Der Pöbel ist ja gerne wissenschaftskritisch, weil er es ohnehin selbst besser weiß und ganz eventuell auch, weil er nicht versteht, was in den Elfenbeintürmen überhaupt passiert. Nun hat der Volksmund samt Bauernweisheiten schon oft Recht gehabt („Kräht der Hahn auf dem Mist, …“), doch gibt es durchaus Dinge, in denen er sich irrt. Für diesen Fall erscheint es angemessen, vielleicht doch auf Methoden der Wissenschaft zurückzugreifen. Um zu eruieren, welche Volksweisheiten denn nun falsch und welche richtig sind, müsste man aber auch die untersuchen, die richtig sind, wogegen sich der Volksmund in Person des Pöbels gerne wehrt, weil er seine richtigen Weisen ja schon richtigerweise als richtig erkannt hat. Schwierig wird es also erst dann, wenn eine falsche Weisheit als falsch überführt wird, die vom Gemeinen als richtig erachtet wird. Da werden Methoden kritisch beäugt und Ergebnisse, so eindeutig sie auch ausfallen mögen, endlos angezweifelt. Man lässt sich nicht gerne eines Besseren belehren, wenn man es selbst schon besser weiß.
Gemeinhin sollte man annehmen, dass solche wissenschaftskritischen Anwandlungen zumindest jenen fremd sind, die selbst dazu beitragen, qua ihres Amtes, die falschen von den richtigen Annahmen zu unterscheiden. Zumindest insoweit sollten sie ihnen fremd sein, dass sie sich mit den Zweifeln und den Zweiflern beschäftigt haben, und sie dann als Zweifel von Zweiflern abgelegt haben. Ganz besonders sollte dies gelten für Leute, die sogar promovieren. Nun wissen wir alle, dass eine Promotion in Medizin oder Zahnmedizin in Wahrheit so etwas ist wie die mündliche Prüfung im Abitur: ein Anhängsel, das jeder mitmacht, das aber eigentlich keinen besonderen Wert hat. Nichtsdestotrotz ist man dann ein Promovierter.
Dr. Franz Xaver Wack ist also Doktor der Zahnmedizin, somit auch Insasse des Elfenbeinturms und er hätte allen Grund, der Wissenschaft zu vertrauen. Tut er aber nicht, wie man im Interview bei 11Freunde hört:
Die groß angelegte Studie brachte als Ergebnis die Note Drei (befriedigend) für die aktuellen Bundesligareferees. Ist das Ihrer Meinung nach eine korrekte Beurteilung?
Bei groß angelegten Studien bin ich immer sehr skeptisch, bei pauschalen Noten ebenso.
Da sind sie auch schon, die Zweifel an allem, ganz gleich, was und wie man es untersucht: ob nun groß angelegte Studien oder einzelne Noten, er ist immer skeptisch.
Und wenn man 1000-mal einen Stein aus der Hand fallen lässt, und er fällt immer nach unten, heißt das noch lange nicht, dass er beim 1001-mal nicht nach oben fallen könnte…
Immer skeptisch zu sein entspricht ja durchaus auch wissenschaftlichem Denken.
Und wenn du denkst, was du so denkst, denkst du vielleicht nur, dass du denkst…
Im übrigen traue ich auch keiner Statistik, die ich nicht selbst manipuliert habe. Note drei – ist das jenseits der Normalverteilung? Was sagt das Chi und was das Karma? Wo also besteht im vorliegenden Falle die dem Pöbel genehme Vorverurteilung? Fragen über Fragen.
Das sympathische an Diskussionen um Studien ist ja, dass es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit immer auch eine Studie gibt, die zu einem gegenteiligem Ergebnis gekommen ist. Weil es eben zu jedem Quatsch zig Studien gibt. Daher reicht dieses Thema alleine meistens aus, um einen Deckel voll zu kriegen.
Studien sollten hierbei übrigens nicht mit Statistiken verwechselt werden. Bei Statistiken kann man über die Interpretationen diskutieren, über die Statistik selbst nicht. Die stimmt … oder eben nicht.
So man nicht gerade Biologie, Physik oder ein paar andere Fächer studiert, wo ein Notenschnitt von schlechter als 1,5 quasi durchgefallen bedeutet, dann ist eine 3 ja durchaus respektabel und irgendwie auch logisch wenn es um einen Durchschnittswert für alle Schiris geht. Hätte die „Studie“ einen besseren Wert ergeben, wäre ich doch sehr skeptisch gewesen.