Wir hatten das schon mal, es sei mir trotzdem noch einmal erlaubt:
Natürlich merkte man Jens Lehmann die fehlende Spielpraxis an. So wie man letztens Timo Hildebrand die fehlende Spielpraxis bei seinem Fehler zur 0:1-Niederlage seines FC Valencias anmerkte, so wie man auch Oliver Kahn im WM-Finale 2002 die fehlende Spielpraxis deutlich anmerkte, ebenfalls beim Durch-die-Beine-Roller nach Roberto Carlos‘ Freistoß im Spiel gegen Real Madrid in München. Man merkte es auch Harald „Toni“ (nein, der Spitzname ist nicht seltsam) Schumacher im WM-Finale 1986 an und man merkte es sogar Toni „Fußballgott“ Turek im WM-Finale 1954 an: so ein paar Turnierspiele in wenigen Wochen sind einfach zu wenig.
Macht ein Torhüter einen Fehler, ist es ein Fehler. Macht ein Torhüter, der nicht jede Woche spielt, sondern nur trainiert, einen Fehler, ist es ein Fehler wegen mangelnder Spielpraxis.
Genauso wird es morgen regnen, weil ich heute meinen Teller nicht aufgegessen habe.
Ja, du hast vollkommen Recht mit deinen Thesen und der „Vergangenheit“. DerLehmann tat mir aber echt Leid, vor allem, als er innerhalb von wenigen Minuten gleich dreimal daneben griff. Nur Glück, dass die Ösis den Ball nicht getroffen haben…
[…] Der Trainer über Lehmann: Macht ein Torhüter einen Fehler, ist es ein Fehler. Macht ein Torhüter, der nicht jede Woche spielt, sondern nur trainiert, einen Fehler, ist es ein Fehler wegen mangelnder Spielpraxis. Genauso wird es morgen regnen, weil ich heute meinen Teller nicht aufgegessen habe. […]
[…] Siehe auch hier […]
Der Torwart: „Wir Torhüter sind eine ganz besondere Type Typ. Wenn wir einen Fehler machen, ist dieser fatal, weil es dann ein Gegentor gibt.“
Die Presse: „Der Torhüter hat Fehler am laufenden Band gemacht. Die Mannschaft hat 3:0 aber gewonnen, oder verloren, oder was auch immer.“
Der denkende Mensch: „Ich scheiße auf die BILD!“
Danke, Arschloch! Iss in Zukunft gefälligst auf!
Ach ne, regnet ja gar nicht…
Und am Ende wird Österreich Europameister, weil die Jungs die geringste Spielpraxis hatten und am ausgeruhtesten waren. Erinnere an Ronaldo 2002 – der war vier Jahre fast nur verletzt und dadurch wunderbar fit, während Zidane und die Argentinier praktisch schon im Sauerstoffzelt gen Japan/Korea geflogen waren.
[…] Nein, nicht schon wieder! 90 Minuten in Wien haben schon wieder eine Diskussion ausgelöst, als ginge es um das Ende der Welt, das nur einer verhindern kann: der richtige deutsche Torwart. Trainer Baade schrieb heute schon weise Worte zur fehlenden Spielpraxis. Eine andere Meinung wird im führenden Organ für den Kahnismus, der Sport-Bild, gepflegt. Der Dino muss wieder her, der T-Rex unter den T-Hütern: Oliver Kahn ist zwar älter geworden, aber noch immer ein überdurchschnittlich guter Torwart. Nicht ohne Grund bringen ihn Experten zur Zeit wieder für ein Comeback zur EM in der Nationalmannschaft ins Gespräch. Welche Experten? Max Merkel ist doch schon tot und Udo Lattek äußert erst wieder am Sonntag um 11 Uhr seine Gedanken auf DSF. Nein, ein Experte namens Alexander Steudel ist nur einen Klick entfernt, hält sämtliche Keeper für grob überschätzte Fliegenfänger – bis auf einen. Jetzt gibt es eigentlich nur eine Alternative: Der laut SPORT BILD-Datenbank in dieser Saison beste Torwart der Bundesliga. Der laut Titelsammlung erfolgreichste Torwart der Bundesliga. Der zwar auch bereits 39 Jahre alte, aber erfahrenste Torwart der Bundesliga. Der Torwart, der im Gegensatz zu Lehmann viel Spielpraxis (Meisterschaft, Uefa-Cup, DFB-Pokal) mit ins Turnier brächte:Oliver Kahn vom FC Bayern. Laut SAFFTIS SPOTTPLATZ-Datenbank war das die in dieser Saison bisher unglaublichste Behauptung über einen ehemaligen Nationalspieler. Mit Betonung auf bisher. Aber jetzt gehe ich erst einmal brav Abendbrot essen, damit morgen wenigstens über Lüneburg die Sonne scheinen wird. […]
Nein, das war nicht die fehlende Spielpraxis!
Das war die Art von „Fehler“, wie sie einem wie Jens Lehmann in *jedem* Spiel 1-2mal unterlaufen. Meist normalverteilt über 90 Minuten (auch bei der WM gegen Argentinien oder Italien), so dass es ob fehlender Konsequenzen (glücklicherweise? leider?) wenigen auffällt. Er hatte bislang einfach Glück, dass diese haarsträubenden Unzulänglichkeiten im Tor der NM keine Gegentore zur Folge hatten. (Darüber könnte man allerdings auch mit Arsenal-Fans nochmal sprechen…)
So wenig ich JL ausstehen kann – das ist nicht eine Kritik an seinen Fähigkeiten, nur an seinem Torwartspiel. Das ist eine Kritik an dem hauptsächlich in Deutschland gehegtem Dogma des „mitspielenden Torhüters“. Bei diesem sind solche „Fehler“ zwangsläufig. Wenn man als Torwart 20m vor dem Tor den Zweikampf mit dem Gegenspieler suchen muss – hat man im Zweifel einfach verloren. Aber das ist das Torwartspiel, was Klinsmann, Löw und Konsorten hegen und pflegen.
Mir ist ein guter Torwart auf der Linie *wesentlich* lieber als ein Möchtegern-Libero. Auch Liverpool, Barça, oder Milan sind in den letzten Jahren mit „Nr. 1″ statt „Nr. 1.5″ ganz gut ausgekommen.
Also Kahn statt Lehmann, Adler statt Neuer!