Ich bin wieder drauf reingefallen, auf das Marktschreierische des Sportjournalismus, wo alles und überhaupt alles noch und nöcher und mindestens am nöchsten sein muss. Denn die Partie Bayer Leverkusen FC Bayern München konnte ich nicht verfolgen. Kam nach Hause und freute mich angesichts der Worte, die der Kicker kredenzte: Mario Gomez sei bei seinem Tor ein „Geniestreich“ gelungen
Endlich! Das muss dem Jungen doch unglaublich gut tun, was wiederum gut für die Chancen der Nationalmannschaft bei der WM 2014 ist und das wiederum ist gut für meine Laune und auch sonst für Einiges.
Was konnte dieser „Geniestreich“ gewesen sein? Hatte er wie Maradona oder Messi ein atemberaubendes Solo von der Mittellinie hingelegt, dabei fünf bis acht Gegner ausgetanzt oder à la Ibrahimovic aus unmöglicher Entfernung per Fallrückzieher getroffen? Ein Geniestreich sollte es gewesen sein, sein 1:0 gegen Bayer Leverkusen.
Die Enttäuschung, als wüsste man nicht seit Jahren, dass die Übertreibivitis den jeweiligen Schreibern so sehr ins Blut übergegangen ist, dass sie ihr Pfuschwerk gar nicht mehr als solches erkennen können, folgte auf dem Fuße.
Wie sah er aus, Mario Gomez‘ Geniestreich? Nun, er wurde mit einem hohen Ball angespielt, den nahm er mit der Brust an, spitzelte ihn folgend an einem Leverkusener vorbei. Im Anschluss spielte er durch eine Körpertäuschung genau einen (!) Gegenspieler aus und schoss ungefähr an der Sechzehnmeterraumlinie befindlich den Ball durch einen zwar präzisen, aber unspektakulären Schuss ins Tor. So sah das aus.
Und selbst wenn es auch auf diese Weise gut für sein Selbstbewusstsein und somit für die WM 2014 ist: Der Autor verordnet sich selbst 20 Peitschenhiebe sowie keinen Kakao vorm Zubettgehen, weil er wieder und wieder reingefallen ist.
„Geniestreich“ pft.
Skeptisch war ich, als ich das auf kicker.de las. Wollte das Tor sehen, hab aber auf die Schnelle kein Video gefunden, es erstmal bleiben lassen. Dann deinen Beitrag gelesen, lieber Trainer, und so wurde mir die Enttäuschung, die du erlebt hast, erspart. Hab dann auch gar keine Lust mehr gehabt das Tor möglichst zeitnah zu sehen. Inzwischen habe ich den „Geniestreich“ gesehen, allerdings ganz lässig und nicht mehr in freudiger Erwartung. Daher Danke, dass du mich vor dem unsanften Aufprall bewahrt hast…
Fand das Tor klasse. Hätte es allerdings nicht als Geniestreich bezeichnet ;)
Man kann ja über das Tor diskutieren, aber daran eine Medienschelte aufzuziehen, ist daneben und wirkt verbittert. Mehr haben Sie nicht im Köcher?
Äh, doch, ich hab da doch noch Einiges mehr im Köcher. Schauen Sie sich einfach mal hier um, was ich in den letzten 7 Jahren so formuliert habe.
Und: Sie empfinden es also als gerechtfertigt, dass dieses eher schnöde Tor als „Geniestreich“ bezeichnet wird? Das erstaunt mich.
[…] auf das Notwendige reduziert umgesetzt werden können, der zudem weiß, dass seine Geniestreiche (sic!) nicht mit Schleifchen oder sonstigem Beiwerk verziert zu werden brauchen, um ihre Wirkung zu […]