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Schlagwort: 1. FC Kaiserslautern

Erleuchtung in Lautern

Wer das 1:1 zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Kaiserslautern gesehen hat, der muss sich wie auf einem anderen Planeten (z. B. auf dem Planeten Norwegen, dem Planeten Uruguay, handballerisch auch gerne auf dem Planeten Algerien) gefühlt haben.

Die Nennung Norwegens kommt hier nicht von ungefähr. Schließlich ist der Trainer der Norweger Lauterer (evtl. sogar umgekehrt) und führte etwas in die Liga ein, was ich seit Jahren a) nicht mehr gesehen habe und b) predige. Seit Jahren sage ich, dass Standardsituationen bei Weitem noch nicht ausgereizt sind und niemand hört auf mich, was daran liegen könnte, dass ich hier in diesem Popelsblog schreibe anstatt an der Sporthochschule Köln zu dozieren.

Der 1. FC Kaiserslautern — das Synonym für Provinz, immerhin noch knapp vor dem SV Meppen — hat gestern den Bundesligafußball im Bereich „Eckbälle“ revolutioniert. Vor der Ausführung eines bzw. mehrerer Eckbälle lungerten die Angreifer nicht im oder am Fünfmeterraum rum und ließen sich von den Abwehrspielern durch die Gegend schubsen, sondern trabten allesamt an der Sechzehnmeterraummarkierung herum, um erst dann in den Strafraum einzufallen, als der Eckball in den Strafrum flog. Die Verwirrung bei den verteidigenden Gladbachern war mit Händen zu greifen.

Ob diese Variante fruchtbarer ist als die herkömmliche, mag ich nicht zu beurteilen, in diesem Spiel war sie es jedenfalls nicht. Einem Innovationsbegeisterten wie mir, der ohnehin glaubt, dass das Ende der Möglichkeiten, gerade bei Standardsituationen, noch nicht erreicht ist, schlug jedenfalls das Herz höher, dass er in so einem mittelmäßigen Zweitligaspiel solch eine überraschende Neuerung miterleben durfte.

Und wer eine einer solchen Variation bringt, hat vielleicht auch noch mehr in petto. Der Nebenaspekt „Norwegen“ sollte dabei nicht unter den Tisch fallen, waren es doch die Norweger, die bei der WM 1998 bei Eckbällen zwei ihrer Spieler auf die Torlinie postierten, um den gegnerischen Torwart und auch die Verteidiger zu verwirren. Auch das war meines Wissen von wenig Erfolg gekrönt, aber selbstredend einen Versuch wert.

Wir sollten den 1. FCK und seine Standardsituationen im Auge behalten und dürfen gespannt sein, was da alles noch folgen wird. Hurra, endlich etwas Neues.

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Unbekanntes aus … Bruchmühlbach-Miesau

… Bruchmühlbach-Miesau.

Hier wohnt einer der letzten drei noch lebenden Weltmeister von 1954: der in der Vor-WM-2006-Phase bei allen denkbaren Veranstaltungen unvermeidliche Horst Eckel, der letztens noch seinen 75. Geburtstag groß feierte. Bruchmühlbach-Miesau hat schon einen Bindestrich und ist trotzdem immer noch so klein, dass von diesem Ort außer den eigenen Einwohnern noch nie jemand zuvor gehört hatte. Erstaunliches Detail aus der Karriere des Horst Eckel: bei seinem ersten Training beim 1. FC Kaiserslautern konnte er angeblich nur mit der Picke schießen. Dass so einer dann später noch Weltmeister wird, das konnnte es wohl auch nur „früher“ geben.

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Dem Klose sein Sitzfleisch

Wäre man nur nicht so lethargisch, man könnte sich glatt über den Wechsel von Klose zu den Bayern ärgern. Zum Glück sind hier auf dieser Seite gerade die Wochen des Dativs angebrochen. Also ärgern wir uns doch über dem Klose.

Natürlich niemals zu den Bayern, aus der Bundesliga wechselnd schon mal grundsätzlich nicht. Sollte Barcelona nicht anklopfen, wird es höchstens Chelsea, also allerniedrigstens. Vielleicht auch Real, man frage nach im Hause Metzelder. Nun geht Klose doch zu diesem Verein, der nur Fans in der Vorstadt hat, und man fragt sich, was er dort erreichen möchte, UEFA-Pokal hin oder her.

Wie Jockinho vom strafstoss zutreffend bemerkt, wird Klose damit seine niemals richtig groß gewordene Karriere in richtig kleinem Rahmen beenden. In zwei oder drei Jahren, in denen er hauptsächlich mit Poldi zusammen Karten auf der Ersatzbank gespielt haben wird, wechselt er dann zurück zu Kaiserslautern, weil immer noch kein großer Club aus dem Ausland angefragt hat. Da ist die Karriere vorbei, ohne dass sie je richtig begonnen hätte, sieht man von dem einen Mal Torschützenkönig der Bundesliga respektive WM ab.

Erfolgreiche Karriereplanung sieht anders aus. Und nur weil er glücklich in Bauernschlau-Dudenhöfer ist, muss er doch noch lange nicht seine gesamte Laufbahn mit einem einzigen misslungenen Schachzug ruinieren. Das ist aktuell eher Magaths Job.

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Unbekanntes aus … Belgien

… Belgien.

Bei seinem Engagement beim belgischen Lierse SK erzielte Kjetil Rekdal, der neue Lauterer Trainer, in 181 Spielen 71 Tore. Wir fragen uns: War er zu dieser Zeit Stürmer?

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Hauen und Stechen

Alemannia Aachen
FSV Mainz 05
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
Greuther Fürth
1. FC Kaiserslautern
FC Augsburg
1860 München
1. FC Köln
Erzgebirge Aue
SC Paderborn 07
TuS Koblenz
FC Carl Zeiss Jena
Kickers Offenbach
SV Wehen
TSG Hoffenheim
FC St. Pauli und evtl.
1. FC Magdeburg

Das sind mit Aachen, Mainz, Gladbach, Köln, 1860, Freiburg und Kaiserslautern schon mal sieben Teams, die eigentlich aufsteigen wollen. Da es nur drei Aufstiegsplätze gibt, darf man sich bei 1860 oder bei Kaiserslautern oder in Gladbach auf noch ein weiteres Zweitligajahr einstellen. Höchstwahrscheinlich kommt noch der eine oder andere Überraschungsgast an der Tabellenspitze hinzu. Greuther Fürth ist ja immer ein Kandidat, dann vielleicht Aue oder gar der SV Wehen. Das wird ein Hauen und Stechen um den Aufstieg.

Ich fürchte, Gladbach hat hierbei nicht gerade die besten Karten. Und da nützt auch das schöne Stadion nix. Genauso wie in den WM-Städten Köln und Kaiserslautern. Wir dürfen gespannt sein und ich kann jetzt schon sagen, dass ich auch in der nächsten Saison die zweite Liga mit größtem Interesse verfolgen werde.

In den Regionalligen wird das Hauen kaum geringer ausfallen, schließlich geht es in diesem Jahr um die Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Wer weiß, vielleicht 2008 gar mit Mönchengladbach dabei? Der 1. FC Köln vielleicht?

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Nie mehr zweite Liga

Nachdem ich heute das „Spitzenspiel“ des MSV Duisburg beim 1. FC Kaiserslautern im Fernsehen sah, muss ich sagen: Keiner von beiden sollte aufsteigen. Phrasen mag ich ohnehin nicht, also spare ich mir das „Not gegen Elend“ und sage: Das war technisch dermaßen unzulänglich in vielen Situationen, dass es unzweifelhaft richtig ist, dass diese beiden Mannschaften in der zweiten Liga spielen.

