Über 30 Jahre ist es nun schon her. Ich kann dennoch heute immer noch nicht in völlig anderen Zusammenhängen etwas von dieser Stadt im Norden Spaniens lesen — ob Zahl der Hotelübernachtungen oder landwirtschaftliche Ertragsquoten des Einzugsgebiets — ohne sofort an die dazugehörige Schande (Breitner, Magath, Rummenigge und sogar Hrubesch) und somit an Fußball zu denken. Es gibt bekanntlich auch noch dieses Dings von Cordoba, wobei dieses Dings rein sportlich war und anders als Gijon nicht moralisch. Außerdem war die hiesige Nationalmannschaft am Mineiraço, dem ausgeprägten Desaster der brasilianischen Nationalmannschaft bei ihrer zweiten Heim-WM, beteiligt. Und dann gibt es da noch das Wembley-Tor, das einen Namen nach einem bestimmten Ort trägt. Das war es aber soweit dann auch schon an besonderen, mit einem Ort verknüpften Ereignissen.
Soweit mir bekannt ist, nennt man das Wembley-Tor in England allerdings nicht Wembley-Tor, wohl auch, weil man es ja gar nicht als besonders bemerkenswert wahrgenommen hat. Hat halt gezählt, war sicher drin, so wie sich auch das Bloemfontein-Nicht-Tor im deutschen Sprachgebrauch nicht eingebürgert hat.
Meine Frage wäre nun allerdings, ob es derartige besondere, mit einem Ort verknüpften, extrem haften bleibende Bezeichnungen von historisch herausragenden Partien auch in anderen Ländern in Bezug auf die eigene Nationalmannschaft gibt. Vielleicht ein „Skandal vom Skagerrak“, ein „Possenspiel von Porto“ oder ein „Gesichtsverlust von Genua“, wie auch immer das in der jeweiligen Landessprache genannt sein mag. Weiß jemand von derartigen Varianten? Bueller? Die Klasse?
Du sprichst von konkreten Spielen, ja? Also nicht zB dem Fiasko von Knysna?
Hm. Äh, also das würde ich jetzt relativ weit fassen, um möglichst viel kennenzulernen.
Leider kommen neben besagtem Fiasko vor allem schreckliche Erinnerungen ins Gedächtnis, wo allein die Städte- oder Stadionnamen reichen, wie Heysel, Furiani, Hillsborough, … Aber darum soll es wohl ebensowenig gehen wie um jene Spiele, die wegen eines besonderen Ereignisses (Pfostenbruch, Büchsenwurf) erinnerlich sind.
Ja, die Frage ist halt eher, ob andere Nationen so etwas wie die Schmach von Dingens kennen, nicht die Katastrophe von Anderem. Dir als frankophilem Fußballer könnte da doch vielleicht etwas bekannt sein?
Wenn „Batlles“ dazu zählen, fallen mir spontan die Batlle of Highbury und die Battle of Santiago (Battaglia di Santiago) ein. Wenn „Wunder“ dazu zählen…
Ich hatte gedacht, es gäbe vielleicht einen solchen Begriff für das Ausscheiden der Franzosen in der Qualifikation zur WM 1994, abder dem scheint nicht so.
In der Schweiz spricht man von der „Schande von Istanbul“, meint damit aber die wüsten Prügelszenen nach dem Qualispiel zur WM 2005. Keine Ahnung, ob es auch einen türkischen Begriff dafür gibt.
Die 4 Minuten von Barcelona fallen mir da ein. Solskjaer et al.
„Die/ Das Wunder von der Weser.“
Vielleicht gibt es in Österreich „[Irgendwas] von Landskrona“. Oder Landskrona allein reicht. Analog: Valencia.
Die Hitzeschlacht von Mexico City.
An das schwedische Landskrona erinnert man sich in Österreich nicht so gerne. Ob es da extra eine Bezeichnung für gibt, weiß ich allerdings nicht.
Die Wasserschlacht von Frankfurt 1974. (Ich hab’s mit den Wetterphänomenen…)
„Der Schnarcher von Nordamerika“ als Sammelbegriff für die WM 1994 hat sich nicht durchgesetzt.
In Herthakreisen gibt es „Das Nebelspiel“. Ohne Ortsangabe. Bezogen auf das CL-Zwischenrundenspiel Hertha gegen Barcelona, das, Gerüchten zufolge, 1:1 ausgegangen ist. Gesehen hat das keiner.
