Letztens hatte ich mal wieder beruflich mit einem Menschen aus den USA zu tun. Weil ich Sport sehr mag (außer Motorsport, Reitsport, Leichtathletik, Schwimmen, Volleyball, Handball, Golf, Bogenschießen, Tischtennis, Extremsportarten, Badminton, Ski foan, Rodeln, Billard, Kickern, Cricket, Brennball, Schwerathletik, Kartenspiel, Strip Poker, Nordische Kombination, Eisschnellauf, Eiskunstlauf, Wasserball, Hurling, Völkerball, Baseball, Basketball, Tennis etc.) unterhielt ich mich wie immer in solchen Fällen über Sport.
Wie denn American Football sei, fragte ich ihn einfach oder kompliziert?
Well, it’s very easy, of course.
In Erinnerung des Regelbuchs des American Footballs, welches ich mir einst auf dem Trödelmarkt kaufte, welches wiederum durchaus mehrere Handbreiten erreichte, wurde ich etwas skeptisch, welchen Begriff von „easy“ dieser Mann wohl haben würde.
Um dies zu prüfen, stellte ich die Frage, wie schwierig oder nicht so kompliziert denn der nachweislich simpelste Sport der Welt (außer Geradeauslaufen) namens Fußball sei:
„Der is natürlik sehr kompliciert“, sagte er. „Ik verstähe imme nok nit so ganz.“
Womit klar war, dass er einerseits vollkommen falsch lag und gleichzeitig vollkommen richtig.
American Football ist sehr schwierick, aber nicht, wenn man damit aufwächst.
Fußball hingegen ist sehr einfach, aber nur, wenn man ihn versteht.
Womit wir dann beim Thema wären, nämlich beim Thema, diese drei DVD-Versionen von „Fußball vom anderen Stern“, gesprochen vom fanzastuösen Jörg Wontorra, unter die Leute aka Leser hier zu bringen. Das Video wird seit gestern auch auf deutsch verlegt, der Atlas-Verlag in Duisburg erwarb dessen Rechte und produzierte auch eine deutsche Version, mit Jörg Wontorra als Sprecher, wie gesagt.
Und weil der Atlas-Verlag in Duisburg nicht allzu fern meiner eigenen Heimat sitzt, gibt es nun diese Möglichkeit, hier eine von drei DVDs käuflich gewinnspielartig zu erwerben.
[photopress:OIAL_DVD_Pack_05_72dpi_1.jpg,full,alignleft]Die DVD ist toll, und sehenswert. Jörg Wontorra fällt dabei gar nicht negativ auf.
Wer also eines der drei hier zu verlosenden Videos haben möchte, schreibe bitte eine kleine respektive kurze Geschichte, wie und wo und warum er mit dem US-Fußball in Kontakt gekommen sei.
Meine eigenen Geschichten vom Anflug auf New York, wo überall Fußballplätze zu sehen waren, und jene Geschichte in „Little Italy“, als ich Teamfotos des AC Mailand im Schaufenster sah, folgen dann später.
„Fußball vom anderen Stern“ taufte der Atlas Home Entertainment Verlag in Duisburg das eigentlich „Once in a Lifetime“ betitelte Stück. Ihr erzählt mir eine Geschichte mit dem US-Fußball, ich schicke Euch die DVD des Films. There you go.
als früherer hsv fan (ja ich war damals eben noch unwissend und absoluter kevin keegan fan) hab ich mal gesehen wie cosmos bei einem shoot-out mitgemacht hatte oder wie das dortige „von mittellinie loslauf und dann den ball reinmach-schiessen“ genannt wurde.
Ivan buljan meine ich war es der loslief und nach wenigen metern direkt den ball via Bogenlampe über den entgegenkommenden Torwart hob.
das blieb mir bis heute in erinnerung.
