Kategorie: Joachim Löwenherz
Erichs, Rudis und Jürgens Nachfolger heißt Joachim
Robat.
Reingefallen!
Robat fängt auch mit Rob … an, hört aber nicht mit …ben auf.
Robat Enke. Das ist jetzt nicht mal lautmalerisch. Es gibt kaum einen Menschen der sprechenden Medien, der diesen amen* Menschen nicht als „Robat Enke“ ausspricht. Das mag für seine fußballerischen Leistungen völlig egal sein, wir wollten hier ohnehin wieder weg vom vermaledeit überall stattfindenden Sprachgeklugscheiße und wieder hin zum Fußball.
Robat Enke also soll die Nr. 1 werden. „Ein Torwartproblem hatten wir noch nie in Deutschland“, sagte gestern erst wieder Geog Koch in der Pause des Spiels MSV Duisbug – Fotuna Düsseldof.
Ob nun Wiese das Zeug dazu hätte oder nicht, hier würde man meinen: ja, ist eigentlich auch egal. Denn das, was Jogi Löw mittlerweile an völlig unnötigen Problemen aufs Tapet zaubert, übersteigt nicht nur langsam, sondern relativ schnell die Schwelle dessen, was noch gut ist.
Wo es 2005 noch nur 2 Torhüter waren, die um 1 Platz kämpften, sind es bei Jogi Löw 2009 gleich 4. Wo es 2005 noch nur 2,5 enttäuschte Nationalspieler waren (Kuranyi und Wörns und Kahn, der allerdings nur halb zählt, weil er ja immerhin dann doch im Mannschaftsbus mitfahren durfte), züchtet Löw sich gleich ein ganzes halbes Dutzend an Alternativen, die auf diese Art keine mehr sind. Frings raus, Jones raus, Kuranyi raus (nicht dass man an dieser Stelle der Meinung wäre, Kuranyi solle nicht raus sein, aber…), nun Wiese auf seltsame Art raus, nachdem man ihn zuvor eindeutig mit ins Kalkül gezogen hatte.
Was man „Grinsmann“ während seiner Zeit beim DFB von ohnehin zweifelhaften Seiten aus vorwarf seine entschiedene Art, sein „Aufräumen“ kann man Jogi Löw leider nicht vorwerfen. Es ist ja im Prinzip nichts anderes als das, was Klinsmann bei den Bayern hinterlassen hat, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Während er in der Nationalelf als eisenharter Entscheider ging, der seine Linie durchzog, und seinem Nachfolger jetzt leider nur das Gegenteil gelingt, trat er bei Bayern als relatives Gegenteil auf und ließ den dortigen Entscheidern – zumindest scheinbar – nur noch die Wahl, wiederum aufs Gegenteil zu vertrauen, auf den holländischen Mann mit dem selben Spitznamen wie der aktuelle schweizer Nationaltrainer. Auf einen, der sich gegen alle Widerstände durchsetzt, somit auf jemanden, der schon am 4. Spieltag den Mut hat, Rensing aufs verdiente Altenteil abzuschieben, während Klinsmann sich das erst im Viertelfinale der Champions League traute.
Hier geht es aber um Löw, und der Mann beginnt eine echte Sorgenkomponente auf der „oad* to 2010″ zu werden. Dass ein Trainer ein vermeintliches Leistungsprinzip ausruft, sei mal wirklich als Bananengarten dahin gestellt: Wer glaubt denn ernsthaft, dass ein Trainer seine Spieler danach aussucht, welche Statistikwerte dieser in irgendeiner selbstgefälschten Datenbank aufweist, welche Fitnesswerte ein Spieler hat oder wie viele Follower er bei twitter hat? Abgesehen davon, dass ein Trainer auch nur ein Mensch ist, und somit zwangsläufig solchen Faktoren wie „Sympathie“ für oder weniger für einen Spieler sowie „gegenseitige Chemie“, die stimmen muss, unterliegt, sollte man einem Trainer auch im Jahr 2010 insoweit eben freie Hand lassen, dass er das am besten zusammen passende Team auswählt und eben nicht nach reinem „Leistungsprinzip“ vorgeht. Zumal bei solchen Konstellationen wie Innenverteidiger plus Innenverteidiger oder Innenverteidigerinnen plus Torwart oder offensiver Zögling plus defenisver Fahrensmann doch gar nicht klar sein kann, was einem die im Verein und den nun mal sehr wenigen Länderspielen gewonnenen „Leistungsdaten“ darüber verraten, was diese oder andere Konstellationen dann in ihrer spezifischen Konstellation an Leistung hervorbrächten. Da müsste man ja schon quasi endlose Testspiele durchführen, um das final beantworten zu können.
