Vor einigen Jahren verlegte man die Sportschau von 18.30h auf 20.00h. Ein #aufschrei ging durch die Republik, so könne man seinen Abend nicht gestalten, die Zeit nach 20h gehöre der Familie oder dem Ausgehen, so man noch keine Familie habe, aber einen angemessenen Partner für deren Gründung suchen müsse, was schließlich immer noch am besten im real life ginge.
Heute schaut fast niemand mehr, der sich relativ ernsthaft so ernst, wie das in Bezug auf Fußball möglich ist für Fußball interessiert, noch die Sportschau. Man könnte sie auf 22h verlegen oder auch abschaffen, es würde aller hier subjektiv eingeschätzten Vorausschau entsprechend keinen Aufschrei mehr geben.
Zugegebenermaßen besteht das Publikum der Sportschau in erster Linie nicht aus Anwesenden in dieser Filterblase, und vielleicht auch nicht mehrheitlich aus jenen, welche man als mit „ernsthaftem“ Interesse an Fußball ausgestattet bezeichnen könnte.
Dennoch geschah es in den letzten vier, fünf Jahren hiesig ein einziges Mal, dass sich ein Mitlebender in unserer Epoche darüber beschwerte, dass ihm die Bundesliga-Ergebnisse vor Ablauf der Sportschau mitgeteilt wurden. Wiewohl man sich sicher sein kann, dass der Autor sich in größtenteils eher fußballinteressierten Kreisen bewegt.
Es ist weder Häme noch Freude, dass diese Entwicklung so gekommen ist, vielmehr ist es ein nüchternes Konstatieren. Die Welt ändert sich immer schneller und heute benötigt man kaum noch die Zusammenfassungen des Spieltags, wenn man die Ergebnisse ohnehin schon kennt. Jedenfalls nicht punktgenau um 18.30h, man kann sie auch um 3.30h nach Heimkehr noch irgendwo im Netz finden und die Kommentierung, Einordnung des Spiels, welches eine Zusammenfassung naturgemäß nicht komplett abbilden kann, wird in Zeiten von Spielverlagerung.de und anderen kostenlos erhältlichen Texten auch immer weniger relevant.
Es ist weder Häme noch Freude, ich wollte nur noch mal ’schüss sagen an die liebe Sportschau. Wir waren lange Zeit sehr gute Freunde und es war nicht mal nostalgisch verbrämt immer ein Highlight des Samstags in meinem Leben, eingangs eines Berichtes das Geklöppel (Manolo, bist Du’s?) vom Bökelberg zu hören oder einen Spielbericht mit dem Himmel über dem alten Weserstadion eröffnet zu sehen.
Aber ich war schon lange nicht mehr in der Situation, dass ich auf die Spielberichte der Sportschau angewiesen gewesen wäre. Als es am vergangenen Samstag aus Reisegründen ausnahmsweise mal wieder der Fall war, war sie leider in den Mediatheken nicht auffindbar und es gab sie auch nicht als Wiederholung zu sehen. Also hab ich Alternativen gesucht und gefunden.
Es kommt mir aber nicht mal vor wie Fremdgehen. Ein Telegramm hab ich auch schon lange nicht mehr geschickt.
Ich wollte nur noch mal ’schüss sagen. Es war wirklich schön. Und es ist schade. Aber ich brauche einfach keine Sportschau mehr. Was den Wochenablauf weiter destrukuriert, aber nun ja, Nostalgie empfinde ich dabei keine, auch wenn mir die Stimmen der Moderatoren und diese hellblauen, runden Täfelchen, auf denen die Ergebnisse dargestellt wurden, für immer im Gedächtnis abrufbar bleiben werden.
’schüss!
Also ich gucke sie immer noch, die Sportschau. Meistens auch gerne. Wenn auch selten direkt um 18:30, sondern tatsächlich oft so gegen 20:00. Von meinem Festplattenrekorder, so dass ich die viele Werbung überspringen kann.
Und ehrlich gesagt, besonders viele Möglichkeiten, Spielzusammenfassungen „irgendwo im Netz“ zu finden, sind mir nicht bekannt. Schon gar nicht in HD.
Okay, dann spare ich mir mal meinen Text: Abspannsitzenbleiber hat ihn schon für mich geschrieben – Wort für Wort!
@Abspannsitzenbleiber: Bedankt!
