Platzverweise gab es auch schon vor Einführung der Roten Karte. Damals wurden diese noch mündlich ausgesprochen, waren in den Anfangsjahren der Bundesliga aber noch äußerst selten. So kam es in der Debütsaison 1963/64 zu gerade mal 8 Platzverweisen. Auch in den Folgejahren gab es nur in absoluten Ausnahmefällen die härteste der Entscheidungen eines Schiedsrichters. Bis zur Saison 1982/83 gab es nie mehr als 14 Platzverweise pro Saison, also weniger als es überhaupt teilnehmende Clubs in der Liga gibt.
Dann stieg der Wert nach einigen Regeländerungen rasant an, nicht zuletzt nach Einführung der Gelb-Roten Karte. Sie wurde 1991 eingeführt, was durch die relativ geringeren Auswirkungen im Anschluss an diese Entscheidung die Schiedsrichter wesentlich häufiger dazu veranlasste, einen Spieler vorzeitig „zum Duschen zu schicken“, wie man so schön im Fußballjargon formuliert.
Von zuvor 46 auf dann 76 Platzverweise schnellte der Wert hoch, nachdem die Regelung zur Saison 1991/92 eingeführt wurde. Allerdings wurde in jener Saison auch erstmals (und letztmals) mit 20 Teams in der Bundesliga gespielt, was zu entsprechend mehr Partien führte.
Dennoch wurde der Wert wenig später noch einmal übertroffen. Bis heute steht der Rekord an Platzverweisen innerhalb einer Saison in der Bundesliga bei 98 aus der Saison 1994/95. Danach sank die Gesamtzahl der Platzverweise kontinuierlich ab und hat sich mittlerweile bei einem Wert leicht über 50 eingependelt.
Dass der Höhepunkt der Platzverweise Mitte der 1990er Jahre erreicht wurde, erklärt auch, wieso derart viele Spieler in der folgenden Liste auftauchen, die in jener Zeit aktiv waren. Jene Liste nämlich, um die es hier eigentlich gehen soll.
Liste Spieler meiste Platzverweise in der Bundesliga
Dabei haben wir hier Rote und Gelb-Rote Karten als gleichwertig zusammengefasst.
Spieler | Platzverweise |
Jens Nowotny | 8 |
Luiz Gustavo | 8 |
Jerome Boateng | 7 |
Sergej Barbarez | 7 |
Stefan Effenberg | 7 |
Martin Stranzl | 7 |
Thorsten Kracht | 7 |
Vedad Ibisevic | 6 |
Christian Wörns | 6 |
Thomas Berthold | 6 |
Martin Wagner | 6 |
Marcelo Bordon | 6 |
Bernhard Trares | 6 |
Josip Simunic | 6 |
Thomas Rath | 6 |
Marco Haber | 6 |
Maik Franz | 6 |
Alexander Madlung | 6 |
Stefan Emmerling | 6 |
Samuel Kuffour | 6 |
Fernando Meira | 6 |
Thorsten Wohlert | 6 |
Führend sind also Luiz Gustavo, der seine Platzverweise für die TSG Hoffenheim, den FC Bayern München und den VfL Wolfsburg kassierte, sowie Jens Nowotny, der stets für Bayer Leverkusen vom Platz flog. Allerdings ist die Zahl der sechsfachen Sünder ziemlich groß.
Stand der Liste: Mai 2021.
Einer der Gründe dafür, dass der Rekordwert aus der Saison 1994/95 nicht mehr eingestellt oder auch nur annähernd erreicht wurde, ist natürlich, dass die Spieler sich insgesamt weiter professionalisiert haben. Emotionale Ausbrüche und daraus folgende Tätlichkeiten sind im Vergleich zu früher nur noch sporadisch auf den Plätzen der Bundesliga zu sehen. Und auch Notbremsen werden nur noch mit Bedacht gezogen und nicht aus dem Affekt. Da gerade die Abwehrreihen viel besser sortiert als früher stehen, kommt es auch viel seltener überhaupt zu Situationen, in denen eine solche nötig wird.
VAR verbessert die Lage
Dazu ist das Spiel von allen Beteiligten schneller geworden, sodass bei den Entscheidungen für oder gegen einen Platzverweis quasi die Arbeit von Detektiven wie der Detektei Esslingen gefragt, den Sachverhalt aufzuklären, und zwar auf professionelle Weise.
Seit nun vier Jahren kommt auch noch der Einsatz des VAR hinzu. Wo man annehmen könnte, dass deshalb die Zahl der Platzverweise steigt, da nun auch „versteckte“ Fouls wahrgenommen und geahndet werden können, geht der (leichte) Trend eher in die andere Richtung. Häufiger noch als dies scheint es der Fall zu sein, dass Schauspielereien von vermeintlich gefoulten Spielern enttarnt werden. Wo ein Verteidiger früher also vielleicht vom Platz geschickt worden wäre, rettet ihn nun die Nutzung der Wiederholung und Zeitlupe vor diesem Umstand. Weshalb sich Luiz Gustavo und Jens Nowotny womöglich noch für längere Zeit den Spitzenplatz in dieser „Wertung“ teilen werden. Einziger noch in der Bundesliga aktiver Spieler ist Jerome Boateng – und dessen Weg könnte bekanntlich bereits in diesem Sommer in eine andere Liga führen.