Das wird von niemandem mit Verstand erwartet und das erwartet auch niemand mit Verstand von Jogi Löw. Warum er dann aber nachgerade ständig und vor allem ohne jegliche Not Baustellen eröffnet, wo gar keine zu finden wären, wenn man keine aufmachte, bleibt unerklärlich. 4 Torhüter bis kurz vor der WM (es sind nur noch 9 (!) Monate) im Rennen zu halten, ist geradezu fahrlässig, wenn man, statt jetzt schon einen bitter enttäuschen zu müssen, ihn stattdessen in einer eventuellen Notlage mit einer Berufung eher positiv motivieren könnte.
Das ganze Geschreibsel war jetzt aber nur Vorgeplänkel dazu, dass man schließlich festhalten muss: Enke, Adler, Neuer, Wiese. Das ist tatsächlich Jacke wie Hose, der eine spielt häufiger international, der andere macht die besseren Interviews, der nächste ist weniger stinkstiefelig. Keiner sticht heraus und es ist auch nicht abzusehen, dass sich das in den nächsten neun Monaten ändern wird. Sollte es keine mit dem Boulevard abgemachten geheimen Angriffspakte geben, dass man die T-Frage neuerdings immer möglichst lange am Köcheln halten möge, auf dass es was zu schreiben gäbe, gibt es keinen Grund, warum man 4 Leute ins Rennen beruft, um dann schon vor dem Ende einen verprellen zu müssen, während die Abwehr und die Frage in dieser Frage noch lange nicht im Klaren sind, wer denn jetzt die Nr. 1 ist (und dieser dann angesichts der Auswahl der Torhüter wenigstens in den Länderspielen „internationale Praxis“ zu geben).
Es hätte nichts bis gar nichts dagegen gesprochen, Roba*t Enke schon von Anfang an zur Nr. 1 zu erklären und dann wirklich nur im Notfall und weil man ja auch bei einem langen Turnier (ich bitte Sie, maximal 7 Spiele!) mal einen Ersatz brauchen könnte, eine Nr. 2 zu züchten. Dass kein Lagerkoller aufkommen wird und die Nr. 3 nicht rebellieren wird, dafür sorgt ja schon der Playstation- und Tischtennisplatten-Minister Bierhoff. Dass das bezogen auf die Torhüterposition alles nur eine Übergangsphase ist und wir uns in keiner Torwartära befinden, war von vorneherein klar. Und dass man nach einem großen Turnier wie der WM 2010 in Südafrika noch mal eine andere Meinung haben darf als vorher, hat Jogi Löw ja (immerhin) nach der EM 2008 im Land der Löcher im Käse und des Schmähs bewiesen.
Vollkommen unverständlich also, wieso hier überhaupt Fragen gestellt und Hoffnungen geschürt werden, die schon per FIFA-Definition (3 aus 23) nicht erfüllt werden können.
Man kommt nicht umhin, anzunehmen, dass Jogi Löw ein Konfliktvermeider ist oder wahlweise einer, der sich nicht entscheiden respektive festlegen mag. Was im Endeffekt auf das selbe Phänomen hinausläuft, nämlich die Weigerung, innerliche Konflikte aka Unentschlossenheiten mit sich bis zu einem vernehmbaren Ende auszutragen.
Mag man hier auch klingen wie Günte* Netzer oder anderes Stammtischgebrabbel: Das ständige Ausladen von irgendwann mal dazu Gehörenden wirkt allmählich weniger wie ein Ausprobieren der vorhandenen Optionen als wie das Lavieren eines äußerst unentschlossenen Elefanten im vorsüdafrikanischen Porzellanladen.
Scherben bringen Glück, aber mit Glück allein hat noch selten einer aus dem wenig verbliebenen heilen Rest etwas Brauchbares zusammengekittet.
* Hier ein stummes „r“ denken.
23 KommentareDrei Punkte in Wales sind drei Punkte in Wales. „Nicht mehr und nicht weniger.“ Natürlich nicht mehr. Drei Punkte. Nicht weniger. Natürlich nicht weniger. Wie sollten drei Punkte an und für sich auch mehr als drei Punkte sein? Oder: Wie sollten drei Punkte als solche weniger als drei Punkte sein? Das ginge vielleicht, wenn die Punkte keine unteilbaren Einheiten darstellten, so wie es auch bei Toren normalerweise der Fall ist. Normalerweise. Fußball ist schließlich kein Schach.
