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Der Fußballer des Jahres in Weißrussland

Heute geht’s nicht um die teils nervzermarternde Sprache, also die Wortwahl, im Sportjournalismus, sondern etwas, von dem man gar nicht wusste, dass es das gibt:

Die Bedeutung der gewählten Worte.

Viele dachten, Sprache und Worte im Sportjournalismus, gar im ganzen -geschäft hätten eigentlich gar keine Bedeutung. Man könnte sich das gut versinnbildlichen, wenn man des Menschen zweitliebsten Freund (nach dem Fußball) hinzuzieht: den Hund.

Bedeutung haben die Geräusche, die ein Hund von sich gibt, nämlich — Stand der heutigen Forschung — en detail nicht. Sie begleiten lediglich eine Situation, deren übergeordnete Valenz sich schon aus dem eigentlichen Setting heraus ergibt: Gefahr, Freude, Langeweile, Hunger, Angst, Freundschaft und dergleichen mehr. Es ist also vollkommen egal, was ein Hund bellt, die Beteiligten, ob nun Hase, Postbote, Einbrecher oder in den Semesterferien von der Uni heimkehrende Tochter der Familie, wissen ohnehin, was gemeint ist; sogar der Hund, der zwar nicht weiß, was er bellt, aber warum, denn sonst würde er nicht bellen. Völlig unnötig also, genau hinzuhören; es genügt, wahrzunehmen, dass der Hund bellt, womit für ihn und für den nicht genau Hinhörenden die Situation ausreichend beschrieben ist.

Genau so, dachte man bislang, verhält es sich damit, wenn ein Kommentator ein Spiel beschreibt: der genaue Inhalt dessen, was er sagt, ist irrelevant, alle Beteiligten, die Sportler sowieso, aber auch die Zuschauer vor Ort und am Fernsehen, der Bildregisseur und die gar nicht genau zusehende Partnerin, die gerade gelangweilt aus dem Fenster schaut, wissen, welche Valenz die Situation hat und was das für die kurzfristige Zukunft bedeutet.

Nun aber haben Untersuchungen ergeben, dass es mit den Kommentatoren doch anders ist als bei den Hunden: Ihre in die Übertragungswellen gebellten Laute haben eine Bedeutung. Böse Zungen würden fragen: aber in welcher Sprache? Doch auch das ist geklärt. Deutsche Reporter benutzen deutsch plus ein bisschen denglisch, während englische Reporter englisch benutzen, isländische isländisch usw. usf., man kann diese Reihe beliebig fortsetzen.

Nachdem also bekannt wurde, dass es entgegen der landläufigen Meinung eine Bedeutung gibt, die sich hinter dem die Situation begleitenden, von Sportirgendwas verursachten Geräuschpegel gibt, hat man sich intensiver mit dem beschäftigt, was bei Übertragungen und Diskussionen zu hören ist. Und siehe da: Es gibt zwar eine Bedeutung, nur ist die so inhaltsleer, dass man sie als normaler Mensch kaum finden kann. Man sucht und sucht und sucht in den verwendeten Formulierungen, die geäußert werden, aber es gibt keine verwertbaren Informationen darin, die dem bereits allseits Bekannten etwas hinzufügten.

Der Glöckner von Notre Dame, der gute Mensch von Sezuan, der Kaufmann von Venedig, der Kaiser von China.

Ein Kommentar

  1. moe moe

    danke trainer, ymmd (mal wieder). man lernt doch immer wieder was dazu

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