Dito. Samstag nachmittag ist bei mir web- und applose Zeit, damit ich mich abends ungespoilert vor die Sportschau setzen kann. Wenn ich auswärts unterwegs bin, wissen meine Mitfahrer schon, dass sie die Buli-Ergebnisse nicht rumposaunen dürfen. Ist wahrscheinlich wirklich anachronistisch, aber man gönnt sich ja sonst nix.
Die Alternativen würden mich allerdings mal interessieren.
Hm. Ich hab auch zu meiner Verblüffung festgestellt, dass ich die Sportschau (früher Pflichttermin!!) seit mehreren Jahren kaum noch und zuletzt gar nicht mehr sehe. „Keine Zeit mehr“ als Grund stimmt nicht, eher „ist für mich uninteressant und nervt nur noch“. Ich kriege die Spielstände meistens live mit, die Tore bekommt man tatsächlich immer irgendwo zu sehen. Und – bei mir ein ganz wichtiger Punkt!: Die Sportschau nervt gewaltig, weil künstlich in die Länge gezogen, von Werbung und Tagesschau zerstückelt und mit dieser unsäglichen Jubel-Berichterstattung, die aus jeder grauen Partie der Marke Hannover gegen Augsburg einen Knaller macht. Außerdem sind die Spieltage mittlerweile so zerstückelt, dass man eh nur noch einen Ausschnitt präsentiert kriegt. Dafür ist mir die Zeit zu schade…
Hier wird die Sportschau ebenfalls nach wie vor genossen. Gerne auch ritualisiert mit Freunden und Kaltgetränken. Parallel läuft das Spiel der eigenen virtuellen Mannschaft auf dem beistehenden Rechner mit Anpfiff ab 18:00Uhr. Passt perfekt.
Vorher gerne noch Sport im Osten, aber beim Umschalten aufpassen, keine Spielausgänge vor der Sportschau mitzubekommen.
Ich schau sie noch, bevorzugt mit meinem Sohn. Nachmittags gehts ins Stadion zum Lieblingsklub der nur noch Regionalliga spielt und nach dem Abendbrot verkriechen wir uns vor der Glotze, albern rum, essen unsgesunden Kram und ich erkläre dem Kurzen mit Engelsgeduld das nicht nur die Bayern in rot spielen, auch der EFFZEH, Vizekusen und der SC Freiburg.
Früher war die Sportschau nach dem Kicken auf dem Bolzplatz Pflichttermin, heute genauso. Allerdings bin ich kaum repräsentativ, hoffnungslos oldschool und fast schon retro.
Von der Machart mittlerweile genauso aufgedunsen und anwanzend wie beim DSF ertrage ich sie kaum noch. Dieses gekünstelte, wohl schnippisch gemeinte Geschwätz von Bommes, Opdenhövel et al verschafft der Fernbedienung reichlich Arbeit. Die Qualität der Berichte selber mal außen vor. Geht nur, wenn ich „meinen“ Verein nicht am Nachmittag gesehen habe. Leider wirklich so schlimm, wie schon analysiert.
Walulis sieht fern: Eine typische Fußballsendung http://tinyurl.com/lw4zqv4
Ich glaube so weit sind wir noch nicht ganz. Ich schaue sie auch noch regelmäßig, die Sportschau. Und kenne auch einige Menschen, die vorher nur ungern Ergebnisse hören wollen. Wobei es sich als Trainer, der mit Jugendmannschaft samstags nachmittags auf Fußballplätzen unterwegs ist, oft genug nicht vermeiden lässt, zumindest das ein oder andere Ergebnis mitzubekommen.
Was ich allerdings auch merke, ist, dass mir die Sportschau weniger wichtig wird. Das liegt sicher einerseits am zunehmenden Alter, andererseits daran, dass die Berichte immer alberner aufgebläht werden und an der Zerstückelung des Spieltags, infolge derer man dann halt in der Regel nur einen Teil des Wesentlichen in der Sportschau mitbekommt. Aber ein paar Jahre gebe ich der Sportschau in der jetzigen Form schon noch.
Ich bin tatsächlich eher so der kursorisch Fußballinteressierte – ich abonniere 11Freunde, lese etwa dieses Blog, spiele aber selbst nicht und bin auch kein „aktiver“ Fan (ich war vor vier Jahren zum letzten Mal in einem Stadion) –, wahrscheinlich schaue ich die Sportschau deshalb immer noch recht regelmäßig und versuche dann auch, vorher nichts über den Ausgang der Partien zu erfahren.