Gomez: 0,5 Tore. Wales ebenfalls 0,5 Tore. Remis also. Wenn es nicht den Capitano gäbe. Das wiederum ist italienisch. Niemand weiß, wie man von Kalifornien kommend für einen Sachsen, der in Bayern sein Geld verdiente, auf eine italienische Bezeichnung kommt, als Schwabe. Gomez 0,5, Wales 0,5, Capitano 1. Das Ergebnis ist klar: Gewonnen hat der Capitano. Wieso jetzt insgesamt nur zwei Tore gezählt, aber drei Punkte vergeben wurden, und dann auch noch alle für Deutschland, muss nicht weiter erläutert werden. Drei Punkte, nicht mehr und nicht weniger.
Weniger hingegen ist ein ehemaliger Prinz geworden. Er ist schon kein Prinz mehr, der Lack des Prinzenkrönchens ist verschlissen, er ist nur noch Hofnarr. Leider ist er auch dafür noch zu grün, weshalb er nur Hofnarrenanwärter ist. Das wissen unglücklicherweise die wenigsten, und auch er selbst scheint es immer wieder zu vergessen. Auf der Hofnarrenanwärterschule hat man ihm erzählt, dass Hofnarren große Stars seien oder aber zumindest werden könnten, wenn sie immer tun, was Hofnarren zu bestimmten Anlässen tun sollten. Also zum Beispiel dem freien Spieltrieb nachgeben, wie man es von Hofnarren so kennt. Dann laufen die Hofnarren auf dem Hof herum und niemand kann vorausahnen, welche Richtung sie in der nächsten Sekunde einschlagen werden. Das gefällt den Lehrern auf der Hofnarrenanwärterschule. Normalerweise.
Anderen gefällt das eher weniger nicht mehr, nicht weniger, sondern weniger weil sie entweder Capitanos sind oder aber etwas erreichen wollen, von dem der Hofnarr nicht ahnt, dass es das geben könnte: Mehr Klasse, mehr Qualität und mehr Können als man zur Zeit schon hat. Mehr nicht weniger, nicht mehr sondern mehr.
Wenn man den Hofnarren darauf hinweist, kann dieser schon mal ungehalten werden. Er ist sich seines Status als Hofnarr(enanwärter ja nur!) nicht immer bewusst, und so gefällt es ihm nicht und er wird gar säuerlich, wenn man von diesen Dingen spricht, die man erreichen wollte, die man aber nicht erreichen kann als Hofnarr(enanwärter ja nur!), weil sie auf der Hofnarrenanwärterschule nicht gelehrt werden und weil, das ist ja die Krux mit den Hofnarrenanwärtern, diese sowieso nicht zuhören, wenn etwas gelehrt wird. Erstens ist man ja schon Hofnarr(enanwärter) und zweitens gehört es für Hofnarren zum guten Ton, nicht zuzuhören, sondern allerlei Schabernack zu betreiben.
Drei Punkte. Capitano 1, Gomez 0,5, Hofnarr 0. Eher weniger.
16 KommentareAh, ein schönes Beispiel dafür, wie man sich selbst vermeintliche Realitäten herbeischreibt, die man hernach noch bedauern oder beklatschen kann. Mario Gomez hat seit ein paar Spielen das Tor nicht mehr getroffen. Diese Aussage ist falsch. Er trifft regelmäßig, für den Club.
Für die Nationalmannschaft hat er eine beschissene EM gespielt und danach im Club wieder zu bekannter Qualität gefunden. Wobei man eben ohnehin nicht davon ausgehen kann, dass ein Spieler, nur weil er 3x oder 5x nicht trifft, gleich seine ganze Qualität verloren hat.
Das wird aber nicht gewürdigt, gesehen, eingeschätzt. Stattdessen wird eine Rechnung aufgemacht, die man wirklich nur mit viel bösem Willem oder aber eben dem Wunsch danach, sich ein Ereignis im Sinne einer Krise herbeizuschreiben, wo keine ist, aufmachen kann.
Das Volk, das von alleine doch niemals darauf gekommen wäre, wie lange der Gomez jetzt schon nicht mehr getroffen hat, liest diese gequirlte, an den Haaren herbeigeschriebene Krise und ist selbstredend nicht dazu in der Lage, seinen eigenen, in Grenzen im Kopfe jedes einzelnen sicher vorhandenen Fußballsachverstand walten zu lassen. Dass nämlich diese Auswahl an Spielen, in denen er nicht getroffen hat, vollkommen willkürlich ist. 23 Pflichtspieltore hat er bislang erzielt, zu müde, es nachzurechnen.
23 Pflichtspieltore hat wahrscheinlich kein anderer der Kandidaten vorzuweisen, und falls doch, dann beweist das doch nur, dass Gomez keinesfalls schlechter als seine mannschaftsinterne Konkurrenz ist.
Da schreibt man also eine vollkommen konstruierte Krise herbei, die einzig einem statistischen Zufall geschuldet ist. Und das Volk ist so blöd, darauf hereinzufallen. Und Bela Rethy redet ab Minute 60 von nichts anderem mehr. Und der Interviewer nach dem Spiel redet von nichts anderem mehr. Und JBK fragt („Ich muss das so fragen“) nach dem Spiel sogar Jogi Löw, was er denn jetzt mit Mario Gomez zu tun gedenke.
All die normalen Aufgaben, die die Berichterstatter hier zu erledigen hätten, das gesamte Spiel zu beleuchten, nachzufragen, warum dies und jenes passierte, wie sich Beck präsentierte und warum Lahm so überraschend uninspiriert spielte, ob Podolski nicht irgendwie überfordert sei damit, dies und jenes und blablabla, das fällt alles unter den Tisch.
Weil irgendein Schlaumeier ein paar Tage vor dem Spiel seine von anderen zurecht gelegte Broschüre gelesen hat und sich dann geifernd über diese Non-Serie hermacht. Und weil die Jungs im Fernsehen auch auf diesen Zug wieder mit Begeisterung aufspringen. Weil es so einfach ist, sich nicht mit dem Spiel zu beschäftigen, weil es so herrlich einfach ist auch für alle potenziellen Empfänger dieser Botschaft: Held oder Arsch. Ex oder hopp. Keine Grautöne, kein Hinterfragen, kein Infragestellen dieser konstruierten Kacke, wie es eigentlich ein Leichtes wäre, wenn man sich oder wenigstens den Zuschauer ernst nähme.
Und das Publikum fällt drauf rein, pfeift den zur Zeit besten deutschen Stürmer aus, weil er mal dreieinhalb Chancen vergibt. Vergisst, wie viel im Fußball vom Zufall abhängt und vergisst, welche Aufgabe ein Heimpublikum eigentlich hat. Möglicherweise, zugegebenermaßen, würde dieser Text anders ausgehen, wenn es der Unaussprechliche gewesen wäre, der so rumgefuhrwerkt hätte. Bei Gomez in seiner aktuellen Form (das ist positiv gemeint) und bei seinen aktuellen Zahlen verbietet sich eigentlich die Frage danach, wo die vermeintliche Krise herkommt und wie sie sich begründen lässt.
Sie lässt sich dadurch begründen, dass irgendjemand ein Interesse daran hat, aus statistischen Artefakten irgendeine Kacke zu zaubern, auf der man dann rumreiten kann. Weil man ja sonst nicht wüsste, was man dort überhaupt soll. Vielleicht einfach mal von einem Vierzunull berichten, wie ein Vierzunull auch gegen einen Gruppenletzten eben mal nicht so megaspannend sein kann. Keine Emotionen, keine herausragende Action, einfach nur ein schnödes Vierzunull.
Dass Mario Gomez im Anschluss an dieses Spiel zu etwas befragt wird, was gar nicht existiert, wäre das Hanebüchenste an der Sache, wenn es nicht noch viel schlimmerermaßen so wäre, dass wenn die Bilder nicht trügen Gomez selbst diesen Plumperquatsch von einer Misserfolgs-Serie oder gar einem „Fluch“ glaubte.
Der Boulevard scheint allgegenwärtig. Und was allgegenwärtig, selbstverständlich ist, nimmt man nicht mehr wahr.
15 Kommentare[photopress:meine_taktik_frueh_buchen_jogi_loew.jpg,full,centered]
Wer clever ist, analysiert und hinterfragt seine irgendwann mal gefällten Entscheidungen beizeiten. So auch unser Bundes-Jogi, der sich vor der EM noch mit einer später gescheiterten Taktik zitieren ließ. Anscheinend hat er diese für die kommende WM überprüft und sich nun zu oben zu lesender Taktik durchgerungen: „Früh buchen“.
Wohlfeilen Beobachtern, u. a. Peter Neururer („Haben wir schon vor 20 Jahren gemacht“), wird jedoch auffallen, dass diese neue Taktik gar nicht neu ist, sondern nur alte Hüte in neuen Schläuchen: Jetzt schon die Plätze für die WM-Fahrer fest zu buchen hat doch schon bei der EM nicht funktioniert. Da ruhen die früh gebuchten Spieler sich auf längst verwelkten Löwbeeren aus und das führt schnell zu Stillstand und Stillstand ist bekanntlich der Tod (ohne Socken).
Eine andere Vorgehensweise muss her.
2 KommentareEs ist ja nicht erst seit gestern so, dass solche Freundschaftsspiele irgendwann zwischen den Jahren und ohne den Anreiz, um Punkte oder Trophäen zu sein, fast immer Prototypen sind, die ohnehin nie dazu gedacht waren, in Serie zu gehen.
Selten allerdings war der Impuls so groß wie gestern, sich das spannungsfreie und humorlose Spiel nicht bis zum Ende anzuschauen und stattdessen etwas wirklich Unterhaltendes zu tun, wie die Fenster zu putzen oder noch am Abend den Zahnarzt rauszuklingeln, ob er nicht Lust hätte, hier oder da mal ein bisschen zu bohren. Gebohrt wurde auch im deutschen Spiel, gar der Nerv getroffen, jedoch jener Geschmacksnerv, der Fußball für ein ansehnliches, interessantes und dramatisches Spiel hält und dem Genüge tragende Handlungsweisen auf dem Spielfeld erwartet.
Die Fünf Weisen des Sportbeobachtens hatten schon am Morgen gewarnt, sich besser mit Ausweichkost zu versorgen. Die wäre nötig gewesen, allein, als eigentlicher Anhänger der DFB-Elf steht die Option, nicht zu schauen, nicht zur Verfügung. Man hätte gewarnt sein dürfen, dass im Spiel nicht allzuviel Kreativität folgen würde, als schon vor dem Anpfiff ein nie zuvor gehörter Song bei einem Fußballspiel kredenzt wurde: „You‘ll never walk alone“.
Philipp Lahm walkte aber alone irgendwo, nur nicht auf dem Platz. Das war schlecht fürs deutsche Spiel, weil Compper so beeindruckt davon war, dass er jetzt Nationalspieler ist („100.000-Euro-Mann“), dass er vergaß, mitzuspielen. Und weil Friedrich sich erinnerte, dass er schon vor Klinsmanns Zeiten mal Nationalspieler war und eine kleine Querpassreminiszenz an selige Völlerzeiten zelebrierte.
Podolskis Rolle als Edelreservist scheint sich inzwischen auch bei der Nationalelf herumgesprochen zu haben. Da revanchierte sich der spät eingewechselte Podolski mit einer Leistung, wie er sie auch im roten Bayern-Höschen nicht schlechter hinbekommen hätte. Und scheint nicht in der Lage zu sein, dem an ihm vorbeiziehenden P“ä“trick Helmes Paroli zu bieten.
Bei René Adler stellte sich der Effekt ein, den man gemeinhin „Vorführeffekt“ nennt: Da bleibt man zwei Jahre lang ohne größeren Bock, aber genau dann, wenn wirklich alle zugucken, 75.000 im Stadion und auch der Rest der fußballinteressierten Welt immerhin der Weltmeister von 1966 gegen den dreifachen Weltmeister will die Wiederholung des Kunststücks „fehlerlose Leistung“ einfach nicht gelingen.
Testspiele ohne Erinnerungswert: Sogar Michel Platini hatte bereits vor Anpfiff in den Amnesiemodus geschaltet, behauptete er doch steif und fest, das letzte Spiel der Deutschen, welches er gesehen habe, sei das Spiel um Platz 3 bei der WM gewesen. Da fragt man sich, ob die EM 2008 noch gar nicht stattgefunden hat. Und falls doch, wer dieses teuflisch nach Platini aussehende Double war, das den EM-Pokal überreichte.
„Taktikfuchs Capello“. Man hört läuten, dass Capello plant, Kahn wegen dieser Betitelung zu verklagen. Capello sieht in der Bezeichnung eine „unzulässige Gleichmacherei“ mittels eines Attributes, das eigentlich jedem Trainer gebührt, dessen Herz noch schlägt. Mehr als das, die Worte „Taktikfuchs“ und „Erfahrung“, davon allerdings reichlich, fiel unserem gebührenfinanzierten Experten Kahn zu Capello nicht ein. Tagsüber hatte er keine Zeit gehabt, sich auf seine abendliche Tätigkeit in irgendeiner Form vorzubereiten, weil er gerade an einem neuen Ssachbuch schreibt. Es bleibt dabei: Nur weil er unfallfrei sprechen kann (sieht man von kleineren grammatikalischen Holperern und seinem ständigen „Du“, wenn er „man“ meint, ab), bedeutet das noch lange nicht, dass er seinen Job zufriedenstellend ausfüllt. Ein bisschen mehr Inhalt, ein bisschen mehr Präzision, ein bisschen mehr überhaupt irgendetwas an Information. Wirklich, nur ein bisschen mehr („aber sprich nur ein Wort“), so würde meine Experten-Zuhörer-Seele gesund. Selbst am sprichwörtlichen Elfmeter mit Adlers Fehler, der zum 0:1 führte, ging er vorüber. Motto: „Wenn Du als Torwart rausgehst, musst du ihn haben.“ Ach?
Und: Ja, da darf man sich gerne ein bisschen in den Arsch beißen, wenn man als Zuschauer für so ein Spiel 80 Euro Eintritt bezahlt hat; auch wenn das In-den-Arsch-Beißen schwerfällt in einem reinen Sitzplatzstadion.
So wie überhaupt alles, was mit Fußball zu tun hat, im Berliner Olympiastadion schwer fällt: Jens Lehmann wird froh sein, dass man ihm nicht ein solch vergiftetes Geschenk zum Abschied gemacht hat; gegenüber Adi Katzenmeier war das jedoch eine Unverfrorenheit.
10 KommentareNachdem Kevin Kuranyi es schon nicht ertragen konnte, mit anzusehen, wie ohne ihn erfolgreicher Fußball der besseren Sorte gespielt wurde, hat sich jetzt auch Torsten Frings als Mimose mit Bank-Allergie geoutet. Der FOTO-Zeitung sagte er, dass er über einen Rücktritt nachdenke.
Lassen wir mal außen vor, dass die FOTO sich das Interview wahrscheinlich größtenteils selbst ausgedacht oder die Fragen so manipulativ gestellt hat, dass Frings nicht anders konnte, als die von ihr gewünschten Aussagen zu tätigen.
Das können wir natürlich nicht außen vor lassen.
Sollte es dennoch zufällig wahr sein, dann gibt es bald nur noch einen Elf-Mann-Kader in der Nationalelf (plus natürlich Jermaine Jones auf der Tribüne), weil sich keiner mehr auf die Bank setzen mag. Da fehlt dann wahlweise „Vertrauen“ oder „Rückendeckung“, der Tee war zu kalt und mittwochs bekommt man ohnehin so schlecht Babysitter weil ja Länderspiel ist. Jogi Löw muss die Aufstellungen ab sofort drei Tage vor dem Spielbeginn bekannt geben und die jeweiligen Einladungsemails versenden. Sollte sich in der Zwischenzeit einer der elf Ausgewählten verletzen oder ihm plötzlich einfallen, dass er ebenfalls eine Mimose ist draußen zu kalt, die Verletzungsgefahr, immer diese Eigentore und was sonst noch alles dem Marktwert schaden könnte kann er leider nicht mehr ersetzt werden und die Nationalmannschaft beginnt das Spiel eben mit einem Mann weniger.
Oliver Bierhoff wird als gescheiter Marketingmann nicht lange zögern, die so frei gewordenen Plätze auf der Bank entweder meistbietend an Fans zu versteigern oder sie diversen Gönnern gönnen. Vielleicht sehen wir bald Dieter Zetsche oder Herbert Hainer neben Hansi Flick.
Gute Fußballer, die zum Beispiel dann eingewechselt werden könnten, wenn ihre besonderen Stärken vonnöten sind, um einen Rückstand umzudrehen oder eine Führung zu halten, gibt es dann auf der Bank aber nicht mehr. Entweder von Anfang an spielen oder gar nicht erst hinfahren, alles andere ist unter der Würde eines der Nationalelf Würdigen.
Aber nicht vergessen: Es stand in der FOTO (von der im Laufe des Tages wahrscheinlich noch diverse Zeitungen abschreiben werden), also wohl nur heiße Luft.
Und jetzt wieder Musik.
20 Kommentare[photopress:kuranyi_axe_2.jpg,full,alignleft] Ich weiß nicht, ob man das lustig finden soll. Als Mensch tut er mir ja leid. Was soll er da rumlaufen auf dem Fußballlplatz, wenn er doch offensichtlich nicht besser Fußball spielen kann als irgendein Oberligaspieler? Ich habe ohnehin nie verstanden, warum Kevin Kuranyi (dieses letzte Mal sei mir gegönnt) überhaupt jemals einen Profivertrag bekommen hat. Selbst im untersten nahezu-Amateurbereich sind mir diverse Spieler untergekommen, die eine Ballbehandlung wie von einem anderen Planeten hatten. Es mag da seine/ihre Gründe geben, warum diese begnadeten Spieler es nicht weitergebracht haben als in diverse Stadtmeisterschaften. Außerdem hat man dieserorts ohnehin nicht den Funken einer Ahnung davon, wie schnell Fußball heutzutage überhaupt geworden ist. Dass jemand dribbeln kann wie ein Fummelmeister bedeutet noch lange nicht, dass er späterhin dann ins Arsenal-Fußballcamp gedraftet würde. Er kann einfach (nur) gut Fußball spielen.
