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Denk ich an Finnland in der Nacht, werd arg ins Schwitzen ich gebracht

Und das nicht wegen der dortigen Saunen.

Was nach dem gestrigen trotz einer kurzen Ribbeck’schen-Reminiszenz-Phase überzeugenden Sieg ein wenig aus dem Fokus geraten könnte, ist die Tatsache, dass man ja jetzt und auch vorher schon annehmen mag, dass ein Remis in Russland im Bereich des Möglichen läge. Das tut es natürlich für eine deutsche Auswahl in den letzten 60 Jahren (wirklich no pun intended) immer. Und auch die Leistung aus dem Hinspiel gegen Russland gibt zu dieser Hoffnung allen Grund. Und dann nehmen wir mal an, es reichte zu diesem Unentschieden.

Dann sieht man auf dem letzten Kalenderblatt der deutschen Gruppe immer noch ein Heimspiel gegen Finnland.

Finnland.

Klingelt’s?

Das war der Gegner, gegen den man „nur einen Sieg im letzten Heimspiel“ benötigt hätte, um im letzten Gruppenspiel bei gleichzeitigem Punktverlust dieser an England vorbeizuziehen (Didi Hamann, 1:5, Michael Owen und ein schlechter Oliver Kahn). Fehlerhafterweise wählte man damals Gelsenkirchen als vermeintlich co-stimmungsvollstes oder zumindest co-lautstärkstes Stadion in Deutschland, doch Bierhoff und Ziege rumpelten sich zu einem ziemlich laut- und vor allem sieglosen 0:0.

Und am 14. Oktober tritt man nach dem Auswärtsspiel in Russland auch noch mal gegen jene Finnen an, die schon im Hinspiel so stark waren, dass es nur zu einem 3:3 reichte. Ein Remis in Russland und ein Remis zu Hause gegen Finnland, während die Russen im nun mal nicht so ganz so starken Aserbaidschan antreten. Und da wären wir bei der nächsten Parallele zu 2002: Während die Deutschen in Gelsenkirchen sich vergeblich zu einem Sieg gegen Finnland mühten, war ein anderer Deutscher — Otto Rehhagel nämlich — bemüht, zeitgleich beim direkten Gruppenrivalen der Deutschen mit einem Punktverlust der Engländer dafür zu sorgen, dass Deutschland sich direkt qualifiziert. Was Otto Rehhagel auch fast gelungen wäre, nachdem er zwei Mal mit seinem Griechenland in Führung lag, während England erst in der 93. Minuten mit einem — übrigens völlig unverständlicherweise ekstatisch gefeierten — Tor von David Beckham ausglich.

Man muss nicht mal Berti Vogts für den schlechteren Trainer als Otto Rehhagel halten, man muss nur auf den Vergleich Aserbaidschan/Griechenland blicken, um mit der bösen Ahnung ins Geschäft zu kommen, dass gegen Russland ein Remis ganz banal nicht zur direkten Qualifikation reichen würde, wenn man nur ein ebensolches Remis zu Hause gegen Finnland folgen ließe.

(Gepaart mit der noch schlimmeren Ahnung, dass für den Fall dass Aserbaidschan sich dann doch, weil Russland ja auch schon mal gegen Andorra gerne Probleme hat, als der entscheidende Stolperstein für Russland erweisen sollte, wir über Jahre hinaus nicht davon verschont bleiben werden, in unsäglichen Interviews daran erinnert zu werden, dass Berti selbst ja erst den Weg zum WM-Titel 2010 oder was auch immer geebnet hat. So wie er praktisch für alles verantwortlich ist, was je seit ihm im deutschen Fußball passiert. Aber wir wollten uns ja nicht schon wieder wiederholen, so wie er.)

Also, schwitzen wir erstmal, siehe Titel.

15 Kommentare

  1. Manfred Manfred

    Ich hätte da eine Idee, die vielleicht etwas abwegig erscheinen mag, aber trotzdem: wie wäre es denn, einfach in Russland zu gewinnen?

