(Der) Bolzplatz und American Arena berichten bereits ausführlich zum Thema myfootballclub.co.uk, bei dem die Beteiligten den Club „Ebbsfleet United“ wieder zu dem machen wollen, was zumindest nach deutschem Verständnis natürlich sein sollte: dass die Mitglieder basisdemokratisch über die Vorgehensweise bezüglich des Teams entscheiden.
Nachdem der Ball-Blog schon ein Beispiel in Israel gefunden hat und Herr Wieland berichtet, dass in Uerdingen zumindest in Ansätzen Vergleichbares geplant ist, erweitern wir die Liste der Versuche, die Macht in einem Fußballklub zurück zu den Mitgliedern zu holen, um einen aus Frankreich.
Wie es bei Franzosen so üblich ist, machen sie alles etwas anders, so heißt der potenzielle Club „Cmon club de foot“ [Link leider tot], eine Namenswahl, wie man sie hierzulande vielleicht von Grundschülern erwartet hätte.
Da mein Französisch so gut wie mein Interesse, an so einer Aktion teilzunehmen, groß ist, verweise ich auf diesen Artikel bei Nachrichten.at, der uns das Ganze auf deutsch erklärt:
„Seit der Eröffnung der Webseite http://www.cmonclubdefoot.fr vor zwei Monaten schlossen sich der Initiative bereits 1.500 Interessenten an, die je 50 Euro Beitrag eingezahlt haben […] Binnen eines Jahres hoffen die drei rund 30-jährigen Männer genügend Geld gesammelt zu haben, um eine Mannschaft der zweiten oder vierten Liga kaufen zu können. […]
So weit, so bekannt, etwas weltfremd mutet dann noch ein Teilaspekt der Motivation der Aktivisten an:
„Die drei Gründer der Web-Initiative sind überzeugt, dass durch die Einbeziehung der Anhänger in die Verwaltung der Mannschaften die Gewaltakte in den Stadien vermindert werden können.“
Insgesamt sind jetzt also schon vier dieser Versuche bekannt, und möglicherweise spielt bald europaweit in jedem Land ein Klub mit, der von solchen Ansammlungen von Fußballinteressierten gesteuert wird.
American Arenas recherchierte Zweifel bezüglich des Gelingens des Projekts „Ebbsfleet United“ müssen aber ins Kalkül gezogen werden und machen das dauerhafte Gelingen solcher Projekte fraglich:
„Der Club aus der Grafschaft Kent, der 2005 komplett auf „professional“ umgestellt wurde, frisst pro Jahr umgerechnet rund 3 Millionen Dollar auf. Davon gehen zwischen 600.000 und 800.000 für Spielergehälter drauf. Wenn man aber nur 1.000 Zuschauer pro Spiel auf die Beine bekommt und kaum Sponsorenhilfe, dann rutscht man damit unweigerlich ins Minus. Anders gesagt: In einer solchen Konstellation ist es auch egal, wer bestimmt, welche Kicker eingekauft werden und wer spielt. Das Projekt kann wirtschaftlich gar nicht funktionieren.“
Und zu guter Letzt darf die Frage erlaubt sein, warum man nicht einfach selbst einen Klub gründet, wenn man unbedingt Entscheidungsträger sein will. Dass man dann ganz unten anfangen muss, bedeutet doch nicht, dass es weniger interessant ist, die Geschicke dieses Klubs zu leiten, basisdemokratisch. Ein paar Jährchen Geduld sollte man dann eben mitbringen, wenn man nach oben möchte. Frag nach bei FC United of Manchester oder bei SV Austria Salzburg.
Ich freue mich schon in ein paar Jahren mal einen Rückblick auf diese Aktionen und was daraus geworden ist zu lesen. Sie starten ja fast alle mit dem gleichen Konzept und viele scheinen von der Idee so angetan, dass nicht wirklich über die Umsetzung nachgedacht wird. Dülps Beitrag und die Probleme mit der dauerhaften Finanzierung zeigen das sehr gut.
„Vielleicht funktioniert das Geschäft ja“, sagt der Reuters-Kommentator in diesem Video, das bei faz.net aufgeschlagen ist: http://www.faz.net/s/RubFB1F9CD53135470AA600A7D04B278528/Doc~E0A0441D4958543CCBDF45118D39AFE53~ATpl~Ecommon~SMed.html
Es soll auch Wachträume geben und Fata(s) Morgana (keine Ahnung wie der Plural geht).