Well, gut Fußball spielen. Das kann Kevin Kuranyi definitiv nicht. Man mag mir auch vorwerfen, dass die ganze Kampagne, die ich hier gefahren habe, etwas mit Ausländerfeindlichkeit zu tun habe. Dem ist nicht so. Von mir aus kann Kevin-Future nicht so, wie es ist, aus Panama-Brasilien stammen, sondern aus Neuseeland-Vietnam. Das ist mir vollkommen egal und ich denke, das ist auch den Schalkern egal, die ihn jedes Mal auspfeifen. Hoffe ich jedenfalls.
Was nicht egal ist, ist, dass er kein Fußball spielen kann. Kevin Kuranyi ist eine Karikatur eines Fußballspielers, und deshalb versteht auch niemand, wieso er überhaupt jemals einen Profivertrag erhielt. Er kann eigentlich nur eins, außer Köpfen, wie ein Idiot bei gegnerischem Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte rumlaufen.
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass genau das selbst die letzte Frimpe aus meinem eigenen Team auch kann: Beim Gegner so ein bisschen rumlaufen, bisschen Action machen, die aber eh keinen stört, so lange kein anderer mithilft. Dafür, dass sonst keiner mithilft, kann Kevin nix. Das ist klar. Aber hat man je Manni Burgsmüller, Rudi Völler oder Jupp Heynckes daran gemessen, wie viel sie „nach hinten arbeiten“, wie viel sie sich damit beschäftigen, „der Mannschaft zu helfen“? Das sind zugegebenermaßen andere Zeiten jetzt. Es hat ja auch niemand etwas dagegen, wenn ein Stürmer ein längeres, mittleres Loch hat, doch muss man ernsthaft fragen dürfen: Warum so?
Nein, bei Jupp Heynckes oder Gerd Müller hat nie jemand gefragt, wie viel diese „nach hinten arbeiten“ und dann muss man auch einfach froh sein, als Kevin, dass es neuerdings diese Kategorie gibt. „Arbeitet gut mit“. Nicht umsonst hat der Pöbel Uwe Spies aus dem Duisburger Stadion gejagt, weil er nun mal nie getroffen hat. Victor Agali, blabla, etc. pp. jeder Club hat solche Würstchen in seinen Reihen.
Kevin Kuranyi aber ist keine Wurst, er ist ein Nichts. Er kann überhaupt nichts.
Und deshalb ist es auch gut so, dass er endlich erkannt hat, dass er nicht in die Nationalmannschaft gehört.
Heute hat er von selbst gekündigt. Das hätte er schon Anfang 2006 tun sollen. Nun hat er es getan. Wir warten erwartungsfroh darauf, dass er auch endlich seinen Vertrag bei Schalke zurückgibt, mit den Worten „kann ich nicht erfüllen“, und dass Schalke womöglich dann endlich der Weg freigemacht wird zu einem neuen Klaus Fischer, zu einem neuen Mittelstürmer, der die Dinger dann auch macht. Ob Schalke so einen findet, ist mir herzlich egal, klar ist nur: Kuranyi hat höchstens Zweiliga-Niveau, und warum dieser Knilch überhaupt knapp 50 Länderspiele gemacht hat, ist allerorten unklar.
So jung war P“ä“trick Helmes damals doch gar nicht mehr. Und der kann, z. B., Fußball spielen.
58 KommentareLöw lässt Kerner auflaufen. Viel mehr darf man gar nicht erwarten. Das war schön. Ansonsten sollte man [hier Anfang des schwarzen Lochs befürchten] aber mehr auch nicht.
3 Klosetore machen noch keine Qualifikation.
Selbst Klinsmann hätte das wohl nicht so gebracht. Löw aber war darin höchst souverän, was man von ihm nicht so erwartet hätte. Aber das, das hatte Stil. Nicht nur wegen Kerner, sondern vor allem wegen Stil. Wo man gute Nacht sagen muss, darf man das auch sagen müssen.
Und ehrlich gesagt: so klar hat ein Bundestrainer selten einen Wurst-Entertainer abblitzen lassen. Wir sagen vorerst: klapp, klapp, klapp. Sehr gut, Herr Löw. Note 1.
(Nachtrag: Und hier ist dann noch das Video vom Interview von Kerner mit Jogi Löw nach dem Spiel Finnland gegen Deutschland.)
41 KommentareBräbräbräbräbrä Löw bräbräbrä?
Brabrabrabrabrabra brä.
Bräberäberäbara, braberäbera.
Brä brä, brah Tessin brä bräbrähbrähbräh bra. Brähberäbrä bräberäberä brä.
Brähberäbrä bräberäberä brä.
Braberaba barberaba. Brä!
Bräbräreberä brä äbräreberä brä brä Klinsmann, bräbrä brä brä bräberäberä räbrot.
Bräberäräberä bra bra brä bräberababa, bräberababä. Bräberäberä Arsenal, Madrid bräbäberä räbrä bräberä bra.