Wie Bellinghausen den Ball vor Books großer Torchance über sich hinwegspringen lässt, das sah schon schwer nach D-Jugend-Fehler aus. Wie die Lauterer sich über zwei Meter den Ball durch Einwurf zuwerfen und dann ins Aus köpfen, das sah schon schwer nach C-Jugend-Fehler aus. Wie ein Lauterer einen lächerlichen falschen Einwurf ausführt, das sah schon schwer danach aus, als wenn er die Regeln einfach nicht kennt. Wie Book ein ums andere Mal die Chance zum geschickten Abspiel verstreichen ließ oder wie schlimmfürchterliche Aufbauversuche der Lauterer schon vor der Mittellinie scheiterten: all das sah nicht so aus, als hätte eine der beiden Mannschaften eine ernsthafte Chance, in der ersten Liga zu bestehen.

Aber vielleicht schaue ich einfach nur zu selten Zweitligafußball, um dieses Spiel richtig einschätzen zu können. Seit heute weiß ich wieder, warum.

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Kein gar nix in Essen

Erinnern wir uns an einen windigen, sehr windigen Tag im Januar 2007. Weil ein Orkan über Deutschland hinweg-, nein, nicht fegte, danach war es noch unordentlicher als vorher, hinwegbrauste, fiel so manches ins Wasser respektive aus. Und wenn man nicht nur gerne dem eigentlichen Fußballspiel beiwohnt, sondern auch die Atmosphäre während der Fahrt zu einem Spiel erleben möchte, bietet sich eine Anreise per ÖPNV an.

Keine Züge in Essen

An jenem windigen Freitag im Januar 2007 wollte ich eine meiner großen Bildungslücken schließen und das Essener Georg-Melches-Stadion aka Stadion an der Hafenstraße mal lebendig in Augenschein nehmen. Davor hatte der windige Tag aber eine Anreise per PKW gestellt, denn schon der Duisburger Hauptbahnhof sah aufgrund der vielen ausgefallenen Züge so aus:

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Wer sich dann und wann werktags zur rauschenden Stunde im Düsseldorfer Hauptbahnhof aufhält, wird an obigem Bild nichts Besonderes finden, doch es sei versichert, dass diese Menschenmassen in Duisburg eine Singularität darstellen: Nichts ging mehr, bzw. gehen ging noch vieles, aber fahren fuhr nichts mehr. Keine Züge, kaum Busse.

Keine „Arena“ in Essen

Da ich in Bekanntschaft eines automobilen Lautern-Fans bin — ja, so etwas gibt es tatsächlich auch außerhalb der Region, um mal wieder einen Gruß an Janus zu senden — wählten wir für die Anreise zum Spiel von RW Essen gegen Kaiserslautern das Auto. Parkplätze zu finden war kein Problem an diesem Abend, so dass wir rechtzeitig am Stadion ankamen, wo ich feststellen durfte, dass das Stadion tatsächlich noch eines ist und keine Arena.

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Ein paar nicht miteinander verbundene Tribünen, vier hoch aufragende Leuchtturmmasten, die ihr gleißendes (darf man solch einen Elfmeter, um das Wort „gleißend“ zu benutzen, ungeachtet liegen lassen?) Licht in den Abendhimmel werfen und besonders — mal wieder — bei Nieselregen ihre Erhabenheit entfalten. Schön sind solche Stadien, noch dazu, wenn sie wie in Essen ohne Laufbahn auskommen.

Keine vierte Tribüne in Essen

Der kleine bis mittelprächtige Kulturschock ereilte mich aber bereits nach der Leibesvisitation an der Stadionpforte: Offensichtlich waren die Bauarbeiter damals alle gleichzeitig bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen, der Stadt Essen ging mitten im Bauvorgang das Geld aus oder der Architekt hatte einen wenig erzogenen Hund, der einen Teil der Baupläne auffraß, bevor sie umgesetzt werden konnten. Das Stadion hat nur drei Tribünen, und hinter einem der beiden Tore klafft ein großes Nichts.

