Hans Meyer, immer für ein Bonmot zu haben, hat sich bei der taz geäußert:
„Natürlich sollte man sich alles, was im Fußball wissenschaftlich erfassbar ist, zunutze machen. Jeder Trainer, der das nicht macht, müsste Schläge bekommen.“
Schade nur, dass er selbst es wahrscheinlich nicht tut. Oder hat Nürnberg durch besondere Standardvarianten, durch einstudierte Spielzüge in der letzten Saison auf sich aufmerksam gemacht?
Obligatorisch beim Diskutieren über Spielkultur der Verweis auf England, wo ja alles super ist und die Fans das Spiel nach vorne treiben und bei Rückpässen und Schwalben immer pfeifen:
„In England pfeift das ganze Stadion, wenn irgendein Spieler den Ball zurückspielt, wenn für den Blödesten draußen zu erkennen ist, dass er eigentlich nach vorne oder ins Mittelfeld gespielt werden müsste. Das macht der zwei Mal und dann hat das Publikum ihn erzogen. Wenn aber ein Spieler in England mit Mühe und Not im letzten Tackling und ganz klar behindert den Ball auf den Torhüter spielt, wird er mit tosendem Beifall bedacht.“
Muss ein tolles Land sein, dieses England.
Schade nur, dass der deutsche Durchschnittstrainer selten bis nie dort war.
Achso, wir Deutschen sind übrigens keine Brasilianer.
Er sagt ja ausdrücklich: „alles, was _wissenschaftlich_ erfassbar ist“ – eine Wissenschaft der Standards oder der Spielzüge ist mir aber noch nicht untergekommen. Da geht’s wohl eher um Trainingslehre und Ernährung usw. Und mit England hat er vollkommen recht. In der letzten Saison haben die Fans vom Chelsea FC zum Beispiel Robben und Drogba immer wieder ausgebuht, weil sie weder Schwalben („Diver“) noch vorgetäuschte Verletzungen mögen. Mal sehen, ob es gewirkt hat.
Das mit Chelsea mag ja sein, aber passiert das immer und in jedem Stadion in England? Ist das Publikum da immer oder von mir auch nur größtenteils so? Und wieso weiß Meyer das? Weil er da war und empirische Untersuchungen durchgeführt hat? Oder weil er einfach mal das hier herumgeisternde Klischee aufgenommen hat und es weiterverwurstet?
Zum ersten Punkt: stimmt, eine Wissenschaft der Freistöße gibt es nicht. Noch nicht. Sollte es aber geben, und wer nicht dabei mithilft, diese einzurichten, sollte Schläge kriegen… Grundsätzlich hast Du aber recht, dass eher andere Themen mit der wissenschaftlichen Behandlung gemeint sind.