Brä, brä bräberäberä brä, bräberäberä brä brahbrah brah brah 1972!
Brähbaberbarabera brah, bra bräberaberä brä brah brah.
Bräberäräberä bra bra Gómez? Brä bräbäberä räbrä bräberä bra. Bra bra bra bräberäreberäbrabra. Brahbareberabra bräh bra brabrabrabra bra bräh brah Bergtour brä.
Bärberäräbera brähbräbä braberabera bra bra bräh bräh bra bra bräberäräberä brah brah bräh brähberäbera bräh Bierhoff brah brah bräh bräh brah brah bräbereräberä brah.
Bräberärberä brah, brah bra bra bräberä brah, brah brah bra bräh bräberä brah.
16 KommentareHansi Flick hatte ich hier rechts in der Abstimmung natürlich vergessen, dabei ist diese Lösung so naheliegend: Löw selbst kam ja auf diese gute alte Weise der bundesdeutschen Trainerfindungskommissionsergebnisvermeidungsstrategie an die Macht.
Und heute ist es dann auch schon so weit: Flick löst Löw ab. Selbst zu einer letzten Pressekonferenz hat es für Löw nicht mehr gereicht, Zutritt per UEFA-Dekret verboten. Man darf gespannt sein, was uns „der“ Hansi als Chef de Cuisine morgen zaubern wird. Hoffentlich keinen Spargel.
10 KommentareIch will ja nicht unken, unke aber.
Es gab da schon mal diese Situation, dass ein Remis gereicht hätte. Die Österreicher sind keine Spanier, das hat man ganz genau gesehen. Außerdem scheint wenigstens Lehmann in irgendsoetwas wie Normalform zu sein. Aber so ein Remis ist ja immer verlockend. Damals war ein Trainer dann auch Geschichte. Und vielleicht haben wir die letzten Minuten von Jogi Löw auf der deutschen Trainerbank schon hinter uns. Wäre schade um seinen putzigen Dialekt, um die Rubrik hier und vor allem um die Katastrophe, die uns drohte, wenn er wirklich kurzfristig gegangen werden „müsste“.
Komisch, da wacht man auf und plötzlich ist alles ganz anders als überhaupt. Aber so plötzlich?
So schnell kann’s gehen.
2 KommentareNachdem ich einige Zeit brauchte, um mich davon zu erholen, dass die Zeit seit Klinsmann gar nicht stattgefunden hat und alles nur ein schöner Traum war, vor allem die Siege in der Slowakei und in Tschechien, wird mir jetzt klar, dass ich da nur das geträumt habe, was ich mir gerne wünsche: Dass man wieder gerne bei diesen Länderspielen zusieht. Es geht gar nicht so sehr, auch, ums Gewinnen, aber eigentlich geht es darum, dass man nicht das Gefühl haben muss, dass die Jungs in weiß ein anderes Spiel spielen als der Gegner, wenn sie denn überhaupt spielen.
Man würde gerne sagen: so ein Ausrutscher, der darf vorkommen. Aber wenn man genau hinschaut, gibt es seit dem Spiel in Irland, dem folgenden in Wales, dem gegen Serbien, Weißrussland, Tschechien eigentlich überhaupt nichts mehr, was an Dominanz des Gegners oder an Spielfreude im Sinne auch des Willens, ein solches Spiel zu gewinnen, auffiele.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieser Traum wahr geworden wäre. Jetzt geht es doch wieder weiter mit Gurkenfußball, bei dem einzig das Weiterkommen die arg limitierten Mittel und vor allem diese Spielweise rechtfertigt.
Es gibt zwar heute Abend noch eine Chance, das alles als einmaligen Ausrutscher ablegen zu können, DDR, Sparwasser und so, der Warnschuss „just in time geliefert“. Einzig, der Glaube fehlt, dass man das kurzzeitige Hoch zwischen den beiden Turnieren ernsthaft hat konservieren können und es bislang nur geschickt versteckte. Hier wehen keine Fähnchen im Wind, die ausgemachte Überlegenheit, gerade im Bereich der Fitness, aber auch im „Willen“, fehlte schon lange, und man durfte dennoch hoffen, dass es solch einen argen Rückfall nicht mehr geben würde.
Schauen wir, ob wir heute Abend wieder das Gegenteil behaupten müssen, ich fürchte nein. Wenn da diese erste Szene aus deutscher Sicht bei der EM kein Omen ist: hoher Ball in den Strafraum und Lehmann und Mertesacker rennen sich erstmal über den Haufen. Ein wenig bang ist mir vor den ersten Minuten dessen, was da kommen möge, schon. Kann doch nicht vier Jahre lang geträumt haben?
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