Bei US-Fußball denke ich natürlich sofort an Cosmos New York, und wenn ich an Cosmos denke, denke ich sofort an den größten Spieler dieser Vereins, natürlich an Grigorio Chinaglia. Ein Techniker der George-Best-Klasse, der auch abseits des Rasens immer für einen Übersteiger gut war. Der durchtrainierte Sportsmann (bevorzugte Scotch gegen den Durst) erklärte die Faszination des US-Fußballs so: „Pornos waren Kinderkram gegen das, was im Studio 54 ablief, wenn wir dort waren.“
Meine Erfahrungen mit US-Fußball… hmmm… ich habe als A- und B-Jugendlicher an diversen Turnieren im Ausland teilgenommen. Ich erinnere mich an italienische Gegner in Juve-Schwarzweiß, an Niederländer in Oranje-Orange, aber mit amerikanischen Teams haben wir leider nicht das Vergnügen gehabt.
Dann eben anders. Schalke gegen Hansa, das zweite Pflichtspiel in der neuen Arena überhaupt. Für uns stürmten Emile Mpenza und der Ex-Rostocker Victor Agali, der trotz seines Treffers einen schweren Stand haben sollte. Apropos Stand – wir hatten Sitzplätze im Oberrang und wie es der Zufall so wollte, erregte kurz nach Spielbeginn im Nebenblock eine Reisegruppe aus den Staaten unsere Aufmerksamkeit.
Ami-Sportfans wie aus dem Ami-Sportfans-Bilderbuch: Von Kopf bis Fuß mit Fast-Food bepackt. Neben Pommes frites und Frikadellen-Brötchen waren Bratwürste eindeutig das Objekt der Begierde. Unmengen an Bratwürsten. Tonnenweise Bratwürste. Bratwürste, die sich zu einer Kalorienzahl summierten, mit der man die halbe Nordkurve hätte verköstigen können.
Wie ich mir in Sachen Herkunft so sicher sein kann? Nun, die Personen sprachen Englisch. Naja, und außerdem wiesen sie ihre Poloshirts als Mitglieder der Fußballmannschaft irgendeines US-Colleges aus. Der Damen-Fußballmannschaft, um genau zu sein. Und was für Damen das waren – W! O! W! Von schlank bis langbeinig, von attraktiv bis [Anm. d. Jugendschutzbeauftragten Baade: Wegen der Novellierung des JMStV ist dieses Adjektiv nur von 20.00 bis 6.00 Uhr freigeschaltet] war eigentlich alles dabei, was das
ChauviMänner-Herz begehrt.Und auch wenn ich mir diese Diametralität von Aussehen und Konsumverhalten bis heute nicht erklären kann – fest steht, dass selten, nein, dass nie zuvor und niemals danach Gelsenkirchener Gammelfleisch so anmutig verschlungen wurde wie am 21. August 2001.
Man stelle sich den Odenwälder Nikolov da vor. Wäre ja fast so gekommen. Irgendwie schade.
So eine Schei….! Zu spät.
Was soll‘s. Dann eben nicht. Also keine Geschichte, aber ein paar Zeilen.
Wenn man einen Bengel im Bengelalter zu Hause hat, ist man immer wieder überrascht, wie oft Fußball in ansonsten furchtbar verwerflichen US-amerikanischen Trash-Trickfilmen für Bengels auf Kika oder sonstwo vorkommt.
Warum das auffallend ist?
Weil Fußball augenscheinlich ein Zeichen von Normalität in den USA zu werden scheint. Allerdings ist die Wahrnehmung dortzulande immer noch meilenweit von der originären Betrachtung dieses Spiels gerade in Europa, Südamerika und Afrika entfernt. Vielmehr hat
Fußball bei den „echten“ Amis (Bush- / Palin-Sympathisanten sowieso, aber auch bei den allermeisten städtischen Freigeistern) gefühlt ungefähr das Image, das griechisch-römisches Synchronschwimmen in europäischen Fankurven genießt. Wobei sicherlich der Anteil der Synchronschwimmerfans in Orten wie New York oder LA weit überdurchschnittlich gegenüber o.g. Weltgegenden ist.
