert große Stadien in direkter Nachbarschaft?
Ihr schwarmgedächtnist, ich fülle die Liste auf. Zur Einschränkung: ein einfacher Sportplatz tut es nicht, es sollten schon beides richtige Stadien sein. Was ein Stadion definiert, das wiederum entscheidet jeder selbst. 10.000 Zuschauer Fassungsvermögen müssen es nicht sein, sind aber eine Art Anhaltspunkt.
Stundenlang fuhr ich damals mit meinem Renault R5 durch die Straßen von Paris, um das Leben in dieser Stadt aufzusaugen.
Der very deutsche Way of eine Kultur kennenlernen. Mit dem Auto durch die Gegend fahren. Anhalten, aussteigen und mit den Leuten reden hat er sich wohl nicht getraut.
(Nur ein kleiner Aufhänger, dieses in Wahrheit sehr schöne Interview von 11Freunde mit Pierre Littbarski zu verlinken und ans Herz zu legen. Littbarski hat ja als Trainer selten ein besonders glückliches Bild abgegeben. Als Spieler gehört er aber zu den ganz Großen, nicht nur seiner Zeit, sondern überhaupt. Fraglich auch, was für Interviews von 11Freunde in 30 Jahren geführt werden können. „-Wie war das damals, im Fußballinternat? -Jeden Tag Training. -Aha! Erzählen Sie mehr!“ Littbarski hingegen hat etwas aus seiner Fußballzeit zu erzählen. Deshalb ja auch die Verlinkung.)
UPDATE: Die aktuellen Termine finden sich hier: Lesetermine!
Wenn es hier in letzter Zeit nicht mehr ganz in der altbekannten Frequenz vor sich ging, dann hat das mehrere Gründe, von denen die meisten Positives an anderer Stelle bewirken.
Einer zum Beispiel war der hier erläuterte, eine andere Spielerei der Extraklasse wird in Kürze auf dieser Seite implementiert werden — und dann waren da auch noch die Vorbereitungen für weitere Lesetermine, was als Einmann-Betrieb immer etwas mehr an Zeit erfordert, als wenn man von Proffis (O. Hitzfeld) den Rollstuhl geschoben bekäme.
Herausgekommen sind die folgenden bundesweiten Termine für die Lesung „Drama Queens in kurzen Hosen“, andere werden folgen und sind ebenfalls schon in Arbeit. Also, save the date für die jeweils passende Region im eigenen Terminkalender und schwupps alle Freundinnen und Freunde zum Abend mit Trainer Baades Drama Queens eingeladen.
Der Termin in Berlin am 5. Mai findet am Vorabend der diesjährigen re:publica statt, welche am 6. Mai beginnt — vielleicht also auch für den einen oder anderen interessant, der ohnehin plant, dorthinzufahren und einen Abend früher in der Hauptstadt aufzuschlagen.
Es ist nichts passiert das gilt leider ziemlich genau für die gestrige Partie zwischen den Niederlanden und Deutschland. Das mit großem Abstand unspektakulärste und ganz bott schlechteste Spiel seit geraumer Zeit für dieses Team und diesen Trainer. Es gibt aber nichts Schlechtes, aus dem man nicht etwas Gutes ziehen könnte.
Erstens diente die Partie hervorragend dazu, wieder ins Gedächtnis zu rufen, in welch goldenen Zeiten diese Mannschaft ansonsten lebt. „Ribbeck und die Bratwürste“ sind noch nicht so tief versunken, dass man sich nicht mit leichtem Gruseln sehr gut daran erinnern könnte, aber es braucht dafür dann schon einen Anlass wie dieses fad anzusehende Spielchen.
Zweitens kann man aus dem 0:0 zudem wieder mal ziehen, dass Fußball eben so ist. Mitreißend, faszinierend, atemberaubend und auch stinklangweilig, ermüdend, ohne Höhepunkte plätschernd, so wie gestern.