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Gut, wie man auf dem Foto sieht, ist es nicht wirklich nichts. Irgendeine Form von Festzelt stand unbeteiligt am Stadiongeschehen in der Gegend rum. Es gibt jedenfalls keine Zuschauer dort. Da hat man so schöne „britische“ Atmosphäre in diesem Stadion und dann das: zu einer Seite offen, nicht nur der Schall entweicht auf dieser Seite, auch dem Auge fällt es schwer, in Stimmung zu kommen, wenn sich die Szenerie hinter dem einen Tor wie auf einem Kreisligaplatz präsentiert. Nichtsdestotrotz wurde hier Zweitligafußball gespielt und vor ein Fußballspiel hat irgendjemand ja noch dieses Aufwärmprogramm für die Zuschauer gestellt. Normalerweise besteht jenes aus Audiowerbung für den Reifenhändler um die Ecke plus ein paar tanzende Mädchen, nicht so in Essen.

Keine Cheerleader in Essen

Statt Cheerleadern gab es in Essen etwas, was mich schwer an das Image des Fußballs erinnerte, wie ich es… damals… und so weiter… mit Blaskapelle und Würstchenstand, lange vor Poldi und Schweinis Zeiten. Dicke Schiedsrichter mit dicken Bäuchen, bei denen eher der Schiedsrichter-Dress platzen würde als die Haut der Wurst, die auf dem nicht weit entfernten Grill vor sich hin brutzelte. Dazu noch das Gerede von Kameradschaft und der Spruch, den jede Mannschaft vor Anpfiff aufsagen musste, der irgendetwas mit Fairness zu tun haben sollte, meist aber völlig sinnfrei war.

Statt Cheerleadern gab es in Essen „Fahnenschwenker“ vor dem Anpfiff zu sehen. Fahnenschwenker, Ihr habt schon ganz richtig gelesen. Wir standen auf der Tribüne, und dann trat eine Horde Menschen mit Fahnen auf den Platz, die sie zu rhythmischer Rhythmik schwenkten. Musik war das nicht, es war eher ein Gedröhne, dafür war die Anlage wohl auch zu schlecht in Essen. Vielleicht war es auch als Musik gemeint, es kam aber nur eben jenes Gedröhne und Geplärre. Und zu dieser Rhythmik schwenkten die Damen und vielleicht auch Herren da unten ihre Fahnen. Ich dachte erst, ich hätte mal wieder den Karnevalsbeginn verpasst, dem war aber nicht so. Mitten im Januar standen dort unten Menschen und schwenkten Fahnen vor einem Fußballspiel. Ich habe bis heute nicht verstanden, was daran unterhaltsam oder interessant gewesen sein soll. Es ist ja jedem gegönnt, sich mit der Fahnenschwenkerei in seiner Freizeit zu beschäftigen und sicher gibt es in diesem Metier auch tolle Wettbewerbe, die dann von total subjektiven Wettkampfrichtern entschieden werden, ähnlich transparent wie beim Tanzen, Dressurreiten oder Turmspringen, aber was hat eine Gruppe Fahnenschwenker vor einem Bundesligaspiel auf dem Platz zu suchen?

Wäre es wenigstens eine Bergmannskapelle gewesen, hätte ich den „regionalen Bezug“ noch verstanden, aber diese Veranstaltung ließ mir schon ein wenig den Kiefer runterfallen, weil die Essener Präsis ernsthaft glauben, von so einem Fahnengeschwenke würde sich jemand unterhalten fühlen.

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Das Spiel begann trotz der Fahnenschwenkerei irgendwann mit aufgewecktem Publikum, das sich auch von der prekären Schallsituation in einem nach einer Seite offenen Stadion nicht einschüchtern liess und für die relativ geringe Zuschauerzahl gute Stimmung machte.

