Während wir alle schon im Geiste im Zentral-Gefangenenlager in Südafrika weilen, in dem sich die bundesdeutschen Spieler ab dem 11. Juni 2010 befinden werden, und gleichzeitig keinen Gedanken daran verschwenden, wie schlecht es eigentlich um die sportlichen Chancen des Ausrichters bestellt ist, der Gefahr läuft, als erster von allen Ausrichtern, bereits in der Vorrunde auszuscheiden (obwohl man hier keinen Zweifel hegt, dass die eine Kugel sicher schwerer als die andere sein wird und somit schon ausreichend schwache Teams in der Gruppe Südafrikas landen werden, allein: für Südafrika kann keine Gruppe leicht genug sein)
erinnern wir uns völlig ohne Zusammenhang mit Grausen an den Auftritt, den die spanische Nationalmannschaft 1982 als Heimmannschaft und somit, ja, als Ausrichter hingelegt hat. Man hatte zuvor dunkel in Erinnerung, dass Spanien irgendwie in der Zwischenrunde verkackt hat, was nun mal auch kein Wunder ist, wenn man als Gegner die bei WM immer frühestens im Halbfinale (nicht Berti Vogts’sche Zeiten berücksichtigend) ausscheidenden Deutschen und die zu dieser Zeit wahrlich nicht schlechten Engländer hat. Wie grausam der spanische Auftritt aber tatsächlich war, wird erst deutlich, wenn man die insgesamt 5 Spiele, die Spanien in dieser Zeit seines Ausrichtertums absolvierte, genauer betrachtet und dabei vor allem, wie viele, unglaublich viele Tore diese spanische Mannschaft selbst gegen die kleinsten Größen des Weltfußballs erzielte:
Vorrunde
Spanien – Honduras 1:1
Spanien – Jugoslawien 2:1
Spanien – Nordirland 0:1
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Zwischenrunde
Spanien – Deutschland 1:2
Spanien – England 0:0
Gesamtbilanz: 5 Spiele, 1 (!) Sieg, 2 Remis, 2 Niederlagen, 4:5 Tore. Von den 4 erzielten Toren wurden 2 durch Foulelfmeter erzielt, einer davon wurde sogar wiederholt, nachdem der spanische Schütze im ersten Versuch verschossen hatte.
Zwar gibt es keine Zwischenrunde mehr, Südafrika läuft dennoch Gefahr, das eigentlich einmalig schlechte Auftreten der Spanier noch zu unterbieten, und wie wir gerade gesehen haben: das will was heißen. Gefällige Elfmeter und seltsame Schiedsrichter mal nicht ins Kalkül gezogen.
„Gefällige Elfmeter und seltsame Schiedsrichter mal nicht ins Kalkül gezogen.“
Wie war das noch anno 2002?
Lustig, dass du gerade Spanien-Honduras ansprichst, an das Spiel kann ich mich noch erinnern. Tags zuvor hatte Ungarn gegen El Salvador 10:1 gewonnen, und in Spaniens Medien wurde ernsthaft diskutiert, ob man dies gegen Honduras würde toppen können. Dann machte Honduras mit dem ersten Torschuss das 1:0, und Spanien schaffte nur noch den Ausgleich durch einen geschenkten Elfer. Ein lustiger Fernsehabend war das.
Aber das war ja auch die WM, in der Deutschland gegen die Übermannschaft aus Algerien 1:2 verlor (mit einem Tor von Hacken-Madjer – Greetings to Munich…) und Italien in der Vorrunde weiterkam, ohne ein Spiel gewonnen zu haben. Schlechtester Italiener der Vorrunde war Paolo Rossi, die überlegten ernsthaft, ihn nach Hause zu schicken. Am Ende war Italien Weltmeister und Rossi Torschützenkönig. Furchtbare WM.
Meine zentrale Erinnerung an die spanische Mannschaft von 1982 ist die an Zamora. Ich weiß nicht mehr, wo ich ihn entdeckte, bei Panini oder im Kicker-Sonderheft, aber die Erkenntnis, dass ein junger Mann „Jesus Maria“ heißen kann, beeindruckte mich sehr. Offensichtlich so sehr, dass ich es bis heute nicht vergessen kann.
Ja und? In Italien heißen sie Andrea…
Die Frisuren in alten Panini-Alben sind viel bemerkenswerter.
Stimmt. Aber das wusste ich 1982 auch noch nicht. Zudem hat „Andrea“ nicht die religiöse Komponente von „Jesus Maria“, für die ich damals als frischgebackener Erstkommunikant besonders empfänglich war.
Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, blieb mir von 1982 in bleibender Verblüffung, das man einen Freistoß durch die Abwehrmauer schießen kann, wenn sich kurz zuvor dort ein eigener Mitspieler hinein geschummelt hatte.
Das gabs schon 1974 hier im eigenen Lande, und es traf ausgerechnet den Klassenfeind: Brasilien-DDR 1:0
http://www.youtube.com/watch?v=TIcw8EFbNZM&NR=1