In einer anderen Partie ist gestern dagegen sehr viel passiert, unter Anderem wurde dabei das Tor des Jahres des internationalen Fußballs erzielt, vielleicht sogar des Jahrzehnts (man vergleiche dazu die mehrheitlich öden 10 Vorschläge zum „Tor des Jahres“ der FIFA) als Zlatan Ibrahimovic mit seinem Fallrückzieher aus ca. 20 Metern den Schlusspunkt unter seine insgesamt vier Tore zur Demontage Englands setzte.
Ein Tor, an welchem man zwar in den Medien heute ohnehin nicht vorbeikommt, welches aber so schön ist, dass es auch hier im Bild gezeigt werden soll. Vielleicht kommt der eine oder andere auch jetzt erst von der Arbeit und schaltet „Trainer Baade“ ein, für all jene also der Service hier.
Falsch liegen aber Stimmen, welche damals behaupteten, dass mit dem 4:4-Remis zwischen eben jenen Schweden und Deutschland „nichts passiert“ sei in dem Sinne, dass keine Chancen geschmälert oder zerstört worden seien. Man muss wahrlich kein Fachmann sein, um das Folgende zu verstehen:
1. Deutschland
4 3 1 0
15:6
+9
10
2. Schweden
3 2 1 0
8:5
+3
7
Es ist an jenem Tage in Berlin sehr wohl „etwas passiert“. Denn gesetzt beide Teams gewinnen ihre restlichen Partien und Schweden steht mit der besseren Tordifferenz da, reicht ihnen ein Remis gegen Deutschland gleich welcher Höhe, um die Gruppe als Tabellenerster abzuschließen.
Andersherum und negativer formuliert: die deutsche Mannschaft müsste dann in Schweden gewinnen, wenn sie nicht als Gruppenzweiter in die Playoffs gegen einen anderen Gruppenzweiten gezwungen werden möchte.
Und zwar müsste sie dann, deshalb auch die Verknüpfung in diesem Beitrag, gegen jene Schweden gewinnen, die schon mal ein 0:4 gegen Deutschland noch ausgleichen oder in Person von Zlatan Ibrahimovic den Engländern 4 Tore verpassen.
Die mehr oder weniger „daily soap“ namens „Trainer Baade“ wird natürlich auch dann fortgeschrieben, wenn gerade keine neuen Folgen veröffentlicht werden, in den letzten Tagen grippal bedingt. Ereignet hat sich dennoch eine Menge im Intriganten- und Mimosenstadl namens Profifußball, was jetzt aufgearbeitet werden muss.
Deutschland führt nach berauschender Gala im Berliner Olympiastadion gegen den vermeintlich stärksten Konkurrenten in der Qualifikation für die WM in Brasilien mit 4:0 und gibt historisch einmalig eine Führung mit vier Toren noch aus der Hand. Schwierig macht die Bewertung dieses auch hier als „Desaster“ titulierten Ereignisses die Hinterher-ist-man-immer-klüger-Problematik. Denn wer hätte schon groß nach den zwei Gegentoren gekräht, wenn es beim 4:2 geblieben oder gar noch zu einem 5:2 oder 6:2, wie sonst gerne vornehmlich gegen Österreich erzielt, angewachsen wäre?
Hinterher weiß man natürlich, dass es falsch war, nicht die Defensive zu stärken. Aber hat man das Fehlen eines solchen Schrittes nach den zwei Gegentoren durch Griechenland bei der EM bemängelt? Oder nach jenen zwei durch eben genanntes Österreich in einem der vorigen Spiele? Hat man Löw vorgeworfen, dass er nach dem Anschluss durch die Niederlande bei der EM nicht anders gewechselt hat, als er es tat?
Insofern ist es wichtig zu wissen, ob alle, die nun nörgeln oder sich überhaupt äußern, wenigstens nach dem 3. Gegentor sicher waren, dass auch noch ein viertes folgen würde. Was retrospektiv schwierig in ehrlicher Weise zu beurteilen ist, gerade da diese Partie nun auch schon 7 Tage her ist. Dennoch einmal die Bitte an alle, die diese Frage für sich innerlich beantworten, dies so ehrlich wie möglich zu beantworten (mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Zeugenaussagen vor Gericht mit höchster Vorsicht zu genießen sind, das gilt dann natürlich auch hier):
War nach dem Tor zum 3:4 wirklich so glasklar, dass auch ein viertes folgen würde, dass man anders hätte wechseln müssen?