Meine Stimmung war auch gut, schließlich bekam ich mehrfach Bier von der Bierzapferin geschenkt, weil es ständig in kaputten Plastikbechern ausgeschenkt wurde und so an meinen Fingern entlang auf den Boden vor dem Kirmesbudenbierstand tropfte, statt in meinen Magen.

Keine Toiletten in Essen

Wie das so ist, wenn man Getränke in gesteigerter Menge zu sich nimmt, muss man irgendwann auch mal das Örtliche aufsuchen, welches sich in Essen noch in der Tradition alter Bahnhofsklos präsentiert. Alteingesessene erinnern sich vielleicht noch an den Charme der Toiletten des Bochumer Hauptbahnhofs vor ihrer Renovierung. Wer dann noch an das Ruhrgebiet in den 1970er und 1980er Jahren und die damalig ausgeprägte Drogenszene rund um Hauptbahnhöfe denkt, kann sich vorstellen, wie einladend diese Toiletten gewesen sein mögen, von der Abwesenheit von Zuständen, die entfernt an „Hygiene“ erinnern könnten, ganz zu schweigen. (Wer sich nicht erinnert oder noch zu jung war, der kann bei Reinhard Krause sehenswerte Impressionen besagter Zeit finden.)

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Im Essener Stadion steht man noch immer in dieser Tradition. So gibt es auch keine Pissoirs, sondern die obligatorische Pinkelrinne, deren Rinnencharakter aber so wenig ausgeprägt ist, dass man nach dem Besuch der Toiletten nicht weiß und vielleicht auch nicht wissen möchte, was es ist, was da unter den Schuhen so klebt. Fast schon romantisch wirkten diese zerfallenen Toiletten auf mich, waren sie noch dazu in einem Extra-Toilettenhäuschen außerhalb des Stadions untergebracht, gerade so, als wären Toiletten beim Bau des Stadions vergessen worden.

Keine Tore in Essen

Wie man weiß, werden Fußballspiele, sogar wenn Tribünen gänzlich fehlen, durch Tore entschieden, und zwar durch erzielte. Es fällt ja den wenigsten noch auf, dass diese Bezeichnungen im Deutschen zufälligerweise identisch sind: da steht ein Tor, also dieses Gestänge und eine Mannschaft erzielt ein Tor, also quasi einen „Punkt“. Tor und Tor, beides dasselbe.

Seit Günter Jauch und dem Torfall von Madrid ist dieser Umstand dem einen oder anderen vielleicht wieder nach etwas weiter vorne ins Bewusstsein gerückt, Tendenz ist aber eher nein. Tore an sich, also diese Gestänge, gab es natürlich in Essen, zwei an der Zahl und somit auch nur eins weniger als Tribünen.

Doch trotz der theoretischen Möglichkeit, hier ein solches zu erzielen, wollte das keinem der Teams gelingen. Das ist zumindest dann eher blöd, wenn man „neutraler Zuschauer“ ist, was ich in diesem Spiel war. Zu Rot-Weiß Essen habe ich überhaupt keine Verbindung, für mich bis zum Tag des Betrachtens dieses Spiels mehr oder weniger ein nicht-existenter Verein (in meiner persönlichen Wahrnehmung, natürlich nicht beim Studium der diversen Tabellen), Kaiserslautern hat mir mit seinem inzwischen schon zweiten Abstiege irgendwie den Spaß verdorben. Das trage ich dem Verein allerdings nicht nach, viel schlimmer war die Tatsache, im erneuten entscheidenden Abstiegsendspiel (man erinnere sich an das legendäre Wimmern von Andy Brehme in den Armen von Rudi Völler im Jahre 1996) am allerletzten Spieltag der vergangenen Saison nicht schließlich und endlich Wolfsburg in den Schlund der zweiten Liga gestoßen zu haben. Und das trotz zwischenzeitlicher 2:1-Führung. Hier hingegen führte niemand. 90 Minuten lang führte niemand, was eben daran lag, dass niemand ein Tor in ein Tor hinein schoss.

