… wird man merken, dass das vielleicht keine so gute Idee war.
Wenn man klamm ist, kommt man auf allerlei Ideen, welche geeignet sein könnten, einen aus dieser Lage zu befreien. Leider steht da ein Konjunktiv, denn natürlich sind nur sehr wenige Ideen tatsächlich dazu geeignet, die Klammheit zu beenden. Anderenfalls gäbe es ja kaum noch Klamme Personen oder Institutionen.
Fußballvereine versteigern im Zuge eines monetären Engpasses schon mal gerne die Namensrechte an ihrem Stadion, einen Platz im Kader oder haben sonstwie abstruse Ideen.
Ein neues Mitglied in dieser langen Liste abstruser Ideen ist die SG Wattenscheid 09 mit ihrem Angebot an ihre Fans, Dauerkarten auf Lebenszeit für einen einmaligen Obolus zu verkaufen.
Für unter 30-Jährige kostet diese Dauerkarte beispielsweise 600 Euro für einen Stehplatz, 1150 Euro für einen Sitzplatz. Dann gibt es zwei weitere Alterskategorien, eine für 30- bis 50-Jährige und eine für über 50-Jährige, welche für einen Stehplatz in der Lohrheide für den Rest ihres Lebens nur einmalig 400 Euro bezahlen müssen, für einen Sitzplatz auch nur 750 Euro.
Gut, die SG Wattenscheid 09 spielt zur Zeit unterklassig und von allzu großer Qualität ist der Fußballsport dort nicht, auch wenn das Stadion sehens- und erlebenswert ist. Aber es wäre ja durchaus denkbar, dass sich die Zeiten wieder ändern. Wenn dann hier Dritte Liga gespielt würde, und x Prozent der Karten aber schon weg sind, weil sie eben von einem Dauerkartenbesitzer auf Lebenszeit besessen werden, hätte 09 einen klassischen strukturellen Nachteil.
Dass die Einnahmen dieser Dauerkarten angelegt werden, ist in Zeiten von Minuszinssätzen auch eher nicht anzunehmen. Somit verpfändet man hier schon seine Zukunft, und wird sich, wenn sie eingetreten sein wird, ein wenig umsehen, dass die Eintrittseinnahmen entweder immer weniger werden oder aber entscheidend geringer sind als bei den Konkurrenten.
Betreiber von Fußballclubs und Weitsicht das scheint zusammenzupassen wie der Teufel und das Weihwasser.
In Bochum 6 war das Stadion aber auch zu Dritt-, Zweit- und Erstligazeiten selten halbvoll. Von daher ist diese Aktion dort eher zu vernachlässigen.
Wesentlich blöder hat man sich da schon beim FC St. Pauli angestellt, wo man vor einigen Jahren ebenfalls Lebenszeit-Dauerkarten verhökert hat und Eintrittskarten ein knappes Gut darstellen.
Oha, das ist ja blöd. Weißt Du, wie viele das sind und zu welchen Tarifen die weggingen? (Kann ja sein, dass der Preis diese Maßnahme durchaus rechtfertigt.)
Erinnert auch ein wenig daran:
http://consumerist.com/2012/05/07/american-airlines-rethinking-that-whole-lifetime-first-class-pass-thing/
Nix neues. Die Idee hatten wir hier auf St. Pauli auch schon. War glaube ich 2005 und es gab 250 Karten. Stehplätze kostete € 1.910,-, Sitzplatz weiß ich nicht mehr.
Wenn ich mich recht erinnere, hat auch 1860 München um die Jahrtausendwende Dauerkarten auf Lebenszeit für 1860 Mark verkauft. Könnte aber auch nur eine Mitgliedschaft bis zum Lebensende gewesen sein.
Das wollte ich fix absichern, stieß dabei aber auf Eintracht Braunschweig mit ihren Dauerkarten auf Lebenszeit: http://www.stadionwelt-fans.de/index.php?folder=sites&site=news_detail&news_id=3390
Die Eckdaten: Kontingent 350 Stück, Stehplätze 1967€, Sitzplätze 3967€ für Liga, nationalen Pokal, Jugend- und Testspiele.
(Man könnte ja eine Liste machen…)
…gabs bei Union auch mal: Ab Juni 2003 bis Juli 2008 Stehplatz für 2.222,-, danach für 3.333,-. Sitzplatz für 4.444,- Bis wann die Aktion lief konnte ich auf die Schnelle nicht rausbekommen, ist aber auf jeden Fall mittlerweile eingestellt.
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/eisern-card-bei-union,10810590,10090940.html
So etwas hat der 1. FC Union Berlin 2003 auch mal gemacht. Ursprünglich kostete die „Eisern Card“ 2222€ bzw. 4444€, je nachdem, ob man einen Steh- oder einen Sitzplatz haben wollte.
(http://www.berliner-zeitung.de/archiv/eisern-card-bei-union,10810590,10090940.html)
Nach den Abstiegen bis in die Oberliga wurde zur Saison 2008/09 für die neue 3. Liga der Preis auf 3333€ bzw. (wenn ich mich recht erinnere) 6666€ angehoben.
(http://www.tagesspiegel.de/sport/fussball/union-berlin-drei-neue-fuer-die-dritte-liga/1263746.html)
Wann die abgeschafft wurde und wieviele letztendlich verkauft wurden, weiß ich allerdings nicht, mindestens bis zum Ende der Saison 2008/09 gab es sie jedenfalls noch.
(http://www.sports-kick.de/news_detail.php?id=215)
Gibt sogar noch ein aktuelles, höherklassiges Beispiel: http://www.vfl.de/tickets/lebenslange-dauerkarte.html
[…] wenn die letzte Dauerkarte verkauft sein wird…“ – Trainer Baade über den (Un)Sinn von Dauerkarten auf […]
Y. und keano, Eure Texte waren beide in der Moderation. Der zweite, weil er mehr als einen Link enthält. Wieso der erste festhing, weiß ich nicht. Da Ihr zwar das selbe Thema habt, aber Unterschiedliches schreibt, bleibt jetzt beides drin, auch wenn es etwas doof aussehen mag, dass da zwei Mal der gleiche Link erwähnt wird.
Vor 30 Jahren hatte American Airlines eine wahnwitzige Idee: Dauerflugtickets auf Lebenszeit, First Class, für 250.000 Dollar pro Stück. Mit den wirtschaftlichen Folgen dieses Schachzugs kämpft die Fluggesellschaft bis heute.
http://www.t-online.de/wirtschaft/unternehmen/id_58579364/american-airlines-bietet-all-you-can-fly-tickets.html
[…] arges Verschachern des eigenen Produkts. Trainer Baade nannte einen ähnlichen Fall zu recht abstrus. Nun ist ausgerechnet „sein“ MSV der nächste Club, der zu solchen Mitteln greifen muss. […]