Zum Inhalt springen

Ein echter Schalker

Es war die Partie von Bayer Uerdingen gegen den 1. FC Köln. Klar, dass man da als echter Schalker anwesend sein musste, vor allem, wenn es in dieser Saison um nichts mehr ging. Wir waren allerdings nur hier, weil wir endlich ein eigenes Auto hatten und „unabhängig“ zu sein glaubten. Also hin zur Bundesliga in nächster Nähe. Aber nicht aus Fantum, da hatten wir beide andere Vereine. Wir sahen keine wirklich rasante Partie, aber doch unterhaltsamen Bundesligafußball. In der Pause natürlich das obligatorische Anstehen an der Würstchenbude.

Und da war er, der echte Schalker Fan. Mit Mützchen auf, auf dem Mützchen einen Schalke-Anstecker und recht fidel ebenfalls eine Wurst verspeisend. Wieso man als Schalke-Fan unbedingt in die damals mit ihrem Zerfall gerade beginnende Grotenburg fahren musste, an einem Samstag Mittag, wenn Schalke selbst gleichzeitig ein paar Kilometer weiter spielte, das war uns in diesem Moment zwar nicht klar, aber er grüsste freundlich.

Womit er nicht aufhörte, als wir uns in die Nähe setzten und unsere Würste verspeisten. „Hallo“, „ja, hallo“, „hallo!“, „ja, hallo“. Wie es denn bei Schalke stehe, wollte er in dieser Prä-Handy-Zeit wissen. Da konnten wir ihm nicht helfen, hatten auch kein mobiles Radio zur Hand.

Wieder rein ins Stadion mit dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit, ein Törchen fiel wohl noch oder auch zwei, jedenfalls war es kein Nachmittag ohne diesen besonderen aufsteigenden Glanz, wenn ein komplett weißer Ball sich ins komplett weiße Tornetz eines damaligen Bundesligatores begibt, als wolle er dort verweilen und die Geschichte des Tores immer weiter schreiben. Bis der Torwart kommt und den Ball aufhebt, ihn müde und entnervt zum Mittelkreis kickt. Dann ist das Tor zu Ende.

Zu Ende war dann auch die Partie, noch eine Wurst? Ja, komm, noch eine Wurst. Wieder saß er da, der Schalke-Fan, vergnügt immer noch, aber ein wenig älter als vorher. Wie Schalke gespielt hat, wollte er wissen. Keine Ahnung, antworteten wir, hat der Stadionsprecher nicht durchgegeben. Wir hätten doch das Spiel gesehen? Ja, das da drin, das ging 1:1 aus. 1:1? Ja. Also hat Schalke nicht gewonnen? Die Situation schien etwas ungemütlich zu werden, doch im selben Augenblick erschien sein Zivi und rollte ihn in Richtung Parkplatz. „Wie viel hat Schalke gespielt?“ tönte es immer leiser, bis er um die Ecke gebogen wurde und verschwunden war.

9 Kommentare

  1. Manfred Manfred

    Knapp‘ daneben?

  2. Wenn das mal keine Story für die 1904 Geschichten ist :-D !

  3. bender bender

    „Dann ist das Tor zu Ende.“ Das ist ein schöner Satz.

  4. Dr. Socrates Dr. Socrates

    Macht mich traurig.

  5. Schließe mich Dr. Socrates an, eine irgendwie bedrückende Geschichte, finde ich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert