Das EM-Finale 2016 im Stade de France. Foto: Oliver Fritsch.
Wie der allgemeine Tenor zur EM 2016 lautet, mag man diversen Publikationen entnommen haben, wir von der Redaktion dachten aber, wir fragen lieber Leute, die sich wirklich auskennen. Nämlich die Leser oder Follower von Trainer Baade. Im Folgenden also ein Stimmungsbild all jener, denen man grundsätzlich fehlendes Interesse am Fußball und stattdessen nur am Event oder den Schlandspielen sicher nicht vorwerfen kann. Den Anfang macht Paddya91.
Patrick ist bei Twitter Paddya91.
„Diese Europameisterschaft war das erste größere Turnier seit einiger Zeit, bei dem ich tatsächlich ganze Spieltage verpasst habe. Das lag zum einen daran, dass ich manchmal einfach keine Zeit hatte, zum anderen war der Unterhaltungswert dieses Mal spürbar geringer als noch vor zwei Jahren. Es kann gut sein, dass der Titelgewinn meine Erinnerung da ein bisschen rosiger erscheinen lässt, als es tatsächlich war. Andererseits hätte ich dieses Mal wohl nicht für ein Spiel zwischen Japan und der Elfenbeinküste die Nacht durchgemacht.
Spielerisch war die gesamte Vorrunde zum Vergessen. Das lag wahrscheinlich daran, dass dank des neuen Modus „nicht verlieren“ vollkommen ausreichend war. Das Highlight aus meiner Sicht war definitiv das Viertelfinale gegen Italien. Beim Elfmeterschießen war ich so angespannt wie vielleicht noch bei Messis Freistoß im WM-Finale. Das Ausscheiden gegen Frankreich war aus meiner Sicht sehr unnötig. Ein dämlicher Fehler von Schweinsteiger brachte die Mannschaft in Rückstand und in eine Schockstarre, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte. Leider hatte die Mannschaft auch genau die gleichen Probleme, wie schon in der Qualifikation. Sie dominierte das Spiel mit Ballbesitzfußball, entwickelte aber kaum Torgefahr. Portugal wäre schlagbar gewesen.“
Es folgt Stephan, der bei Twitter Uersfeld ist, als Dembowski ermittelt, ansonsten für ESPN schreibt, aber auch noch an diversen anderen Stellen des Netzes geheime Identitäten pflegt:
„Als sich DJ David Guetta während der Eröffnungsfeier aus dem Eiffelturm pellte, an einem Knöpfchen drehte und sich und seinen dicken Scheck feierte, hätte ich eigentlich schon gewarnt sein müssen. Natürlich war ich es nicht. Es war nur eine weitere Eröffnungsfeier in einer langen Liste erbärmlicher Eröffnungsfeiern. Wen interessiert das schon?
Der Zauberer hatte sich für die EM extra einen neuen Fernseher gekauft, den er weiterhin auf seine Bierkästen ausbalancierte, bis die digitalen Störsignale der DVBT-Antenne aushaltbar und die Spiele somit sichtbar wurden. Der Zauberer, der viel später mit einem Deutschland-Hut das Aus gegen Italien auf einem Stuhl auf dem Bürgersteig hinter der kleinen Außenfläche verfolgen würde, hätte sich das sparen können. Wir alle hätten uns das sparen können, wir alle hätten gewarnt sein müssen.
Nach Payet ansatzlosem Siegtreffer, der die Schwere des Spiels gegen Rumänien zerschnitt, war ich noch optimistisch. Doch nach 3 Tagen rauschten die Spiele nur noch so durch. Ich schlief ein beim Fernsehen. Alles war ausrechenbar. ‚Zerstören ist einfacher als Aufbauen‘, erkannte Mats Hummels früh.
Wenn große Mannschaften, oder die, die eigentlich große Mannschaften hätten sein sollen, scheiterten, so scheiterten sie an ihrem Unvermögen, an mangelnder Offensivkraft gegen die einhundertbeinigen Verteidigungsreihen der kleinen und allerkleinsten Mannschaften. Bielefeld ist Island, lernte ich. Und in jedem Land fand sich ein Bielefeld, und in jedem Land gab es Island und in jedem Stadion gab es das archaische Huh. Sonst waren die Stadien on fire.
In der ersten Woche prügelten sich Russen, Franzosen, Engländer vor den Stadien, und Oberbefehlshaber Grindel gab den Marschbefehl für die deutschen Fanmärsche. In den Städten sahen wir die Reichskriegsflaggen, wenn es uns die Berichterstatter vor Ort erlaubten. Erst sahen wir sie regelmäßig, dann lasen wir darüber und später waren sie nicht einmal mehr eine Randnotiz.
In der zweiten Woche fiel Europa auseinander. Eher zufällig. Eine Laune der Wähler. Die deutschen Rechtspopulisten nahmen sich eine kurze Auszeit von ihrer EM-Berichterstattung, und feierten mit Farage und riesigen Schampusflaschen.
Hin und wieder wachte ich aus meinem Schlaf auf. Scholl meckerte, die Nation diskutierte und feierte kurz darauf die niedlichen Iren, Nordiren, Isländer und schlussendlich auch die Waliser. In Istanbul, im Irak und auch in den USA fiel die Welt auseinander, und wir teilten fleißig die Bilder von sich tröstenden Fangruppen. Wir waren auf der Suche nach Menschlichkeit. Wir sogen sie auf, und spien sie unverdaut wieder aus.
Manchmal schlief ich ein. Und dann wachte ich wieder auf.
Eine Mannschaft war ausgeschieden und noch eine. Im Halbfinale dann auch die Mannschaft. Hatte Löw sich verzockt? Und wen störte das überhaupt noch?
Am Ende sahen wir DJ David Guetta. Er drehte an einem Knöpfchen. Diesmal stand er im Pokal. Niemand war mehr on fire, und with love erst recht nicht. Nur Mkhitaryan, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Zauberer drückt mir noch ein Bier in die Hand. ‚Hauptsache Fußball!‘, sagt er. ‚Huh?‘“
Weiter geht es mit den Worten von Scherben81, Autor bei schwatzgelb.de.
„Bei allem Gemecker über das spielerische und taktische Niveau des Turniers: Dass sich der Weltfußball in den letzten 15 Jahren deutlich weiterentwickelt hat, sieht man spätestens dann, wenn ein alter Bekannter vor der Tür steht, den man lange nicht mehr gesehen hat und bei dem man bereits nach wenigen Augenblicken weiß, warum man ihn nicht vermisst hat: Willkommen zurück auf der großen Bühne, Kick-and-Rush!
Es hatte jedenfalls etwas von der Faszination des Grauens, als man der englischen Mannschaft im Achtelfinale dabei zusehen konnte, wie sie alles Gelernte der letzten Jahre abstriff und die Spieler wieder das taten, was man in England halt viele Jahre so gemacht hat, bevor Wenger, Pochettino oder zuletzt Klopp mit modernen taktischen Methoden die Insel bevölkerten: Wenn man hinten liegt, dann bolzt man den Ball lang Richtung Strafraum. Selbst wenn noch 65 Minuten zu spielen sind und regelmäßig fünf bis acht isländische Hünen nur darauf warten, das Leder zurück in die englische Hälfte zu schlagen.
Dabei war das Turnier der englischen Mannschaft bis dahin gar nicht so schlecht verlaufen: Zwar gab es in den Gruppenspielen zuvor nicht die tollsten Ergebnisse, jedoch durchaus ansehnliche Partien mit jeder Menge Torchancen. Natürlich weil man nicht mit Kick-and-Rush operiert hatte, sondern dank klugen Ballbesitzspiels und vielen flachen Pässen die schnellen Außenspieler bis zur Grundlinie brachte. Dieser taktische Plan, durchaus schon ein Weilchen eingespielt, schien von einer Minute auf die nächste kollektiv vergessen zu sein, und plötzlich, als ob jemand die letzten 15 Jahre von der Festplatte gelöscht hatte, wurde wieder ein uraltes Programm abgespielt. Das schon damals eher schlecht als recht funktionierte.
Gibt es im tiefsten Innern eines jeden Spielers also doch noch ein paar Urinstinkte, die seit frühester Jugend kultiviert wurden? Die dann herausgeholt werden, wenn ein Ausscheiden droht und im Kopf nur noch Platz für den Gedanken ist, dass ein Tor her muss, aber völlig vergessen ist, wie man das am besten anstellt? Sollte es so sein: Die englischen Träume von einem Turniersieg werden vermutlich auch in den nächsten 40 Jahre zerplatzen.“
Oliver Fritsch ist bei Twitter OliFritsch, schreibt für ZEIT online und für uns das Folgende:
„Mit der EM geht es mir ein bisschen wie mit dem EM-Song. Erst ging einem David Guetta auf den Geist. Später hatte ich mich schon gefreut, ihn im Stadion zu hören. So geht es mir auch mit der EM. Es hatte Längen und es raubte Kraft, als Reporter reist man ständig rum und hat fast immer Hunger. Aber natürlich ist eine Europameisterschaft, zumal im schönen Frankreich, ein Höhepunkt im Arbeitsleben. Zumal uns Reportern allen so gut wie klar ist: Die nächste Zeit wird es kein schönes Fußballturnier mehr geben. In zwei Jahren soll die Welt einem Autokraten zujubeln, der mit Sonnenbrille auf der Tribüne sitzt und vielleicht die nächste Invasion plant. Danach gibt’s die Easyjet-EM. Und die WM 2022 will ich nicht sehen. Ich will keinen Fußball in Katar sehen.
Für mich als Journalist mag es in Russland und Katar viel zu berichten geben. Den Fußballfreund in mir, der ich immer bleiben will, graut es. Das ist der Tiefpunkt einer Entwicklung. Die korrupten Schweinchen von der Uefa und der Fifa verkaufen unseren Fußball. Das hat Folgen und ich meine, Tendenzen dieser Dekadenz in Frankreich beobachtet zu haben. Zwar habe ich einige Franzosen nach dem Finale weinen sehen. Aber die meisten haben die EM eher beiläufig verfolgt. Mit Interesse, aber unernst.
Ich kann das verstehen. Der Fußball ist oberflächlicher geworden. Es sind viele Leute im Fußballgeschäft unterwegs, auch Spieler und Schiedsrichter, weil sie Geld verdienen können, viel Geld. Das Geschehen am Ort, also im Stadion, wird unwichtiger. Entscheidend hingegen sind die Bilder, die auf die TV-Monitore und die Smartphones gesendet werden. Auch das Spiel leidet. Das Niveau des Turniers war schwach. Der Fußball ist physischer, ein bisschen mehr zum Einzelsport geworden. Es gab wenige Mannschaften, die zusammen gespielt haben. Das ist bei EMs und WMs immer so, aber diesmal besonders.
Auch die Deutschen spielten zusammenhangsloser. Die Spiele gegen Italien und Frankreich waren sehenswert und spannend, aber streng genommen kein guter Fußball. Wann hat mal als Fußballer so viel Platz auf dem Feld? Halbfinale ist natürlich okay. Wir alle erinnern uns an schlechtere Zeiten und man darf nicht vermessen Titel fordern. Dem deutschen Fußball geht’s im Prinzip ja auch gut. Aber ich will dennoch meiner Rolle als Kritiker gerecht werden. Nach dem zweiten Spiel hab ich geschrieben, dass es ab dem Viertelfinale ganz eng würde. Die Schwächen waren in jedem Spiel zu sehen, auch schon vor der EM. Zwar hätte es am Ende sogar mehr als das Halbfinale werden können, aber nur weil die Konkurrenz nicht viel besser war.
Generell habe ich den Eindruck, dass sich nach dem WM-Titel vor zwei Jahren eine Spur Selbstgerechtigkeit breitgemacht hat. Man nehme die Reaktion der Spieler und der Trainer auf das Aus. Man hatte in Marseille den Eindruck, hier redeten Sieger. Oder man schaue, was deutsche Vereine, außer den Bayern, im Europapokal hinmurksen. Komme mir keiner mit finanziellen Argumenten. Arm ist der deutsche Fußball ja gar nicht. Kein anderes Land steckt so viel Zeit und Ressourcen in diesen Sport. Wenn es dem Fußball hier an etwas fehlt, dann nicht unbedingt Geld, sondern eher an Ideen. Den deutschen Fans übrigens auch, die mir, allgemein gesehen, oft zu laut, zu selbstbewusst, aber auch zu bieder auftraten.
Das EM-Finale wiederum fand ich im Gegensatz zu vielen anderen okay. Eine Mannschaft verteidigt hoch, Frankreich, die andere steht eher tiefer. Es gab zwei Mittelfeldreihen, die die Räume verdichteten. Auch waren Tempo und Technik im Spiel. Das sah am ehesten nach Fußball aus dem 21. Jahrhundert aus. Dass manche den Titelgewinn Portugals mit Griechenland 2004 gleichsetzten, kann ich nicht verstehen. Genau sowenig wie das maßlose Ronaldo-Bashing. Der Typ ist eitel, klar. Aber so sind Fußballer. Andere Höhepunkte waren für mich die irischen und nordirischen Fans. Dass Putin ein russisches Desaster zugeben musste. Hat’s das schon mal gegeben? Eine Invasion auf der Krim kann man mit Propaganda verklären. Ein 0:3 gegen Wales nicht. Und ich traf in Bordeaux Karl-Philipp Stender, einen Fan-Blogger von Yahoo. Vor fünfzehn Jahren trainierte ich ihn in der B-Jugend des FC Großen-Buseck. Er erzählte mir, dass wir damals Freistöße wie Beckham geübt hatten und er später auf diese Art mehrfach Tore schoss.