Die Folgen dieses verheerenden Remis‘ sind insbesondere angesichts der noch nicht verarbeiteten (geschweige denn verziehenen) Halbfinalniederlage gegen Italien sowie den beiden sehr schwachen Partien gegen Argentinien und Österreich nicht einzuschätzen. Immerhin hätte Löw, so er nicht ebenfalls grippal erkrankt wäre, diesmal die Eier gehabt, nicht wochenlang in der Versenkung zu verschwinden, um sich hernach in einer etwas obskuren Pressekonferenz ohne Anlass gegen alle aufgelaufenen Vorwürfe, sinnvoll (schlechtes Coaching) oder nicht (Hymne, etc.) zu erwehren.
Sondern wäre direkt ins Sportstudio des ZDF marschiert und hätte sich dort verteidigt. Eloquenter sicher als direkt im Anschluss ans Spiel, als ihm nicht nur das Gesicht aus selbigem, sondern auch jeglicher Lebensgeist aus den Gliedern gefahren war. Das darf man merkwürdig finden, gleichzeitig darf man auch darauf hinweisen, dass derlei in nun 104 Jahren Länderspielgeschichte tatsächlich noch nie vorgekommen ist.
Weshalb man auch hier zur Einordnung dieses Ereignisses wissen sollte, sofern man im Fußball etwas „wissen“ kann, ob es schlicht ein ganz besonderes, aber einmaliges Ereignis war, oder ob es sehr wohl etwas mit der aktuellen Konstellation an Spielertypen und deren Auftreten in Länderspielen zu tun hat. Und ja, die Fragestellung ist, alter Martkforschungstrick, zugespitzt, damit man sich entscheiden muss. Wer meint, dass man diese Frage nicht entscheiden kann, der stimme eben nicht ab. Allen anderen allerdings Dank im Voraus.
Was sich auf jeden Fall enorm verändert hat, ist die öffentliche Sicht auf Löw. Schon wieder ein Fehler, wenn nicht gleich mehrere, jedenfalls hat er falsch und zu wenig (die dritte!) Auswechslungen getätigt, zumindest Letzteres ist unabhängig von allen hellseherischen Fähigkeiten zutreffend.
Womöglich ist Löw es angesichts der vielen positiven Ergebnisse in den letzten Monaten nicht mehr gewöhnt, überhaupt in solchen Partien in hektische Situationen zu geraten. Möglicherweise war er es aber auch noch nie. Und vielleicht war Urs Siegenthaler an jenem Abend in Berlin beim Stand von 4:0 auch schon nach Hause gegangen, in ein Hotel am Alexanderplatz, mit extradicken Betonwänden aus der Zeit des Kalten Krieges und ergo keinem Handynetz. Wenn aber ein Trainer derart von anderen Geistern abhängig ist, darf die Frage gestellt werden, wieso Siegenthaler eigentlich nicht mit auf der Bank sitzt.
Löws Image jedenfalls hat, ob nun durch ihn verschuldet oder durch einen hanebüchenen Schwenk des Fußballgotts, enorme Kratzer erhalten. Und angesichts der vier Gegentore mit allen Schwächen der jeweils beteiligten deutschen Spieler ist noch dazu völlig in den Hintergrund gerückt, dass weiterhin keine Standards trainiert werden, ob defensiv oder offensiv.
Ebenso weiterhin darf man das hier nicht falsch verstehen: Löw soll nicht abgelöst werden. Die verfügbaren und willigen Alternativen wären kaum besser. Nur soll er endlich an seinen eigenen Schwächen arbeiten. Insofern mag dieses 4:4 tatsächlich einmal als mittlerer Wendepunkt gesehen werden. Die Augen kann man jedenfalls nun endlich nicht mehr davor verschließen, dass „vorne hui und hinten pfui“ gegen Spanien oder Italien nicht reichen wird. Und dass die langjährige defensive Nachlässigkeit endlich wirksam bekämpft werden muss. Natürlich macht das einem wie Löw weniger Spaß, weil es da weniger zu feiern gibt. Aber: (auch) zo is voesbal.
