Keine offizielle Auszeichnung der UEFA oder FIFA ist die „Trofeo Bravo“, die von der italienischen Sportzeitung Il Guerin Sportivo vergeben wird. Aber gerade das macht sie vielleicht interessanter als jene Trophäen, die die offiziellen Verbände vergeben. Ausgezeichnet wird mit der „Trofeo Bravo“ der beste Nachwuchsspieler im europäischen Fußball eines bestimmten Kalenderjahres.
Dabei wurde die früher herrschende Bedingung, dass nur Spieler unter 23 Jahren, welche aber mindestens an einem Europapokalspiel teilgenommen haben mussten, so änderte man dieses Einstiegskriterum im Jahr 1992 dahingehend, dass jeder Spieler bis zum Alter von 21 Jahren aus einer beliebigen europäischen Liga in Frage kommt.
Dabei zeigt die Redaktion vor allem in jüngeren Jahren eine enorm hohe Treffgenauigkeit dabei, junge Spieler auszuwählen, welche später tatsächlich den Sprung zum internationalen Star schaffen. Ausnahmen sind selten geworden, während die Jury in der Anfangszeit immer mal wieder Spieler auszeichnete, welche später eher eine durchschnittliche Karriere fabrizierten.
Hier nun also die Liste aller Gewinner seit der Einführung der Trofeo Bravo im Jahr 1978:
Jahr | Spieler | Club | Nationalität |
1978 | Jimmy Case | FC Liverpool | England |
1979 | Garry Birtles | Nottingham Forest | England |
1980 | Hansi Müller | VfB Stuttgart | Deutschland |
1981 | John Wark | Ipswich Town | Schottland |
1982 | Gary Shaw | Aston Villa | England |
1983 | Massimo Bonini | FC Juventus | San Marino |
1984 | Ubaldo Righetti | AS Rom | Italien |
1985 | Emilio Butragueno | Real Madrid | Spanien |
1986 | Emilio Butragueno | Real Madrid | Spanien |
1987 | Marco van Basten | Ajax Amsterdam | Niederlande |
1988 | Eli Ohana | KV Mechelen | Israel |
1989 | Paolo Maldini | AC Mailand | Italien |
1990 | Roberto Baggio | AC Fiorentina | Italien |
1991 | Robert Prosinecki | Roter Stern Belgrad | Jugoslawien |
1992 | Pep Guardiola | FC Barcelona | Spanien |
1993 | Ryan Giggs | Manchester United | Wales |
1994 | Christian Panucci | Inter Mailand | Italien |
1995 | Patrick Kluivert | Ajax Amsterdam | Niederlande |
1996 | Alessandro Del Piero | FC Juventus | Italien |
1997 | Ronaldo | FC Barcelona | Brasilien |
1998 | Ronaldo | Inter Mailand | Brasilien |
1999 | Gianluigi Buffon | AC Parma | Italien |
2000 | Iker Casillas | Real Madrid | Spanien |
2001 | Owen Hargreaves | FC Bayern München | England |
2002 | Christoph Metzelder | Borussia Dortmund | Deutschland |
2003 | Wayne Rooney | FC Everton | England |
2004 | Cristiano Ronaldo | Manchester United | Portugal |
2005 | Arjen Robben | FC Chelsea | Niederlande |
2006 | Cesc Fabregas | FC Arsenal | Spanien |
2007 | Lionel Messi | FC Barcelona | Argentinien |
2008 | Karim Benzema | Olympique Lyon | Frankreich |
2009 | Sergio Busquets | FC Barcelona | Spanien |
2010 | Thomas Müller | FC Bayern München | Deutschland |
2011 | Eden Hazard | Olympique Lille | Belgien |
2012 | Marco Verratti | Delfino Pescara 1936 | Italien |
2013 | Isco | FC Malaga | Spanien |
2014 | Paul Pogba | FC Juventus | Frankreich |
Deutlich zu sehen ist an der Liste auch die Veränderung, wie jung besonders talentierte Spieler heutzutage schon bei den absoluten Topclubs Europas und damit auch der Welt landen. Gab es früher noch häufiger Kandidaten aus mittelgroßen Clubs wie dem VfB Stuttgart, gar dem KV Mechelen oder dem FC Everton, gibt es heutzutage fast keine Ausnahme mehr (die Wahl eines Spielers von Delfino Pescara 1936 ist da wohl eher als lokalpatriotisch motivierte Ausnahme zu sehen, die die Regel bestätigt mehr), der nicht bei einem der ganz großen Clubs unter Vertrag ist.