Denn Fußball wird in den Staaten überwiegend immer noch (die Latinos mal ausgenommen) als Bengels- und Görensport gesehen. Und komme jetzt Keiner mit den neuesten Erhebungen, dass Fußball in USA gerade dabei ist, Eishockey als Sportart Nummer 4 zu verdrängen. Wer’s glauben mag…
Ich habe zwar in den frühen Neunzigern an einer Highschool im Mitleren Westen Amis beim Fußballspielen gesehen, aber so richtig spannend war das nicht. Dort und damals begeistere mich eher mein erster Besuch eines NBA-Spiels oder die mir damals völlig unbekannte Sportart Lacrosse.
Etwas neueren Datums ist aber meine Erfahrung mit dem nordamerikanischen Profifußball: http://stehblog.de/2010/07/27/auswartsspiel-aber-anders-2/
Warum ist das Video FSK12? Hat man das gemeinsame Duschen von Spielern und Cheerleadern gefilmt? Ist die Dosis Wontorra womöglich doch nicht so harmlos?
Ich habe keine Geschichte mit dem US-Fußball. Er ist für mich lediglich eine Ansammlung von Namen. Cosmos New York, Hubert Birkenmeier, Giorgio Chinaglia, Fort Lauderdale Strikers, Eric Wynalda, (Hang down your head) Tom Dooley, Frankie Hejduk, Alexi Lalas, Claudio Reyna, Dettmar Cramer, Bruce Arena, Bora Milutinovic, Montevideo, Jay Goppingen. Und einige andere. Zu erzählen habe ich nichts. Außer dass ich seit 30 Jahren über den Sinn von 35 yard lines nachdenke.
Fußball in den USA – gar als Wachstumsmarkt – halte ich für ein Verschwörung. Immer schon hielt ich es für eine Verschwörung, wenn ich in den Medien vom amerikanischen Fußball las. Ich hätte auch schon längst eine handfeste Verschwörungstheorie über den amerikanischen Fußball in Umlauf gebracht, wenn es mir nicht an einer entscheidenden Zutat fehlt: Ich weiß einfach nicht, wer etwas davon hat, diese Mär des amerikanischen Fußballs zu inszenieren. Denn wer bitte schön hat etwas davon? Niemand. Aber es braucht ganz unbedingt einen Profiteur der Verschwörung, um eine handfeste Verschwörungstheorie zu basteln. Vielleicht hilft mir die DVD dabei weiter.
Überhaupt: Dieser Beitrag kommt mir äußerst verdächtig vor. Und dann noch ein ominöser Verlag im Hintergrund. Sehr, sehr suspekt. Gestern auch schon so ein Beitrag. Ich wittere eine ganz große Verschwörung, in die nun auch der Trainer verwickelt zu sein scheint.
[Ich lasse meine Kommentare übrigens auf allen Wikileaks-Servern spiegeln, damit man mich nicht einfach zensieren kann. Es klingelt. Das muss schon die Agentschaft des Bösen sein. Ich weiß zu viel. Ich mach mich dann mal vom Acker…]
Ui, ein einfaches Umbenennen der Überschrift des gestrigen Artikels hätte es nicht getan? Gibt es etwa noch mehr DVDs zu verteilen?
Falls Du sie gar nicht los wirst, würde ich mich nicht wehren – meine Geschichte habe ich ja gestern schon verlinkt.
WTF! Ich realisiere ja erst jetzt, dass der Trainer hier die Beiträge auch noch doppelt raus haut. Was für eine Verschwörung! Oder hat er sich mal wieder in der WP-Installation was virales eingefangen?
Gilt es, das schönste Tor seines Lebens in den USA geschossen zu haben? Wenn mir dort ein Tor aus 40 Metern gelingt, dann sagt das einiges über die Wirren dieses Sports in diesem wirren Land aus.;)
OK Trainer, hier ist eine Story:
ich bin in Freiburg aufgewachsen, in den Siebzigern, als ein gewisser Freiburger FC die Nummer 1 in der Stadt war. 1977, im Jahr unseres Aufstiegs in die Zweite Liga Süd ging der Kaiser nach New York, und ein Jahr später kehrte er mit Cosmos im Rahmen einer „Welttournee“ nach Deutschland zurück. Unser damaliger Präsident schaffte es irgendwie, dass die Starkicker am Ende der Tour noch in Freiburg Station machten. Zuvor hatten sie in Bestbesetzung 1:7 in München und 1:6 in Stuttgart verloren – soviel zum Leistungsstand der NASL. Aber für uns Provinzler war es das Spiel des Jahrzehnts. Und die 18.000 Zuschauer im Möslestadion (man hatte eigens Zusatztribünen errichtet) durften tatsächlich einen 2:0-Sieg der Heimmannschaft feiern, der vor allem unserem Torwart Hubert Birkenmeier zu verdanken war, an dem Chinaglia & Co. reihenweise scheiterten. Ich kannte einen Balljungen und verfolgte das Spiel im Innenraum, gleich hinter den Fotografen. Franz Beckenbauer war danach ziemlich bedient, aber als ich ihn ganz naiv nach seinem Trikot fragte, zog er es aus und gab es mir! Meine Mutter steckte es am nächsten Tag erstmal in die Waschmaschine, und erst beim Bügeln sah sie den berühmten Namen hintendrauf (das war damals hierzulande noch nicht üblich). Der Kaiser spielte übrigens bei Cosmos mit der Nummer 6 – die „5″ trug Carlos Alberto, der Kapitän von Brasiliens 1970er Weltmeister-Mannschaft.
Ein paar Tage später stand in der Zeitung, dass Hubert Birkenmeier nach der Saison zu Cosmos wechselt! Gut, er war allemal besser als die Fliegenfänger Jack Brand (ein gebürtiger Deutscher, der mit der Rückennummer „0″ spielte) und Erol Yasin, aber ob er sich in New York durchsetzen würde? Mehr als das: er wurde auf Anhieb Stammspieler und hatte durch seine Saves in entscheidenden Shoot-Outs – Unentschieden gab es nicht – einen gewissen Anteil an den Meisterschaften 1980 (mit Trainer Hennes Weisweiler!) und 1982. Ausserdem wurde er zweimal ins NASL All Star-Team gewählt. Nach dem Zusammenbruch der Profiliga blieb er in den Staaten und eröffnete ein Sportgeschäft in New Jersey.
Das Beckenbauer-Trikot schlummerte übrigens drei Jahrzehnte lang in einer Kiste vor sich hin – anlässlich eines Umzugs vor ein paar Wochen entdeckte ich es wieder.
Falls Du noch eine DVD übrig hast, würde ich mich freuen (kann man sie auch im Original hören, ohne Wonti?)
Kurz vor der WM 1970 bekam ich ein Buch geschenkt: ‚Flitzi‘ hieß das und weckte durch die eingewobenen Geschichten über die alten Fußballhelden deutscher und Österreichischer Herkunft mein (fußballhistorisches) Interesse. Dann war die WM in Mexiko und bis heute bin ich endlos fasziniert von dem, was Stan Libuda im Spiel gegen Bulgarien mit eben diesen getrieben hat.
Mein Vater besaß das Buch ‚So war es‘ von Fritz Walter über die WM 1958, was ich verschlang und mir den Namen ‚Garrincha‘ ins Hirn tätowierte.