Was uns allen supercoolen, total reflektierten Fußballfans ja gemein ist, ist dass wir niemals auf eine Partymeile gehen würden, um dort ein Fußballspiel zu schauen. Da wir dort niemals hingehen würden, haben wir natürlich auch keine Ahnung, wie es dort so zugeht. Was uns nicht davon abhält, diese Einrichtung rundheraus komplett abzulehnen, denn auch wenn wir noch nie dort waren, wissen wir als supercoole, totale reflektierte, manche sagen sogar „wahre“ Fußballfans natürlich, dass man dort schon allein einfach so niemals hingehen würde. Wer die Frage nach den Gründen dafür stellt, disqualifiziert sich schon durchs Stellen dieser Frage. Einem supercoolen, total reflektierten Fußballfan müsste man eben nicht erklären, warum man nicht auf eine Fanmeile geht, um ein Spiel zu sehen. Fragt er danach, ist er eben kein solcher womit er auch keine Antwort auf diese Frage verdient. Da sind wir uns hoffentlich einig.
(Hey, pscht, für die, die es doch ein klitzekleines Bisschen interessiert, wie es dort so zugeht, mittendrin in einer Fanmeile bei einem Spiel, in dem gerade ein Tor gefallen ist: hier entlang. Aber niemandem weiter erzählen. Danke.)
Die Erfinder des 2xBerlin!-Wirfahrendajetztmalhin!-Schlachtrufs im Zuge von Veranstaltungen im DFB-Pokal sind die Fans von Bayer Uerdingen, heute KFC Uerdingen. Zumindest ist das so, wenn man RPO Glauben schenken darf, was oft schwerfällt. Hier allerdings nicht ganz so schwer, war das 1985er-Finale des DFB-Pokals doch das erste, das in Berlin stattfand.
Von manchen Bräuchen nimmt man an, dass sie schon immer zum Fußball gehörten. Dann ist es schwer vorstellbar, dass diese Dinge einmal anders waren. Zum Beispiel sich wegen der (selbst ernannten) Zugehörigkeit zu einem Fußballverein gegenseitig auf die Fresse zu hauen, und dabei so viel Spaß zu empfinden, dass man es freiwillig immer wieder macht. Oder aber eben im DFB-Pokal dieses Berlin-Fahren-usw. anzustimmen, was es erst seit dem 6. April 1985 gibt, als Bayer Uerdingen sein Halbfinale im DFB-Pokal in Saarbrücken gewann. Womit seine Fans sicher sein konnten, tatsächlich nach Berlin zu fahren, bzw. den für sie dazu nötigen Anlass zu besitzen.
Den heute deutschlandweit bekannten Slogan „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ erfanden die Uerdinger Fans, nachdem ihre Mannschaft am Ostersamstag 1985 das Halbfinale mit 1:0 beim Zweitligisten 1.FC Saarbrücken gewonnen hatte.
So wären die Urheber dieses Slogans schon mal geklärt. Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage der Herkunft der „Melodie“.
Und zwar tat er das ganz persönlich, mindestens seit 1971, mit 300.000 Mark jährlich. Bis wann dieses jährlich andauerte, ist auf die Schnelle nicht zu eruieren. Und auch nicht, ob das eine oder andere seiner Erzeugnisse von da an etwas wohlwollender über den Hertha BSC berichtete.
Die Mannschaft jedenfalls schenkte ihm dankbar eine Schwarzwälder Uhr. Hört man heute auch nicht mehr, dass sich Spieler bei ihren Mäzenen bedanken, oder?
