… fast so einfach wie Gitarrespielen!
Toll, dass beim Fußball jeder Hanswurst mitreden kann, sonst gäbe es das Westfalenstadion ja gar nicht.
Bei Musik kann nicht jeder mitreden, beim Komponieren und Texten und Aufnehmen und Produzieren. Beim Bewerten des Endproduktes hingegen schon. Also ist Musik da doch fast wie Fußball.
Nur dass selten jemand auf die Idee käme, bei Musikern anzurufen und ihnen zu erklären, wie sie ihre Platte aufzunehmen haben. Das hindert andere Megalomane nicht daran, es umgekehrt zu tun.
Westernhagen: […] Ich rufe zum Beispiel auch schon mal Matthias Sammer, den Trainer von Borussia Dortmund, an und sage ihm, was mir nicht gefallen hat, wenn die Mannschaft schlecht gespielt hat.
SPIEGEL: Wo rufen Sie an, zu Hause bei Sammer? Oder gleich direkt in der Kabine?
Westernhagen: Nicht direkt nach dem Spiel. Aber manchmal im Bus. Wahrscheinlich denken dann alle: Um Gottes Willen, jetzt ruft Marius, die Nervensäge, wieder an.
SPIEGEL: Ganz bestimmt.
Westernhagen: Wahrscheinlich. Aber wenn ich glaube, dass ich irgendetwas bewegen kann, dann ist mir das völlig egal.
SPIEGEL: Und was raten Sie den Spielern dann? Jungs, reißt euch zusammen? Geht mehr über die Flügel? Mauert euch ein?
Westernhagen: Also etwas präziser ist meine Analyse schon. Aber Fußball ist ja nun auch wirklich kein so wahnsinnig kompliziertes Spiel.
Da war Matthias Sammer dann spätestens beim zweiten Mal selbst schuld, wenn er noch dran ging.
Beim nächsten Konzert einfach den Marius hinterher anrufen (am besten alle Spieler und Trainer nacheinander) und genau erklären, was schief gelaufen ist: miese Abmischung, kein Rhythmusgefühl beim Schlagzeug, langweilige Akkorde (dazu noch schlampig gespielt), an der Stimme könnte auch mal gefeilt werden, und bessere Texte müssen her [hier Vorsingen einfügen].
Marius trägt ja auch eine Brille.
Das passt genau ins Bild, das ich von diesem…äh…von diesem Herrn habe.
die Platte, die er damals promoten wollte hieß ja schließlich auch „In den Wahnsinn“. Er war offensichtlich schon angekommen.
Der Typ ist wirklich irgendwann völlig entgleist. Wahrscheinlich ruft er auch nach „Urbi et orbi“ den Papst an und vergibt Noten. Oder gleich bei Gott zwecks Bibelkritik.
Unlängst las ich, er habe sich als „Tatort“-Kommissar angeboten. Immerhin ein dezenter Hinweis darauf, daß seine „Mugge“ nicht mehr so läuft. (Man höre sein letztes Album und weiß Bescheid.)
Dabei war er durchaus einer der Helden meiner Jugend… Okay, für Fünfzehnjährige gelten mildernde Umstände.
Die garantiert scharfsinnigen Spielanalysen von Herrn Westernhagen hätte ich jetzt aber schon gerne gehört. Vermutlich hat Sammer auf Lautsprecher gestellt damit der Mannschaftsbus auch mal was zu lachen hatte…