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Da ich aber ohnehin nicht in erster Linie wegen des Spiels, sondern wegen des Groundhopperpunkts gekommen war, war der Spielstand mit den zwei gähnenden Nichts und auch der Spielverlauf mit seinen kaum vorhandenen Torchancen (ich glaube, Essen hatte eine große in der ersten Halbzeit) für mich nicht weiter tragisch. Außerdem finde ich es immer amüsant zu sehen, wie Fans eines bestimmten Vereins, denn schließlich stand ich im Lautern-Block, Gefühlswallungen der schlimmen Art durchmachen, während sie das Spiel betrachten. Bei objektiver Betrachtung gab es dort abgesehen von der Langeweile eigentlich nicht viel zu leiden, aber die Lautrer Fans litten.

Kein Respekt in Essen Duisburg

Ich litt auch, unter schwacher Blase, und suchte erneut jenen charmanten Ort auf, an dem die Füße so kleben, und dabei fiel mir ein extra laminierter DIN-A4-Ausdruck auf, den irgendein Schelm an der Innenwand des Häuschens angebracht hatte, nicht ohne seine url preiszugeben. Offensichtlich ist es tatsächlich so, dass Essener Zuschauer diesen Ort, das „Gästeklo“, nie zu Gesicht bekommen, strikte Fanblocktrennung. Anders ist es nicht zu erklären, dass dieser Ausdruck noch Wochen nach dem Gastspiel des MSV in Essen vorhanden ist:

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Vom eigentlichen Spiel gibt es wie gesagt kaum etwas zu berichten, und möglicherweise ist es inzwischen sogar verboten, Spielberichte von offiziellen DFL-Spielen zu veröffentlichen, weil man damit irgendwelche Rechte verletzt, deshalb gibt es dazu nun nichts zu lesen. Im Nachhinein aber erstaunlich, dass eine an diesem Tage doch arg limitierte und ziemlich einfallslose Essener Mannschaft tatsächlich den FC Köln mit 5:0 auseinandernehmen konnte.

Keine Sieger in Essen

Wie das meistens so ist, wenn es keine Tore gibt, gab es auch keine Sieger an diesem Tage. Ob man als Aufstiegsaspirant mit einem Auswärtspunkt bei einem Abstiegskandidaten zufrieden sein kann, weiß ich nicht. Ich denke tendenziell eher ja, schließlich ist in den höheren Ligen keine der Mannschaften Fallobst, bei dem man die Punkte einfach so mitnimmt. Mein Fahrer war da offensichtlich anderer Meinung, wie seine Laune auf dem Rückweg nonverbal vermittelte. Die Lauterer Spieler jedenfalls bedankten sich bei den mit- oder auch nur angereisten (die wenigsten Fans fuhren im Lautern-Teambus mit) Lautern-Fans mit einer Geste, die man häufig bei Spielern sieht: Über dem Kopf klatschten sie einige Male in die Hände. Warum die Spieler über dem Kopf und nicht vor der Brust in die Hände klatschen, hab ich noch nie verstanden, so auch bei diesem Spiel nicht. Das macht aber nichts, so bleiben wenigstens noch ein paar Bildungslücken offen. Das Essener Stadion ist nun aber keine mehr für mich.

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Nach Medizinmann Art

Kein Wunder, dass es mit dem 1. FC Kaiserslautern nix mehr wird. Wie der viel zitierte Herr kicker schreibt, ist auch keine schnelle Heilung in Sicht, denn:

„Doch nicht nur ein rätselhafter Virus verursacht Sorgen. Symptome, die schnelle Heilung versprechen, sind nicht im Sicht.“

Im Sicht sind sie nicht und im Schacht sind sie auch nicht, die heilsamen Symptome. Heilende Symptome sind ohnehin schwer zu finden auf diesem Planeten, muss man sich also ernsthafte Sorgen machen um Wolfgang Wolf und seine Mannschaft?

