„Er liebt den intellektuellen Austausch, schöpft aus seiner klassischen Bildung, kokettiert mit der Bibellektüre und verwendet Latinismen.“ Was zunächst nach Alex Feuerherdt in einer Folge von Collinas Erben klingt, ist tatsächlich auf jenen gemünzt, welcher nach Selbstauskunft und daher wohl mit Vorsicht zu genießen dafür verantwortlich ist, dass der deutsche Fußball sich so entwickelt hat, wie es insbesondere in der A-Nationalmannschaft seit Jahren zu begutachten ist. Sein Name lautet nicht etwa Matthias Sammer oder Theo Zwanziger und auch nicht Berti Vogts, sondern Gerhard Mayer-Vorfelder, von 2001 bis 2006 DFB-Präsident.
Oliver Fritsch beschrieb ihn schon im Jahr 2011 mit diesen Worten, aktuell feiert „MV“ seinen 80. Geburtstag. Hier hegt man keinerlei Sympathien für Mayer-Vorfeldersche Weltbilder oder sein Gedankengut. Und sein Agieren für die Progression des deutschen Fußballs heilt auch keineswegs diese Ansichten, Ressentiments und Verirrungen.
Aber gelesen haben sollte man, was Mayer-Vorfelder für den deutschen Fußball tat, weshalb ich dringend diesen Text empfehle, immer im Hinterkopf habend, dass der Mythos Sammer noch auf seine umfängliche Dekomposition wartet und der empfohlene Artikel eines von vielen Mosaiksteinchen sein kann, welche zusammen diese Dekomposition leisten.
M-V wurde mir während der Zwanziger Jahr ohnehin immer sympathischer, was schon reichlich verstörend war.
Wie lange wird Sammer auf die Dekomposition warten müssen? Falls er weit weniger wert ist als sein Ruf, wird sich das bei Bayern doch nur offenbaren, wenn Hoeneß ihn öffentlich demontiert. Denn sichtbar ist doch nur, dass jetzt, wo der Ossi dazu gekommen ist, Bayern auf Jahre hinaus unschlagbar ist.