Dann interessierte mich natürlich die WM 1954 und nachdem ich davon erstmal gesättigt war, folgte die WM 1950 und mein Erstkontakt mit amiländischem Fußball, nämlich in Form der immer noch Bände sprechenden Geschichte über das Spiel England – Vereinigte Staaten, welches die Amis bekanntlich mit 1:0 gewannen. Als ich las, daß irgendein englischer Redakteur dachte, das Ergebnis sei ein Übermittlungsfehler und jener Herr also aus dem 0:1 ein 10:1 machte, fand ich das natürlich total witzig. Die hochnäsige Überheblichkeit fiel mir erst viel später auf. Immerhin ist die den Engländern erhalten geblieben, ist ja auch was.
Ich lernte dann auch, daß die Amis noch nie was gerissen hatten im Fußball und seither gehen die mir auch weiträumig am A**** vorbei, außer sie spielen gegen England, dann bin ich automatisch für die Amis bzw gegen die Engländer. Naja, eigentlich eher das Letztere ;)
Auch wenn die DVD`s schon raus sind, fühle ich mich dazu berufen meine erschreckenden Erlebnisse mit dem Amiland-Fußball hier niderzuschreiben. Irgendwie passt sie auch ganz gut zu Janniks Kommentar.
Bei einem kurzen, vierwöchigen Schulaustausch im Jahre 2002 wurde an der amerikanischen Highschool in Oregon auch ein großes Fußballspiel organisiert. Ich freute mich wie Bolle auf diesen Kick, da in den bereits vergangenen drei Wochen ausschließlich eine seltsame Art des Dodgeball im sportunterricht praktiziert wurde.
Es war alles angerichtet zu einem Fußballfest; herrliches Wetter, unglaublich viele Zuschauer angesichts eines einfachen Hobby-Spiels und eine ordentliche anzahl an Spielern.
Doch als Sportlehrer Mr. Joy (im passenden Parma-Trikot mit Sponsor Joy)das Spiel anpfiff sollte das Grauen beginnen. Selbst bei den demütigsten Niederlagen wurde mir der Spaß am Spiel nicht so verdorben wie bei diesem Grottenkick. Selbst ein fußballerisch eher limitierter Spieler wie ich konnte nicht Glauben welches Armutszeugnis ihm die dargebotenen Leistungen der Amerikaner boten. Ohne jeglichen Sinn und Verstand versuchten die eigenen Teammitglieder ständig von der Mittellinie einzunetzen. Pässe auf einen Mitspieler wurden von keinem einzigen als adäquates Mittel gesehen um sich dem gegenerischen tor zu nähern. Kurz und knapp musste man allen amerikanischen Schülern das Fehlen einer halbwegs annehmbaren Spielintelligenz attestieren. Keiner von ihnen hatte dieses Spiel verstanden. Das schien selbst für Mr. Joy zu gelten, der mit Sonnenschirm in der Hand auf dem Platz seine Mätzchen trieb.
Es war durchaus nachvollziehbar, warum die Organisatoren sich gegen eine Art Länderspiel mit nur deutschen und nur amerikanischen Teams ausgesprochen hatten. Die Niederlage für den stolzen Gastgeber hätte verheerend ausgesehen.
Ich habe übrigens keine Ahnung wie es ausgegangen ist, ich wusste nur, dass es absolut keinen Spaß gemacht hat.
Für die vielen Rechtschreibfehler entschuldige ich mich hiermit ausdrücklich!
Die DVDs sind doch noch gar nicht raus. Das ist ein Missverständnis. Ich habe auch noch gar nicht verkündet, wie lange die Sache laufen soll, was wiederum mein Fehler war (neben in diesem Fall ein, zwei anderen). Deshalb: Danke für den Beitrag, er geht in die „Verlosung“ ein.
Und Christoph, ja, eine englische Tonspur ist auch dabei.
Da hat aber jemand aufgeräumt: Schön. Dann machen meine Kommentare wirklich keinen Sinn mehr. Aber das passt mir wiederum ganz gut in den Kram: sinnentleertes rumpröckeln…
Sie haben zumindest den Sinn, mich zu amüsieren. Sehr sinnvoll also, finde ich.
