Ah, Fußballkultur.
Wie es zuletzt eben immer so ist, habe ich gerade bei Twitter eine Aussage in diesem Text aufs Korn genommen, die da verkürzt lautet:
In der Bundesliga gibt es immer wieder selbstironische Gesänge.
Mir sind kaum welche bekannt, sieht man von der dann und wann auftretenden vermeintlichen Selbstabwertung als „Karnevalsverein“ oder „Penner, die unter Brücken schlafen“ ab, wobei da in beiden Fällen nicht sicher ist, ob überhaupt Ironie im Spiel ist.
Wie sich bei diversen Antworten bei Twitter zeigte, gibt es da aber doch so einiges, was vielleicht weniger bekannt ist, weil es sehr isoliert (nur beim FC St. Pauli) oder nur in unteren Klassen (beim FC St. Pauli oder Union Berlin) auftritt. Ist aber bekanntlich auch Bundesliga.
Damit nicht wieder alles im Twitter-Orkus verschwindet, erlaube ich mir, die Tweets hier als Kommentare einzufügen, sieht nicht schön aus, aber liest sich schön, denn da sind dann doch einige Perlen dabei. Wer sonst noch gelungene Ironie rund um die Bundesliga kennt, möge es gerne ebenfalls eintragen.
Als der HSV unter Toppmöller in Bremen gespielt hat, saß ich nicht in der Fankurve, meine aber gehört zu haben, dass die Gästefans nach dem 0-6 „Wir woll’n nach Hause fahrn!“ gesungen haben. Es wäre ein sehr schöner Chant, grad gegen den Erzrivalen.
Es ist nicht direkt Selbstironie, sondern geht mehr in die Richtung „It’s funny, ’cause it’s true“, aber weil es so ein wunderschöner Gesang ist und zumindest grob in diese Richtung geht, sei noch das hier genannt:
„Ich liebe dich, ich träum‘ von dir
In meinen Träumen bist du Europacupsieger
Doch wenn ich aufwach
Fällt mir wieder ein
Spielst ganz woanders, in Liga zwei
Ich liebe dich…“
Es gibt allerdings auch Spieltage, da denke ich mir beim FCSP, dass ein „Du wirst hier heute gewinnen, wirst den Gegner niederringen“ oder „ein Tor, ein Tor, ein Tor, ein Tor, ein Tor, Sankt Pauli, Sankt Pauli, Sankt Pauli schießt ein Tor“ zwingend selbstironisch gemeint sein muss.
Wobei, beides kam tatsächlich auch zum Beispiel beim 1-8 gegen die Bazis und da war es dann tatsächlich selbstironisch gemeint.
Was ich mich aber gerade frage: Wie sieht das eigentlich in anderen Ländern aus? So aus dem Bauch heraus würde ich vermuten, dass Selbstironie auf der Insel (deutlich?!) weiterer verbreitet ist, aber ist das tatsächlich so oder nur ein positives Vorurteil? Und was ist mit Spanien? Italien? Ich muss gestehen, dass ich selbst bei den großen Fußballnationen nicht wirklich Ahnung von der jeweiligen Fankultur habe, jedenfalls nicht genug, um das beurteilen zu können. Von kleineren Ländern ganz zu schweigen.
„Wir sind Schalker, wir sind Schalker, keiner mag uns, scheissegal“
Hier fehlt ganz eindeutig der ganz, ganz großartige Unioner Pokal-Blamagen-Chant, den der Textilvergehen-Podcast in Folge 229 an den Anfang geschnitten hat. Hören Sie hier und knien Sie nieder.
„Wir saufen viel.
Wir fahren weit.
Wir fahren jedes Jahr zur Pokal-Blamage.
Pokal-Blamage. Pokal-Blamage. Wir fahren jedes Jahr zur Pokal-Blamage“