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Kategorie: WM 2006 – Odyssee im Deutschland

Eine Reise durch ein verrücktes Land

Kickernde Bärliner

Über Berlin gab es hier ja schon Einiges zu lesen. Hoffotografin Paula war mal wieder unterwegs und hat Neues aus Berlin zu berichten, aus der Stadt, die den Fußball nicht mag.

[Link zum Bild leider tot.]

Hier gibt’s einen großen Kicker mit Metallbären, an denen man auch wirklich spielen kann. An den Bären kann man auch spielen, ich meinte aber am Kicker.

Sehr passend finde ich den fetten Ronaldo im gelben Brasilientrikot mit der Nr. 9 dargestellt: täuschend echt.

Wo dieses Ding zu finden ist, weiß ich allerdings nicht.

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…acht, neun, zehn, Scheiße!

Die meisten von Euch erinnern sich nicht, ich auch nicht, es soll aber schon einmal eine WM in Deutschland gegeben haben:

1942

1942 fand die Fußball-WM in Deutschland statt. Nach den Gastgebern Italien 1934 und Frankreich 1938 war es nur logisch, dass die nächste WM im größten Land Europas ausgerichtet wurde. Die Rotation zwischen Europa und Südamerika existierte noch nicht, so waren alle Augen auf das Olympiastadion Berlin gerichtet, als Adolf Hitler die WM 1942 feierlich eröffnete und auch den Siegerpokal nach dem gewonnenen Finale gegen die Schweiz dem Kapitän der deutschen Mannschaft — Hans Mock — überreichte. Die FIFA zeigte sich zufrieden mit der Ausrichtung des Turniers, das sie bereits 1939 an Deutschland vergeben hatte.

1974

Es war das einzige Mal, dass auch die „DDR“ teilnahm. Dass die „DDR“ jenes eine Spiel zwischen der „DDR“ und der Bundesrepublik gewann, ist hinlänglich bekannt. Mir zumindest unbekannt ist aber der tiefere Sinn hinter den Anfeuerungsrufen der Anhänger der „DDR“, die da lauteten:

„…acht, neun, zehn, Klasse!“

Was soll das bedeuten? Eine intensive Recherche hat bis dato keine Antwort ergeben. Kann mir jemand helfen?

Gekontert wurde dieser Spruch übrigens von den bundesdeutschen Zuschauern auch nicht eben originell mit „…acht, neun, zehn, Scheiße!“.

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Hurra, hurra — der Osten, der ist da!

Endlich hat sich ein Land erbarmt und sein WM-Quartier in Ostdeutschland aufgeschlagen. Wäre ja auch allzu peinlich, wenn von 32 (!) Teilnehmerländern kein einziges seinen Platz im Osten der Republik gefunden hätte, flächenmäßig immerhin knapp 1/4 der gesamten Republik.

Der Tross aus der Ukraine nächtigt und trainiert also in Potsdam. Gut, so richtig Osten ist das nun auch nicht. In 30 Minuten ist man in West-Berlin und mit seinen schönen Schlössern ist Potsdam auch nicht so richtig Ex-DDR. Keine graue Baumasse, keine Einschußlöcher aus dem zweiten Weltkrieg, nur schöne Stadtteile, Sehenswürdigkeiten und überhaupt: wahrscheinlich geht die Ukraine nur deshalb nach Potsdam, weil da noch jeder, der älter als 30 ist, Russisch beherrscht, was genauso für die Ukrainer gilt.

Trotzdem: endlich ist die WM auch im Osten angekommen.

Wer sehen will, wo die anderen Teilnehmer ihre Gaskocher, Autogrammstände und „Hüttsche“ aufstellen, der bemühe diese Darstellung.

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Werbefläche Medienpartner

Heute Morgen sah ich auf der Litfaßsäule in meinem Wohnzimmer ein neues Werbeplakat. Werbung für www.hannover.de — unter Anderem für die WM in Hannover. „Näher am Herzschlag der WM“ lautet der Slogan, den sich irgendein Fuzzy in irgendeiner Werbe-Agentur dazu ausgedacht hat, warum man im kommenden Sommer nach Hangover fahren soll. Da stellen sich mir zwei Fragen:

1. Was soll ich in Hannover, wenn ich keine Karte für ein WM-Spiel habe?

2. Was soll ich in Hannover?

Frage 1 wird von einem „lustigen“ Video beantwortet, das die Stadt Hannover gedreht hat. Auf der Seite der FIFA-WM-Stadt Hannover kann man sich herunterladen, wie das mit dem FIFA-WM-Fanfest wohl aussehen soll. In Hannover findet dieses auf dem Waterloo-Platz statt. Nomen est omen.

Besonders nett anzusehen: die in der Animation eingelassenen Banden mit der Beschriftung „Werbefläche Medienpartner“. Und die nur robotesk dargestellten Fahnen schwenkenden Zuschauer.

Frage 2 wird allerdings gar nicht beantwortet.

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Ganz Gallien?

Ganz Deutschland ist im Fußballfieber… Ganz Deutschland? Nein, ein kleines Dorf im Osten leistet nach wie vor diesem Virus Widerstand.

Man kann es drehen und wenden, wie man will, man muss einfach sagen:

„Ja das ist die Berliner (Fußball-) Lust, Lust, Lust“

15.603 Zuschauer wollten die Berliner Hertha gestern Abend bei Ihrem entscheidenden UEFA-Pokal-Spiel sehen. Das sind weniger Zuschauer als Eintracht Braunschweig in der dritten Liga hatte. Nun gut, das Spiel fand unter der Woche statt. Aber in Berlin leben ca. 3,5 Millionen Menschen. Davon waren also gestern 0,004 (!) Prozent im Stadion. Die Begeisterung für die Hertha, für Fußball generell muss riesig sein.

Ich fordere hiermit ultimativ, den fußballunwürdigen Berlinern das Finale zu entreißen und es nach Dortmund, München oder Hamburg zu verlegen.

Was soll denn das für ein WM-Finale sein, wenn Deutschland gegen Tschechien spielt, aber in Berlin gerade mal 9.000 Leute zugucken, nur weil es zufällig nieselt?

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Antonios Pelle

Hier in Duisburg nehmen wir ja nicht wirklich an der WM teil. Wir sind keine FIFA-WM-Stadt TM, hier gibt’s keinen Flughafen, wo ein Team vor der WM ankommen könnte und wir kriegen auch keine Video-Leinwände von FIFA-Hauptsponsoren TM gesponsort. Man könnte fast meinen, Duisburg läge im Osten.

Wir nehmen jetzt aber doch teil. Das Team von Italien gastiert in Duisburg. Kann man das glauben? Brasilien geht in den Taunus, die Holländer nach Hinterzarten, Deutschland nach Berlin, Togo in die Nähe von Hannover und so weiter. Und ausgerechnet einer der Topfavoriten gastiert in Duisburg?

Italien kommt ins „Landhaus Milser“ im Duisburger Süden zu Rolf Milser. Warum ausgerechnet in diese verlassene Stadt, die schon bei den World Games kaum jemanden von außerhalb anlocken konnte?

Die Antwort ist einfach. Wie es unserem Klischee von Italienern entspricht, ist der Teilhaber von Rolf Milser beim Landgasthof ein Italiener. 1 Kommentar

Bist du Deutschland?

„Wer seid das ihr?“
„Bin ich Deutschland?“

Fragen, die sich jeder früher oder später stellt. Gerade bei einer WM fragt man sich doch, wer man eigentlich ist. Togo? Japan? Kroatien? Man ist so Einiges. Bei der WM in Korea wurde den Bürgern aus Angst vor fehlender Stimmung befohlen, z. B. Italien zu sein. Oder Paraguay. Und dann waren die Koreaner ganz brav plötzlich paraguayanische Fans. Nett anzusehen, hat aber mit europäischer Fußballkultur nicht mehr viel gemein.

„Heute bin ich mal Schalke. Morgen bin ich Dortmund.“ So geht das nicht. Aber was tut man, wenn das eigene Team gar nicht bei der WM dabei ist? Damit Fußball gucken spannend ist, das weiß jeder, muss man für oder gegen jemanden sein.

Wer unsicher ist, wer er sein soll, dem hilft dieser Test auf die Sprünge.

Ich bin übrigens die Türkei.

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Auslosung in Amsterdam

Ich hab mich kurz vor der WM-Auslosung mal auf Franz‘ Spuren begeben und bin in die Niederlande gefahren: nach Amsterdam. Natürlich ist auch ganz Holland fußballverrückt und so konnte ich die WM-Auslosung dort in einer Kneipe verfolgen. Der Unterschied zwischen den Deutschen — die nicht mehr ganz so rumpeln wie noch unter Rudi, sich aber trotzdem unsicher sind, was sie überhaupt erreichen können — und den Holländern, die wissen, dass sie es mit jedem Gegner aufnehmen können, ist folgender:

Während in Deutschland alle mit den Knien schlotterten, ob wir denn schon in der Vorrunde auf die Holländer treffen, kam es für diese selbst viel härter: Argentinien. Die Reaktion war:

„Eine schwere Gruppe zwar, aber eine schöne.“

Ich glaube, das nennt man Selbstvertrauen, gepaart mit ein bißchen Gelassenheit. Von Holland lernen heißt siegen Selbstbewußtsein lernen.

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Wer wird Millionär Gruppengegner?

Die Einteilung der WM-Töpfe ist vorgenommen.

Wie sehen Eure Tipps aus, wen Deutschland in seine Gruppe gelost bekommt? Damit Ihr wißt, wer zur Auswahl steht, hier noch mal eine Übersicht.

Mein Tipp für heute Abend:

    Deutschland
    Ekuador
    Polen
    Saudi-Arabien

Und was glaubt Ihr?

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WM-Finale jetzt doch auf Schalke

In Berlin ist die Liebe zum eigenen Klub so groß, dass niemand singt, wenn er ins Stadion geht. Die Münder stehen vor Begeisterung wegen der atemberaubenden fußballerischen Darbietungen und der umfassenden Pokalsammlung von Hertha BSC (Deutscher Meister vor 74 und vor 75 Jahren) 90 Minuten lang offen, so dass für Fangesänge und Anfeuerungen keine Zeit bleibt.

Seit kurzer Zeit stehen die Münder nicht mehr vor Begeisterung offen, sondern vor Erstaunen: 30 Millionen Euro Schulden – ja wo kommen die denn her? Wo sie hingekommen sind, ist klar, in die Taschen von den Beratern von Alex Alves und Krumpelinho und Bongbinginho und wie die Flops alle heißen, die Dieter „Turban“ Hoeneß gekauft hat. Aber wo sie herkommen?

Das fragen sich auch die zwei Handvoll Fans von Hertha, die in der Fankurve stehen.

Wie gesagt, zum Singen keine Zeit, deshalb werden Fangesänge jetzt von der Stadiontechnik über Lautsprecher eingespielt. Das ist das größte Armutszeugnis, das man einer Zuschauerschaft machen kann.

Falls sich doch mal zwei, drei Berliner Schnauzen zum Singen bemühen und ihr stetiges Nörgeln einstellen, werden diese Gesänge per Mikrofon vor dem Fanblock eingefangen und um ein Vielfaches verstärkt. So glauben die restlichen Zuschauer, dass sie in einem Hexenkessel sind.

Jeder Hertha-Fan geht seit Bekanntwerden dieser Nachricht mit noch mehr Stolz zu seinem Verein. Wahrscheinlich wird das Singen jetzt aus Trotz ganz eingestellt.

Die FIFA hat sofort reagiert und das Finale der WM von Berlin auf Schalke verlegt. Dort is‘ nämlich immer laut, ne? Is‘ ja auch ne Halle. Wie die FIFA weiß, wollen die Sponsoren Stimmung sehen, und die gibt es in Berlin leider nur vom Band. Auf Schalke ist sie echt.

Glückauf!

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We love Spelunken

Als bekennender Hasser von überflüssigen Anglizismen bin ich mal wieder fündig geworden. Von mir aus kann man gerne einen Computer einen Computer nennen oder ein WLAN ein WLAN, man darf auch aus historischen Gründen zu einem Foulspiel „Foul“ sagen.

Das Kneipenfest anlässlich des „final draw“ (Gruppenauslosung) der WM in Leipzig heißt aber

Honky-Tonk-Kneipenfest

Dann mach ich demnächst auch ein Kneipen-Kneipenfest. Oder was soll sonst eine Spelunke sein? Eine Spelunke ist doch wohl eine Kneipe, wenn auch der übleren Art, aber der Oberbegriff ist „Kneipe“. Und Honky-Tonk bedeutet nun mal Spelunke.

Und dass die Leipziger ganz begeistert sind, dass sie zu einem „Honky-Tonk“-Festival gehen, wundert mich auch nicht: weil mal wieder keine Sau weiß, was es bedeutet. Wer von denen (ich spreche ja nicht von mir) würde schon freiwillig in eine Spelunke einkehren?

C‘mon, Honky-Tonk.

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Wie man sich zum Deppen macht

Ein Mal in Reih und Glied aufstellen und dann doof für die Kamera grinsen. In dieser Klickserie — auf den Link in der Mitte klicken — sieht man, wie gerne manche Leute sich zum Hampelmann machen, wenn sie dafür irgendwas umsonst kriegen. Karnevalsfritzen und Feuerwehrriegen, sie alle entblöden sich nicht, T-Online anzubetteln, ihnen WM-Karten zu schenken. Schön sind auch die Begründungen, bei denen die Redaktion von T-Online gleich die Fehler der Einsendenden drin gelassen hat.

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