Oliver Neuville hat an diesem Spieltag wieder 2x getroffen. Und auch wenn er das nicht getan hätte: dieser emsige Wühler, der mit Dribbel- und Flankenkünsten ausgestattet ist, wie man sie selten noch sieht in Deutschland, muss mit zur WM.
Vergleicht man das Gestolpere und Gehampel eines Kevin Kuranyi mit diesem zudem mit einer großen Portion Erfahrung ausgestatteten WM-Finalveteran Neuville, kann es eigentlich nur eine Entscheidung von Clinsfornia geben:
Kuranyi zu Hause lassen, Neuville einpacken.
Recht hat er, der Trainer Baade.
Über Mike Hanke brauchen wir natürlich gar nicht erst zu diskutieren.
Bitte kein Zynismus im WM-Jahr!
Die Frage zwischen Neuville und Kuranyi ist schnell zu beantworten: Demonstrativ einen Platz im Kader freilassen und notfalls mit 16 Mann im Kader antreten.
Neuville in der Nationalmannschaft will ich nicht sehen, selbst wenn die letzte Alternative der unvermeidliche Kuranyi sein sollte.
Also bitte, die kritische Instanz mag vielleicht kritisch sein, dass sie Neuville nicht in der Nationalmannschaft sehen will, qualifiziert sie aber nicht gerade zu einer solchen; ganz besonders wenn der Stumpel-Holper-Fußballer aus Rio auch noch vorgezogen wird.
Gibt es dafür sachliche Argumente außer jenen, die in der Bravo-isierung des Fußballs liegen?
Wo genau liegt der Kausalzusammenhang zwischen Kuranyis chronischer Talentlosigkeit und Neuvilles Ambitionen im DFB-Dress? Und welche Rolle spielt dabei die Variable Sean Dundee?
Erstens sind wir noch nicht im WM-Jahr.
Zweitens liegt der Kausalzusammenhang dort, dass man nur eine begrenzte Anzahl an Spielern für die WM nominieren darf. Und der Name Kuranyi wäre auf dieser Liste vollkommen fehl am Platze.
Deshalb muss man sich nach Alternativen umschauen, die zugegebenermaßen ziemlich rar gesät sind in diesen Zeiten.
Man darf ja nicht vergessen, dass Nominierungsvoraussetzung ein deutscher Pass ist. Und den haben nicht allzu viele Stürmer, die in der Bundesliga zu Werke gehen.
Deshalb plädiere ich für Oliver Neuville. Weil er weiß, was er tut.
Das ist mir zu nah an den Fakten. Es muss immer ein paar paradigmatische Sätze geben und einer davon ist eben: „Wir schreiben bald das Jahr 2006, da muss der Quatsch mit Neuville und der Nationalmannschaft endlich mal aufhören.“ Was natürlich kein Plädoyer für Kevin Kuranyi sein soll, nein: die beiden stehen in keinem Verhältnis (hoffentlich) zueinander und darum stellt sich die Frage des entweder oder nicht, sondern die des sowohl als auch – beide unerträglich.
In Clinsfornias Hirn stellt sich diese Frage aber sehr wohl. Gut, das ist nicht mein Hirn. Aber drüber nachdenken darf ich wohl, ob es besser wäre, Kevin oder Olli mitzunehmen.
Und die Frage ist eben nicht: sowohl-als-auch oder entweder-oder, sondern nur: wer?
Die Antwort kann natürlich auch anders lauten als entweder-oder, der Kandidat für EWG müsste aber erstmal gebacken werden, der noch eine Chance gegen dieses Duo haben sollte.
Sich hinzustellen und zu rufen: „Dieser Quatsch muss aufhören!“ ist legitim, zulässig und legal. Er beantwortet aber nicht die Frage, wer denn nun neben Klose stürmen soll in der Nati (wie die Schweizer ihre Nationalelf liebevoll nennen, es aber klugerweise anders schreiben als es ausgesprochen wird („Nazi“)).
Negative Dialektik: Neben Klose stürmt weder Kuranyi noch Neuville. Wenn es nach Leistung gehen würde. Dass dem nicht so ist und Kuranyi aus zaunpfahlwinkenden Gründen den Vorzug vor Neuville bekommen wird, sorgt zwar in entzürnten Kreisen der Fußballwelt für Aufschreie der Empörung und entsprechend kritische Kolumnen, sollte aber reflektierte Menschen wie Trainer Baade nicht mehr arg schockieren.
Wäre Klinsmann cool, wäre er nicht Bundestrainer und wäre der DFB konsequent und lässig, dann wäre er nicht der DFB. Also wird Kuranyi mitgenommen und wahrscheinlich auch noch eingesetzt. Ich würde schon aus Gründen des Effekts lieber eine vierten Torwart mitnehmen.
Neuville soll für Frankreich stürmen oder die Schweiz oder irgend nen Jugoland… weiß der Teufel wo der herkommt, ein Deutscher isser jedenfalls nicht. Nachher können sich unsere ganzen Nazifreunde nicht mehr mit der Nationalmannschaft identifizieren.