Nur ein Klub braucht nicht zu bangen: Hertha BSC spielt in der größten Bundesliga-Arena, dem Berliner Olympia-Stadion (Fassungsvermögen: 82 000 Sitzplätze), vor durchschnittlich 54 000 zahlenden Besuchern. „Hertha leistet am meisten für die Bundespräsenz Berlins“, urteilte Politmäzen Axel Cäsar Springer und freute sich, „eine Starthilfe gewähren zu dürfen“. Der Konzernherr zahlt jährlich 300 000 Mark zum Spielerkauf und trainiert gelegentlich mit. Die Mannschaft schenkte ihm dankbar eine Schwarzwälder Uhr, aus der statt des Kuckucks ein Kicker springt.
Übrigens auch ansonsten ganz lesenswert, wie viele Bundesligaklubs damals glaubten, kurz vor ihrem finanziellen Ruin zu stehen. Zieht man das nötige Geklapper vor Verhandlungen ab, bleibt immer noch relativ viel davon übrig. Damals wussten die Macher wohl noch nicht, dass sie ganz schnell too big to fail werden würden.
Bemerkenswert und heute unvorstellbar, dafür ist diese ganze Angelegenheit viel zu ernst geworden, dass der Mäzen sich dann auch rausnahm, ab und zu mitzutrainieren.
In einem Hotel zu wohnen kann man einem strohverwitweten Trainer doch nicht ernsthaft vorwerfen. Er liegt schließlich völlig richtig damit, wenn er sich rechtfertigt, dass er sich als Hotelgast um nichts kümmern müsse und so die volle Konzentration auf die Arbeit ermöglicht ist.
Wer kann schon zu Hause über den Aufstellungen fürs kommende Spiel brüten, wenn die Waschmaschine dröhnt, die Kinder schreien und auch den ehelichen Pflichten nachgekommen werden muss?
Selbst die kolportierten häufigen abendlichen Vergnügungsfahrten durchs Berliner Nachtleben tragen doch nur zur Burnout-Propyhlaxe bei, ganz im Sinne des Erfolgs, ganz im Sinne des Vereins also. Wer nichts im Leben hat außer seinem Hobby, das er zum Beruf gemacht hat, nie abschalten kann, der navigiert halt etwas näher am Kollaps als jener, der weiß, wie man sich eine Zigarre, äh, anzünden lässt.
Was man dem Bayer in Charlottenburg-Wilmersdorf allerdings vorwerfen kann, ist dass er es in einer echten Großstadt nicht allzu lange aushält. Es war schließlich seine erste. Seine Heimatstadt München beschreibt sich selbst nur als ein Dorf, wenn auch ein Millionendorf. Die übrigen Stationen seiner Karriere, Blackburn mit schlappen 100.000 Einwohnern, Liverpool mit 440.000 und Stuttgart auch gerade mal 600.000, kommen nicht mal auf eine solche Million. Da hat allein Charlottenburg-Wilmersdorf schon fast so viele wie Einwohner wie Liverpool, ganz Berlin mehr als drei Mal Millionendorf München.
Kaum wird es einmal etwas unübersichtlicher, verliert er genau diese, die Übersicht. Im Nachtleben versteht sich, bei den Terminen, die vielen Bars, wo soll man nur hingehen, wen hat man letztens noch mal angerufen und bei wessen Nummer im Display geht man am besten nicht mehr dran?
Auf dem Fußballplatz konnte er ja nicht die Übersicht verlieren, da gab es keine Strategie, die die Spieler hätten umsetzen sollen. Was bleibt, ist ein Aufstieg aus der 2. Liga mit einem Erstligakader, der Vergleich ist platt, aber zutreffend: Als würde man mit dem FC Bayern Meister werden, was dieser zumindest früher auch ohne Trainer geschafft hätte. Plus eine mediokre Hinrunde in der 1. Liga, an deren Ende sich schon das Ausbleiben dessen ankündigte, was man als Trainer ohne eigene Strategie vor allem braucht: Glück.
Als Fußballtrainer ist es zwar relativ unerheblich, ob man bei den Berliner Einwohnern verbrannte Erde hinterlässt, dem Hörensagen nach sind die allermeisten Zugezogene, die ihren Lieblingsclub aus der Heimat im Herzen behalten haben, und zur Hertha wird er ohnehin nicht zurückkehren.