Meine Geschichte hat leider nur ganz wenig mit US-Fußball zu tun, sagt aber vielleicht manches aus über Fußball in US…
Es ist 1994, ich arbeite in Berkeley/Kalifornien, schule amerikanische IT-Experten, mehrere Wochen lang. Der Bürocomplex liegt direkt an der Bucht, mit Blick auf Alcatraz, die BayBridge, San Francisco. Herrliches Wetter. Stimmung ist gut, schnell entwickelt sich ein Teamgefühl, man geht abends zusammen weg, erkundet unter anderem die Micro-Brauereien und kommt dabei ins Palavern. Auch über Sport.
„Können wir nicht mal zu irgendeinem Fußball-Spiel gehen?“, frag ich in die Runde, und ernte Verständnislosigkeit. „Soccer?! That’s terribly boring!“ meint einer, und die meisten stimmen ihm zu. Langweilig sei das, zwei Stunden lang säße man herum und nichts würde passieren und am Ende stünde es nur 1:0. Nein, das wäre kein amerikanischer Sport. „Ok“, sag ich, „dann zeigt mir euren ‚amerikanischen Sport‘“, und sofort sind alle Feuer und Flamme, und man einigt sich darauf, das Richtige wäre: Baseball!
Also fahren wir ein paar Tage später hinüber nach Oakland, die A’s gegen, ich glaube, die Seattle Mariners. Riesen Parkplatz, Leute grillen, null Aufregung. Drinnen werden die Plätze eingenommen, das Spiel läuft, es ist sehr ruhig, beinahe bedächtig im weiten Rund. Richtig laut wird’s nur dann, wenn auf den Anzeigetafeln eine Granateszene eingespielt wird, die irgendwo in Amerika gerade bei einem anderen Baseball-Spiel stattfand – mindestens ein Drittel der Leute starrt also öfter auf diese Videowände als aufs Spielfeld. Mindestens ein weiteres Drittel ist nichtmal im Stadioninneren sondern in den Katakomben unterwegs, und kümmert sich um Essen und Trinken – was das letzte Drittel schon tat und deshalb nun wie beim Picknick im Stadion sitzt, speist, und über Gott und Welt tratsch. Den besten Catch des Spiels, das da live und echt vor uns stattfindet, sehen außer mir vielleicht noch tausend Leute – alle anderen jubeln erst, als er auf den Videowänden erscheint.
Das Spiel dauert drei Stunden, es passiert so gut wie gar nichts – und am Ende steht es 1:0.
Am nächsten Tag erkläre ich den Leuten an der Arbeit, dass nun ich an der Reihe sei, das Programm festzulegen, dass ich aber nun begriffen hätte, dass Fußball nichts für sie wäre, denn das wäre viel zu aufregend für sie. Deswegen würde ich ihnen einfach nur mal eine Andeutung von dem machen wollen, was „Fußball“ bedeutet. Wir würden also die IT-Schulung ein paar Stunden ausfallen lassen und uns kein Fußballspiel ansehen, sondern einfach mal zum Flughafen fahren – was natürlich wieder auf Unverständnis stieß, die sich aber legte, als wir dort eintrafen.
In wenigen Wochen nämlich würde die Fußball-WM 1994 in den USA beginnen, und, wie ich morgens in der Zeitung gelesen hatte: heute traf am Flughafen von San Francisco die Nationalmannschaft Brasiliens ein – und sie wurde in Empfang genommen von unzähligen Fans, von Trubel und Farbenmeer, Gesängen, Trommeln und allem Pi, Pa, Po – und da standen wir am Rand und meine „Leute“ hatten die Münder offen stehen. „So“, konnte ich mich nicht bremsen, „und jetzt stellt euch erstmal vor, wie’s wohl ist, wenn die nicht einfach nur irgendwo ankommen, sondern ihnen in einem vollen Stadion ein Ball vor die Füße rollt. Das ist Fußball!“