Ein Grund dafür ist natürlich die Veränderung des Einstiegsalters in den Profifußball. Früher gab es sicher auch immer mal wieder Wunderkinder wie auch Uwe Seeler einst eines war, Olaf Thon wurde ebenfalls schon sehr früh zum Stammspieler bei den Profis, so gelingt dies heutzutage doch deutlich mehr Spielern. Fast alle, die hier in den letzten Jahren mit der Trofeo Bravo ausgezeichnet wurden, waren zu diesem Zeitpunkt schon Stars, zumindest Shootingstars, und wenn noch nicht Stammspieler bei einem der großen Clubs, dann auf dem Weg dorthin.
Dafür wiederum gibt es ebenfalls Gründe: die Scouts sind mittlerweile auch in den entlegensten Winkeln der Welt unterwegs, um ihren Konkurrenzclub beim Abwerben eines Spielers zuvorzukommen. Und diese Spieler wiederum werden schon viel früher viel besser ausgebildet als die Spieler vor wenigen Jahrzehnten. Trifft diese intensive Förderung auf großes Talent, kann sich dieses noch besser entfalten.
Immer jüngerer Einstieg in den Profifußball
Damit einhergeht aber natürlich auch der Wandel dessen, was diese jungen Spieler darstellen und am Ende auch verdienen. Sie sind Popstars, was früher nur den schon etablierten Fußballstars wie George Best oder Diego Maradona vorbehalten war. Heute, nicht zuletzt durch die neuen Möglichkeiten durch Social Media, sind auch die Talente schon Stars, die sich selbst vermarkten und wiederum andere Produkte vermarkten.
Dafür muss nicht erst ein Produzent von Energydrinks auf den Markt treten, das machen die alteingessenen Clubs genauso wie die neu auf den Markt strömenden Konstrukte. Und ob ein Spieler nun Werbung für Energydrinks macht oder für einen solchen seine Fußballkünste auf dem Rasen darbietet, macht für ihn selbst nur insofern einen Unterschied, als dass er mit dem Spielen selbst seinen zu vermarktenden Marktwert wiederum erhöht, was er mit den Werbespots im Gegensatz zu seinem Kontostand nicht unbedingt erreichen würde. Was den jungen Spielern allerdings oft abgeht, ist ein Verständnis von Fairplay, wie man es zuletzt beim Rugby erlebte, da sie schon in ganz jungen Jahren in Rollen gedrängt werden, gefeiert werden, in denen ihre geistig-moralische Entwicklung damit oft nicht standhalten kann. Auch wenn es eher dem Fußball immanent zu sein scheint als per se dessen jungen Stars, dass die eine oder andere Schwalbe eher als Kavaliersdelikt wahrgenommen wird und früher sicher nicht grundsätzlich öfter betrogen wurde als heute, hat man doch das Gefühl, dass das frühe Starsein und das dazugehörige astronomische Einkommen nicht immer förderlich ist, auch abseits des Platzes Idole aus den Spielern zu machen.
Im Nachhinein hochkarätige Siegerliste
Interessant ist übrigens auch der Vergleich mit jenen Spielern, welche später in ihrer Karriere Europas Fußballer des Jahres oder gar Weltfußballer wurden – wie man sieht ist auch hier die Trefferquote der Jury der Il Guerin Sportivo enorm gestiegen.
Eine Tabelle mit der Übersicht der Zahl der Auszeichnungen mit der Trofeo Bravo pro Spieler wäre übrigens recht kurz, da einzig Ronaldo und Emilio Butragueno überhaupt mehr als einmal ausgezeichnet wurden, nämlich genau zwei Mal.
Einen Blick wert ist aber wohl die Liste nach der Aufteilung der Nationalitäten, die diese Auszeichnungen gewannen. Wiederum einen leichten patriotischen Einschlag sollte man den Machern verziehen, denn am häufigsten wurden Spieler aus Italien gewählt, allerdings zusammen mit Spanien auf dem ersten Platz. Die weitere Liste:
Häufigkeit | Nation |
7 | Italien |
7 | Spanien |
5 | England |
3 | Deutschland |
3 | Niederlande |
2 | Brasilien |
2 | Frankreich |
1 | Wales |
1 | Portugal |
1 | Israel |
1 | Schottland |
1 | San Marino |
1 | Argentinien |
1 | Belgien |
1 | Jugoslawien |
Eine durchaus vergleichbare Auszeichnung verlieht übrigens die ebenfalls italienische Zeitung Tuttosport, welche aber erst seit dem Jahr 2003 jeweils ihren „Golden Boy“ kürt. Diese Liste findet sich demnächst hier in einem anderen Beitrag, mit allerdings abweichenden Siegern.