Für seine Reputation als Trainer aber könnte das Eigentor kaum größer sein. Erst in Stuttgart als solcher wegen zu großer Kumpelhaftigkeit gescheitert, jetzt, weil er mit dem Leben in einer Großstadt nicht klarkam, obwohl doch das Hotelpersonal ihm die Alltagsverrichtungen abnahm.
Das bisschen Bashing der Berliner wäre da zu vernachlässigen. In Berlin sei man groß mit dem Mund, tue aber letztlich wenig. Wäre da nicht der Bumerang, den er wird annehmen und erst einmal selbst beweisen müssen, was er denn überhaupt tut, für so eine Mannschaft. Sofern er sich in der jeweiligen Stadt wohlfühlt, versteht sich, und nicht zu schnell altert, das Leben so stressig. Als Fußballtrainer. Im Hotel. So viele verschiedene Zeitungen, so viele Bars und die vielen Straßennamen erst.
Die Anzeichen verdichten sich, erst an diesem Wochenende wurde die Liste der Indizien um einen wichtiges Element verlängert. In sportlichen Fragen ist man beim WDR alles andere als neutral.
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Jener Sender, dessen Hauptsitz sich in Köln befindet, ist nicht unvoreingenommen. Bei einem unangemeldeten angemeldeten Kontrollbesuch des Produktionszentrums in Bocklemünd an der Stadtgrenze zu Köln musste die komplett mitgereiste Redaktion von Trainer Baade schockierende Entdeckungen machen.
Bei diesem Sender, der auch die Sportschau produziert (siehe Bild oben) und unter ahnungslosen Fußballfans auch in Hamburg, Berlin und München verbreitet, werden Auszubildende eingestellt, die entweder aus freien Stücken oder von ihren Ausbildern dazu gezwungen die im Bild unten gezeigten Requisiten für künftige Sendungen erstellen.
[photopress:geissbock_01.jpg,full,alignleft] Diskutabel ist, welche Variante nun schlimmer wäre: Dass Auszubildende dazu gezwungen werden, während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke zu erstellen oder dass der WDR Auszubildende einstellt, die von sich aus während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke erstellen.
DFB und DFL gaben auf nicht erfolgte Anfrage keine Stellungnahme zu diesem erschreckenden Fund ab, auch die Redaktion ist sich weiterhin unsicher, ob und wie diese Tatsache zu bewerten ist, hatten sich doch kürzlich erst zwei an der Hörfunksendung zur Bundesliga beteiligte Reporter als Anhänger eines konkreten Klubs, zufälligerweise in einem Fall bereits ebenfalls der 1. FC Köln, geoutet und das offensichtlich ohne jegliche Scham.
In diesem Zusammenhang erscheint auch der Kauf von Michael Rensing durch den 1. FC Köln noch einmal in einem ganz anderen Licht. Der WDR beschäftigt eine Nachrichtensprecherin mit dem selben Namen in weiblicher Variante: Michaela Rensing. Ist etwa der ganze WDR ein einziger Hort von Fans des 1. FC Köln?
Diese Vermutung wäre schon für alle Fans von anderen Klubs in NRW, wo der WDR ansässig ist und dessen Bürgern er das Geld („Für nur 59 Cent am Tag und damit weniger als zwei Frühstücksbrötchen“, wie WDR-Intendantin Monika Piel stolz in einer Nachricht an die Kontrolleure verkündete, ohne darauf hinzuweisen, dass man sich immer noch selbst aussuchen kann, ob man jeden Tag zwei Frühstücksbrötchen kauft oder nicht.) aus der Tasche zieht, kaum nachzuvollziehen.
Die Sportschau allerdings wird auch noch bundesweit ausgestrahlt und sollte sich besonderer journalistischer Neutralität verpflichtet sehen. Wie soll das gehen, wenn nicht nur die Reporter, sondern auch die Mitarbeiter der Werkstätten und die Bühnenbildner sowie deren Ausbilder alle Anhänger des 1. FC Köln sind?