Vor allem: Was hatten wir nicht alles befürchtet? Terroranschläge, Hochsicherheitstrakte, ängstliche Stimmung. Und was haben wir bekommen? Die Rückkehr der Hooligans und ein bisschen Rumpelfußball. Damit kann ich leben.“
Weiter geht’s mit heinzkamke, welcher bei Twitter heinzkamke ist und bei angedacht und der Doppelfünf (hier explizit über die großen Turniere) bloggt und dichtet. Heute gibt’s allerdings Prosa von ihm:
„Tja, die EM 2016, oder der Versuch, etwas Positives zu schreiben, ohne damit den bloßen Willen zur Distinktion zu vermitteln. Denn tatsächlich hat sie mir eine Menge Freude bereitet. Was natürlich daran liegen mag, dass ich mir zu wenig Gedanken darüber mache, ob dieses Turnier den Fußball per se weitergebracht habe, was ja dem Vernehmen nach sowohl von Taktikexperten als auch von Mehmet Scholl eher nicht so gesehen wird, und über die Frage der Schnittmenge sollen sich andere Gedanken machen.
Gewiss, es gab eher wenige Fußballfeste, gab kaum Spiele, an die wir uns, die mehr oder weniger direkt Betroffenen vielleicht ausgenommen, noch in 30 Jahren erinnern werden, vermutlich nicht einmal dann, wenn das diesjährige Viertelfinale auch dann noch jener eine, einzige Ausrutscher der Italiener gegen eine Mannschaft des DFB gewesen sein sollte, und es gab wohl auch keine Spieler, die uns alle mit ihrem Spiel derart für sich eingenommen haben, wie es beispielsweise Michel Platini 1984, Matthias Sammer 1996 oder Traianos Dellas 2004 gelang. Meinetwegen auch Pirlo 2012, schon gut, vielleicht gar anstelle von Dellas.
Wobei: Iniesta in den ersten beiden Spielen, meine Herrn!, dazu das Tempo von Ivan Perišić, solange Kroatien eben dabei war, die Selbstverständlichkeit im Spiel von Mesut Özil, und natürlich waren da auch noch einige mehr, denen zuzuschauen vielleicht kein Privileg, zu viel des Pathos, aber dann doch eine große Freude war. Ja, ich schaue Sie an, Pepe.
Wir feierten keine Feste, erlebten keine Spektakel im engeren Sinne, und doch war manches spektakulär. Außenseiter, die den Favoriten ein Schnippchen schlugen, auch weil sie klüger vorbereitet und intelligenter aufgestellt waren, die Schwachstellen der Gegner erkannt und die eigenen minimiert hatten. War es nicht spektakulär, wie sich der Status einzelner Teams von Spiel zu Spiel änderte? Die Kroaten, die sich vom Geheim- zum Mitfavoriten entwickelten, spätestens als sie Spanien schlugen (wie gesagt: Perišić) und die dann von Portugal vielleicht nicht schön im klassischen Sinne, wohl aber überaus effektiv entzaubert wurden, oder die Eliminationskaskade in der unteren Hälfte des Turnierbaums, wo die Sieger stets auf einen Gegner stießen, der noch ein bisschen besser war, besser vorbereitet, besser ein- und aufgestellt, kurz; besser, von Spanien über Italien über Deutschland über Frankreich zum Sieger Portugal.
Klar kann man das anders sehen. Sowohl den Teil mit „besser“, da mag es viele Ansätze für B-Noten geben, als auch die grundsätzliche Einschätzung zum Turnier. Und vielleicht, ganz vielleicht, habe ich in meiner Eloge auch ein kleines bisschen übertrieben, mit einem Hauch von Trotz ob der anhaltenden Unzufriedenheit, wie sie zum Teil zwischen den Zeilen, zum Teil schreiend geäußert wurde, angefangen bei der Teilnehmerzahl über den Turniermodus über die Spielweise über das Niveau über die Sieger über … ach, was weiß ich. Irgendwann kommt noch jemand und beschwert sich, dass Deutschland gegen Frankreich von einem Italiener gepfiffen wurde. Ein Italiener! Muss man sich mal vorstellen!“
Last but not least lässt uns Arne an seiner Einschätzung teilhaben, bei Twitter ist er unter Arne1904 zu finden:
„Ja, der Modus, der Modus, der Modus. 16 von 24 Mannschaften sind nach Vorrunden-Gegurke weiterhin dabei, spannend ist das nicht. Erstaunlich dabei, dass einem das wohl erst als Erwachsener auffällt. Schließlich hatten die beiden ersten Weltmeisterschaften, die ich bewusst mitverfolgt habe, 1990 und 1994, genau den gleichen Modus.