Wirklich sehr interessante Frage, muss ich zugeben. Ad hoc fällt mir aber keine weitere als die genannten Namen ein. Verwunderlich – kennt man in Deutschland ja mit Cordoba, Gijon, dem Wembley-Tor und dem Wunder von Bern schon vier ortsgebundene Ereignisse.
Vieles mag aber auch daran liegen, dass die Spiele an einem zu bedeutenden Ort stattgefunden haben, um dem Ortsnamen einen Schandtitel zu verleihen. Englands 2:3 gegen Kroatien vor der EM 2008 hätte sicher einen Titel verdient gehabt – leider fand es im historischen Wembley-Stadion statt.
5 sogar. Schlacht von Göteborg nicht zu vergessen. Vielleicht ein deutsches Phänomen.
Brasilien, 1950.
Maracanaço.
In Österreich wird sich das Spiel gegen die Färöer 1990 sicher auch eingebrannt haben.
Wikipedia gibt noch was her:
D?ha no higeki, die Tragödie von Doha, fand 1993 zwischen Japan-Irak statt, wobei Asienmeister Japan als Tabellenführer der Gruppe in das letzte WM-Qualifikationsspiel ging, bis zur 92. Minute 2:1 führte und dann den Ausgleich hinnehmen musste, weshalb man von Südkorea und Saudi-Arabien überholt wurde und nicht an der WM 1994 in den USA teilnehmen durfte.
In Südkorea nannte man es das „Wunder von Doha“.
Bei Ländern weiß ich´s nicht, aber für Anhänger des FC Barcelona ist der Inbegriff der Schmach noch immer „Sevilla 1986“, als das Team um Kapitän Bernd Schuster im zweiten Landesmeister-Finale der Vereinsgeschichte (das erste hatte man vor 25 Jahren verloren) als haushoher Favorit gegen Steaua Bukarest ins Elfmeterschießen musste, in dem ein Herr mit dem schönen Namen Helmuth Duckadam alle vier Barça-Schüsse parierte.
„Wembley“ hingegen ist im katalanischen Kollektivgedächtnis positiv besetzt; errang man dort ja zwei von bislang fünf Königstropäen.
Das Wunder von der Grotenburg wird heute 30 Jahre, durfte ich eben bei 11freunde.de lernen!
Vordergründig scheint das zu passen, beim genaueren Lesen aber nur bei sehr weiter Auslegung: „Der für das Hinspiel geschaffene Begriff Alcorconazo entwickelte sich im Spanischen inzwischen zum Schlagwort für ähnliche Siege nominell unterlegener Mannschaften über deutliche Favoriten.“ (Wikipedia, AD Alcorcón, Copa del Rey 2009/10; Alcorconazo leitet darauf weiter). In der englischen Wikipedia mit Statistik: Alcorconazo.
Italiens Ausscheiden gegen Nordkorea 1966:
„Die Tifosi ließen der Bitterkeit bald südländischen Pragmatismus folgen. Wer Hannibal vor den Toren überlebt, den kann auch kein nordkoreanisches Fußballtor besiegen. Jahrerlang wurde ein Zahnarztbesuch mit der Drohung „es ginge jetzt zu Pak Doo-Ik“ angekündigt, der Torschütze hieß in Italien – ob der Schmerzen die er bereitet – nur „der Zahnarzt“. Eines hat sich sogar bis in unsere heutige Zeit gehalten. Wenn sich einer in Italien besonders dumm anstellt oder etwas Beschämendes abliefert, gilt für das Wort Blamage immer noch das mittlerweile geflügelte Wort „una corea“. Ein 1:0 ist manchmal eben doch nicht nur ein 1:0.“
http://www.magath.net/2013/09/17/helden-und-tomaten/
Danke an alle, das sind ja doch einige, die kaum bekannt sind. Und dass „una corea“ sogar in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist, ist natürlich ein besonderes Schmankerl.
Neben dem „Wunder von Bern“ gibt es auch noch die „Schlacht von Bern“, ebenfalls 1954, aber zwischen Brasilien und Ungarn.
War damals vor 30 Jahren mit meinem Motorrad unten in Gijon…
Wahnsinn eigentlich, dass das jetzt 30 Jahre her ist. Kann mich noch so gut daran erinner, als wäre es gestern gewesen.
Dabei war ich damals noch ein junger Spund…