Nach Abschluss der EM 2016 in Frankreich, die zum ersten Mal Portugal als Titelträger hervorbrachte, lohnt ein Blick auf die Gewinner und Verlierer dieser zum zweiten Mal in Frankreich ausgetragenen Messe des europäischen Fußballs. Womit in diesem Fall Gewinner und Verlierer abseits des Platzes gemeint sind, denn der Gewinner auf dem Platz steht mit Portugal ja für alle ersichtlich definitiv fest.
Gewinner und Verlierer bei den Ausrüstern
Bei den Ausrüstern der insgesamt 24 teilnehmenden Nationalmannschaften steht ein Gewinner so glasklar fest, wie man es im Vorhinein nicht erwartet hätte. Mit Joma und Errea gab es überhaupt nur zwei „Exoten“ in der Ausrüsterriege, die natürlich wieder von adidas, Puma und Nike beherrscht wurde, dazu in Irland genau ein einziges Land, das von Umbro ausgerüstet wurde. Joma war für die Kleidung von Rumänien zuständig.
Der kleine Anbieter Errea hingegen hatte den Jackpot gezogen: sein einziger Kunde bei der EM hieß Island. Jenes Island, das mit beherztem, aber strukturiertem Fußball als einwohnermäßiger Zwerg bis ins Viertelfinale der EM vordrang und die Fans in ganz Europa begeisterte. Dies nicht zuletzt, da die bereits vollständig in Island-Trikots eingekleideten vielzahligen isländischen Fans vor Ort für eine mitreißende Atmosphäre sorgten.
Mit den wachsenden Erfolgen der Isländer setzte ein regelrechter Run auf die Island-Trikots von Errea ein. Pech für diesen eher kleinen Anbieter, dass er gar nicht so viel nachproduzieren konnte, wie die Trikots angefragt wurden. Die erste Charge von nur 20.000 Trikots hatte man quasi komplett an die isländischen Fans abgesetzt. Als dann auch der Rest Europas in den tiefblauen Trikots der Isländer herumlaufen wollte, kam man bei Errea in die Bredouille. Immerhin aber wird man dennoch das Geschäft seines Lebens gemacht haben.
Anders die Lage dagegen bei den Trikots der deutschen Nationalmannschaft. Ob es daran lag, dass das Design zumindest der Auswärtstrikots nicht jedermanns Geschmack traf oder daran, dass sich die meisten potenziellen Interessenten schon nach dem WM-Gewinn 2014 mit einem Deutschland-Trikot versorgt hatten, ist unbekannt. Bekannt ist aber, dass der Absatz der DFB-Leibchen deutlich schleppender lief als erwartet.
Tourismus im Ausrichterland Frankreich
Nach den Anschlägen von Paris im Herbst 2015 hatte man in Frankreich eine spürbare Zurückhaltung bei den Besuchen ausländischer Gäste zur EM 2016 erwartet. Diese Angst war unbegründet. Die Tourismusbranche in Frankreich meldet nach Ende der EM volle Zufriedenheit. In Städten wie Lille oder Nizza seien die Hotels zu 90 Prozent ausgebucht gewesen, und nicht zuletzt auch die einheimischen Fußballfans seien viel im eigenen Land gereist.
Dennoch stellten die ausländischen Zuschauer die Mehrheit in den Stadien. Von den 2,5 Millionen Zuschauern bei den erstmals 51 Spielen der EM waren 60 Prozent von ihnen aus dem Ausland. Die Planer selbst hatten lediglich 40 Prozent der Zuschauer aus dem Ausland erwartet. Ein glatter Erfolg also, trotz Terrorangst und auch ein wenig Sorge davor, dass die Erweiterung auf 24 Teams das Turnier für so manchen zu zäh werden lassen könnte. Der Tourismus in Frankreich zählt somit zu den klaren Gewinnern.
Weitere Gewinner und Verlierer der EM 2016
Wie die Situation in vielen anderen ebenfalls mittelbar oder unmittelbar von der EM 2016 betroffenen Branchen eingeschätzt wird, verrät dieser Text bei IG, der sich u. a. mit den Branchen Einzelhandel, Werbung, Medien und einigen weiteren im Zusammenhang mit der EM 2016 bechäftigt.
Gewinner auf dem Platz bleibt allerdings die Nationalmannschaft von Portugal, die nun wie die Nationalmannschaften von Dänemark, Griechenland, der CSSR, der Niederlande und von Russland genau einen Titel bei Europameisterschaften erringen konnte.