Wobei man zu Beginn der Europameisterschaft ja schon die schlimmste Modusveränderung hinter sich gebracht hat, die EM-Qualifikation. Jede halbwegs ambitionierte Fußballnation schafft es hier mit verbundenen Augen und 40 Grad Fieber zum Endturnier. Dass dies nun aber doch nicht der Fall war und sogar eine sehr prominente Mannschaft schon in der Quali scheiterte, sollte nicht als Argument verwendet werden, das dieser Quali-Modus ja soo überflüssig nicht sei. Eher ist die damit verbundene Ohrfeige der Nichtqualifikation noch bedeutend größer.
Und somit war es ein über weite Strecken doch sehr fades Turnier. Einzelne Highlights, wie England vs. Island oder das Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Italien brachten ein wenig Glanz, aber über weite Strecken war es doch eine Veranstaltung, die mich sehr kalt ließ. Zugegeben, Europameisterschaften haben bei mir eh einen schweren Stand, da sich Weltmeisterschaften für mich immer als faszinierender darstellten. Aber bis eben auf wenige Ausnahmen war diese EM besonders emotionslos für mich. Die vielen Debatten um Terror-Bedrohungen und Ausschreitungen von Hooligans haben sicher auch dazu beigetragen, dass eine Freude am Fußball per se nicht ungetrübt aufkommen wollte, auch unabhängig von den sportlichen Leistungen.
Eine Ausnahme ist dabei durchaus das Finale und das Drama um Cristiano Ronaldo. Dass diesem Spieler, der wie kaum ein Zweiter professionell für den Fußball lebt, gerade hier eine Verletzung aus dem Spiel nahm, konnte einen nicht kalt lassen. Umso mehr habe ich mich sehr für ihn und den portugiesischen Titelgewinn gefreut, mehr noch, als es wohl nach einem normalen Spielverlauf der Fall gewesen wäre. Da mag man einwenden, dass Fußball doch keine Soap Opera sein soll, aber wer sich mit der Geschichten von solchen Turnieren auseinandersetzt, weiß, dass sie voll ist mit eben solchen Geschichten. Und dass es diese Geschichten sind, die den Mythos der Sportart über so viele Jahrzehnte hin gemehrt hat.
Nun liest man aber gerne in Leitartikeln, der Fußball-Hype sei vorbei, die Leute überdrüssig. Ich weiß nicht genau, wo man das herleitet außer des eigenen Umfelds oder meinetwegen der Rückentwicklung der Fanmeilen (was ja nun nichts Schlechtes sein muss…). Wenn wir mal die größte Datenbasis heranziehen, die Einschaltquoten im TV, dann kann davon keine Rede sein. Selbst im diesem Vorrundenmodus kann man werktags um 15h mit 5-6 Millionen Zuschauern rechnen. Deutschland-Italien hatte knapp 30 Millionen, das Finale Frankreich-Portugal immerhin 18 Millionen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Turniere in Russland und Katar mit der dazwischen liegenden „EM überall“ ebenso für einen solchen Schaden sorgen mögen, wie UEFA Nations League und weitere Reförmchen an Champions League und Europa League (Setzlisten!). All dies, ebenso wie eine Verkrustung der nationalen Ligen, mag dafür sorgen, früher oder später. Aber bei dieser Europameisterschaft, nein, da war es nicht so weit. Reden wir aber gerne mal nach Katar 2022 darüber …“
8 Kommentare
Und die europäische Bierreise geht an …
Markus73!
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg im EM-Tippspiel hier im Blog. Im Finale mit dem Hail-Mary-Tipp auf Portugal noch im letzten Schritt an PommesBratzek vorbeigezogen, das nennt man wohl kaltblütiges Zocken.
Die „Bierreise“ mit den verschiedenen europäischen Bieren ist unterwegs, dürfte in den nächsten Tagen ankommen. Vielen Dank allen fürs Mitspielen und wir sehen uns dann diesbezüglich wieder beim nächsten großen Turnier. Womit eigentlich nicht der Confed-Cup 2017 gemeint ist, aber wer weiß.
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