  2. Das würde ja voraussetzen, dass irgendjemandem klar wäre, dass man danach noch gegen Finnland spielt. Ich hör immer und immer nur was von einem Spiel gegen Russland. Okay, mer musse uns erst auf das eene Spiel konzentriere, klar. Aber dass danach noch was käme, hab ich selten gehört.

  3. tafelrunde tafelrunde

    Sehr richtig! Auch Lichtenstein kam gestern über ein 1:1 gegen Finnland nicht hinaus. Und das in einem Heimspiel! Obwohl man sich, nach einer denkbar knappen 2:1 Niederlage im Hinspiel in Helsinki, berichtigte Hoffnungen auf mehr erwarten durfte.

  4. Ich werde folgendes dazu beitragen:

    Am 14.10. sitze ich in der Arena und schreie die jungs nach vorne. Wobei ich da wohl der einzige bin, dass Hannoveraner Publikum fing mit der ‚Stimmung‘ gefühlt ja erst nach dem 3:0 an.

  5. Gott sei dank gibt es ja noch das Qualitätsmedium kicker:

    Ein Remis würde also reichen, einen Dreier in der letzten Partie gegen Finnland vier Tage später in Hamburg vorausgesetzt. Doch gegen diesen Gegner patzte das deutsche Team, 3:3 im Hinspiel in Helsinki, womöglich folgenreich, denn die Playoffs sind nicht ausgeschlossen, nach der Vorstellung von Hannover vor der Pause.

    http://www.kicker.de/news/fussball/nationalelf/startseite/514317/artikel_Viele-Fragen-bis-Moskau.html

  6. Wenn ich Russen und Finnen denke fröstelt’s mich eher. Aber wie sagt Bertie gester noch: wenn die „Roboter“ kommen und die „deutsche Maschine“ erstmal läuft, dann gewinnen die auch gegen Russland. Bei solcher Wortwahl fröstelt’s sicher auch den ein oder anderen…

  7. Es ist mir jetzt zwar schon lange klar, dass Finnland erst nach Russland kommt. Aber irgendwann, vor unbestimmter Zeit, dachte ich auch noch, dass Russland-Spiel sei das letzte.

  8. SLogan SLogan

    Ich erinnere mich noch an das Wunder von Bern, als wäre es vorgestern gewesen: „Schäfer nach Innen geflankt, Kopfball, abgewehrt! Aus dem Hintergrund müsste Vogts schießen, Vogts schießt, Tor, Tor, Tor, Tor!“

  9. Natürlich falsch, SLogan, das war Neuville damals.

  10. Pekka Pekka

    Neuville war damals noch gar nicht eingebürgert (in Deutschland) und nur für Italien, Schweiz und Frankreich startberechtigt.

  11. Diddi der Däne Diddi der Däne

    Hey Trainer, was zechbauer anspricht, wäre doch auch ein Fall für dich gewesen. Selten so einen albernen Kommentar gehört. Damit hat ist Bertie McVogts auf der nach oben offenen Lacherlichkeits-Skala nochmal um einige Stufen geklettert.

  12. Saffti Saffti

    Eine passende Verschwörungstheorie zum 11.9. Wer den Deutschen Böses will, lost ihnen Finnland zu.

  13. Äh, was spricht zechbauer denn an? Ich hab jetzt nix gefunden, was gemeint sein könnte.

  14. Diddi der Däne Diddi der Däne

    Dass Berti Vogts nach dem Spiel im Interview gesagt hat, dass man gegen die „deutschen Roboter und ihre perfekte Angriffsmaschinerie“ niemand eine Chance haben könnte. Du hast wohl die Fernsehübertragung nicht bis zum Ende verfolgt…

  15. Ich teile des Trainers Alpträume. Wenns übel kommt, spielt man bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf Kunstrasen gegen eine russische Mannschaft die momentan ganz gut drauf zu sein scheint. Irgendwann erwischt es halt jeden mal…

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