Allerdings stelle ich fest, dass mich der ganze Fußballkram einfach nicht mehr so besonders mitreißt. Bei vielen Spielzusammenfassungen mache ich nebenbei was anderes, und die emotionale Bindung, die ich früher als Kind noch verspürte, fehlt. Wenn ich die Sportschau heute mal verpasse – was mit mittlerweile zwei Kindern dann doch recht häufig vorkommt – habe ich nicht das Gefühl etwas versäumt zu haben. Es ginge auch ohne, absolut. Das liegt bestimmt eher an mir als an einem wie auch immer gearteten Qualitätsverfall der Sportschau, auch wenn sie natürlich – da gebe ich dir Recht – nicht mehr den Nachrichtenwert von anno dunnemals hat.
@FelixK. Deine Argumente dürften wohl das große Plus der Sportschau sein. Natürlich gibt es reichlich Gründe eine Radio/TV -Übertragung am Samstagnachmittag zu verpassen. Speziell, wenn man selbst in welcher Form auch immer involviert ist, spazieren geht, in die Pilze, oder was auch immer, macht. Dazu gibt es natürlich auch viele, denen diese Präsentation absolut ausreicht. Die ARD weiß schon, bei wem sie mit welchem Pfund sie wuchert. Bezahlt ja auch ne Markfuffzich dafür Das Traurige ist halt, daß dabei jeder Krankenaus/Schmonzetten/periphär-Interessierte, whatever -Fan nach Möglichkeit auf einem dramaturgischen Niveau a la Brisant, Explosiv etc.mitgenommen werden soll, also für 6-99. So sehr ich das ja verurteile, der „Erfolg“ gibt ihnen scheinbar recht. Wohl im Rehagelschen(ARD) Sinne: „Erfolgreicher (quotenträchtige) Fußball (Präsentation) ist schöner Fußball“. Jedoch der geneigte Fußballfan kommt nur schwerlich drum herum, diese Veranstaltung als einen mutwilligen Affront zu empfinden. In etwa so informativ und spannend, wie Formel 1 auf RTL. Ich bin mittlerweile so weit, daß ich, wenn es denn sein muß, auf einem dramaturgischen Niveau a la „Brisant“, „Explosiv“ etc. Sonntags um 10 eine DSF-Zusammenfassung ohne Ton anschaue. Geht zur Not halt auch. Es bleibt halt was auf der Strecke.
[…] Trainer Baade verabschiedet sich und sagt: ’schüss Sportschau […]
Das ganz ganz kleine bißchen Wehmut, das der Trainer durchblicken ließ, ist für mich schon auch noch dabei. Die Sportschau schau ich trotzdem schon seit ein oder anderthalb Saisons nicht mehr (Kind und Internet sind hier ja schon als Gründe mehrfach gefallen; also keine Wiederholung).
Mein persönliches high/LOWlight war die Berichterstattung eines Spieles, daß ich zufällig Samstags nachmittags vor geschätzt acht bis zehn Jahren in einer PayTV-Kneipe im Rahmen einer Spieltagskonferenz sah. Es war in meiner Erinnerung Hannover gg Wolfsburg und wurde mit dem Kommetar nach der zweiten Schalte ins Stadion (kurz vor der Halbzeit): „Wenn hier nichts mehr bis Schlußpfiff passiert, brauchen wir hier nicht mehr hin schalten.“ der totalen Belanglosigkeit anheim gegeben. Außer dem Ergebnis von 0:0 wurde im Pay-Tv auch nicht weiter drüber gesprochen. Aber der unsägliche S. Simon, damals noch nicht so weit in der ARD-Hierachie aufgestiegen, machte in der Sportschau daraus ein hoch spannendes Null-zu-null auf höchstem Niveau: jeder Ball, der aus zentraler Position kurz vor dem Straufraum in Richtung Eckfahne flog, wurde zu einer hochgefährlichen Torchance hochgejazzt und so weiter und so fort…
Oder in in kurz: that was the day Sportschau started dying (zumindest für mich).
p.s. hätte das Ritual Samstag Abend zusammen Fußball zu schauen gerne an meine tochter weiter gegeben, aber so müssen wir dann wohl eine andere neue Tradition für uns finden