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Eine LTU-Arena kann ganz praktisch sein

Vor allem dann, wenn man in der nächsten Saison gegen Köln und Mönchengladbach gleich zwei Derbies zelebrieren darf und noch dazu den HSV zum Punktspiel empfängt. Kaiserslautern nicht zu vergessen, so haben wir gleich fünf Stadien mit Kapazität für mehr als 40.000 Zuschauer in der zweiten Liga. Das riecht nach einem neuen, dann auf Jahrzehnte hinaus unschlagbaren Zuschauerschnittweltrekord für zweite Ligen.

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Kaiser’s Lautern

Keine Sorge, ich bin nicht unter die Legastheniker gefallen, plötzlich und unerwartet. Es überkam mich nur einfach so.

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Frohe Gesichter

Auf der Webseite des 1. FC Kaiserslautern wird man mit fröhlichen Gesichtern begrüßt. So lob ich mir das, immer alles für den Fan Kunden tun. Der ist schließlich König. Auch in der zweiten Liga.

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Brême

Nur damit Ihr mal wisst, wie die Bundesligaergebnisse (und somit auch elf der zwölf WM-Städte) auf französisch aussehen:

SAMEDI
Hambourg SV – Bayer Leverkusen : 0-2
Borussia M‘Gladbach – Hertha Berlin : 2-2
VfB Stuttgart – Eintracht Francfort : 0-2
Borussia Dortmund – FC Nuremberg : 2-1
Arminia Bielefeld – VfL Wolfsburg : 0-1
FC Kaiserslautern – Hanovre 96 : 1-0
FC Cologne – MSV Duisbourg : 3-1

DIMANCHE
FSV Mainz – Bayern Munich : 2-2
Werder Brême – Schalke 04 : 0-0

Duisburg, Heimat des Autoren, hat immerhin einen eigenen französischen Namen. Klar, dass das nicht für die schwarze Maus Wolfsburg gilt. Aber dass nicht mal Dortmund oder Stuttgart eine eigene Bezeichnung haben, während Duisbourg sie hat, wundert mich schon.

Natürlich erfahren wir auf diesem Wege nicht, wie man die zwöfte WM-Stadt — Leipzig — auf französisch nennt. Da gibt’s schließlich keinen Bundesliga-Fußball.

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Der leichte Fanatismus

Wer bei der Überschrift an dänische Karikaturen denkt, liegt falsch. Hier geht es mal wieder um die fliegenden Männer in ihren tollkühnen Toren. Georg Koch ist Torwart beim MSV Duisburg. Obwohl ihm eine große Zukunft vorausgesagt wurde, spielt er nur bei Vereinen der hinteren Reihen oder auch mal zweitklassigen Vereinen: Duisburg, Bielefeld, Düsseldorf, Cottbus, Kaiserslautern. Er entgegnet z. B. der Frage, wem er nicht in der Sauna begegnen möchte, „Angela Merkel“, wie man es auf der WM-Special-Hauptseite bei den Zitaten lesen kann.

Im Interview mit der Welt antwortet er auf die Aussage, dass er ja Nationalspieler hätte werden können:

„Hätte ich nicht, ich rede zu viel. Und es hätte Oliver Kahn nicht geben dürfen.“

Und sehr passend sagt er über Jens Lehmann, dass diesem der „leichte Fanatismus“ fehle, den er selbst, aber auch Olli Kahn habe.

Da man natürlich darüber streiten kann, ob es gut ist, wenn ein zu Wutausbrüchen neigender Berserker im Tor steht, oder es ob besser ist, einen leicht-arrogant-überheblichen, aber in aller Regel kühl beherrschten Schnösel ins Tor zu stellen, sage ich: ein Hoch auf die Schnöseligkeit.

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