Ich bin heute morgen aufgewacht. Und es war noch mitten in … keine Ahnung, welche Tageszeit es war. Aber ich machte schnell eine fürchterliche Entdeckung. Ich war in einer Parallelwelt aufgewacht.
Und zwar in einer Welt, in der Bayernfans mit Nachdruck darauf bestehen, dass ihre Mannschaft tatsächlich gar nicht so gut sei, wie von anderen Seiten behauptet.
Im Bad merkte ich dann, dass das Wasser im Waschbecken andersherum in den Abfluss strudelt. Sehr suspekt. Wie komm ich wieder zurück in die richtige Welt?
Stell Dir folgendes Szenario vor. Deine Mannschaft, die sich seit 2009 sportlich hervorragend entwickelt hat, richtige Personalentscheidungen getroffen hat, seine eigenen Leistungsträger ausgebildet hat, sein Spielsystem modernisiert hat, schlägt eine Mannschaft, die seit 2009 sportlich sehr viel falsch gemacht hat und sich selbstverschuldet aus dem Kreise der Titelanwärter ins untere Tabellendrittel manövriert hat mit 7:0.
In den folgenden Tagen hörst Du, dass deine Mannschaft mit Leistungen wie beim 7:0 die Liga kaputt mache. Sie habe dafür gesorgt, dass die Bundesliga im Prinzip tot sei. Sie habe wahlweise für eine zwei, bzw. drei-Klassen-Gesellschaft gesorgt. Und überhaupt seien solche Siege ja ohnehin nichts wert, weil Dein Verein habe ja einfach mehr Geld und kaufe ohnehin die Liga kaputt.
Und dann freust Du dich immer noch über ein 7:0 und eigentlich könnte es dir auch egal sein, aber du bekommst plötzlich ein schlechtes Gewissen. Du willst schließlich, dass deine Mannschaft gewinnt und vielleicht würdest Du dich klammheimlich auch darüber freuen, dass dein Verein in einer zunehmend intelligenteren Fußballöffentlichkeit die gleiche Anerkennung für die positive fußballerische Entwicklung bekommt wie der Arbeiterverein aus dem Westen in den Jahren 2011 und 2012.
Und dann kommt dir Niederlage nach Wochen der „Über-Bayern“-Rhetorik vielleicht gerade recht, um sich selbst ein wenig kleiner zu machen. Um zu zeigen: Schaut mal, wir sind gar nicht so überlegen. Unsere Siege sind nicht der Ausruck einer abstrakten übernatürlichen Dominanz, sondern auch hart erarbeitet und verdient.
Aber du merkst bald, dass dieser Versuch keinen Sinn hat, denn es gibt als Fan des FC Bayern München keine Grautöne. Keine differenzierte Betrachtung. Es gibt nur sehr wenig Platz zwischen „Über-Bayern“ und „Krisen-Bayern“. Und du weißt der Moment wird kommen in denen die übermütigen gegnerischen Heimfans nach einer Führung ausgelassen das Lied von den ausgezogenen Lederhosen singen. Von Über-Bayern ist dann keine Rede mehr und spätestens dann denkst Du an einen großen Torwart deines Vereins, der eins sagte:
„Das ganze Stadion wird gegen uns sein, ganz Deutschland wird gegen uns sein. Etwas Schöneres gibt es gar nicht.“ Und Du spürst, wie recht er damit hatte.
@Bayern-Blog: da fehlt jetzt noch der Heul-Smilie.
Der erste Absatz klingt ja gerade so, als hätte Bremen ähnliche Voraussetzungen wie Bayern. Dem ist nicht so.
Selbstverständlich sind Vorwürfe, dass mit guten Leistungen die Liga kaputtgemacht wird, unsinnig. Ähnlich komisch ist aber eine Wahrnehmung, in der anscheinend niemand die Entwicklung der Münchner Mannschaft lobend erwähnt. Da muss man schon auch sehr selektiv für wahrnehmen. Genau wie für die Wahrnehmung, ganz Deutschland wäre gegen einen.
Ich schätze man wird als Bayern-Fan einfach damit leben müssen, dass man sich mit ständigen Erfolgen, die auch mittlerweile auf anderen Voraussetzungen beruhen, als sie bei den meisten Vereinen herrschen, nicht immer Sympathien erarbeitet. Das gilt insbesondere so lange, wie die sympathischen Herren aus der Vereinsführung noch zusätzlich diese anscheinend unvermeidliche Arroganz ausstrahlen. Unvermeidlich scheint sie mir, weil es die im Kleinen bei regional erfolgreichen Vereinen genau so gibt und sie mir als Spieler bei einem solchen Verein auch schon gehörig auf den Senkel gegangen ist. Scheint also was menschliches zu sein.
[…] 7. Trainer Baade wunderte sich verwundert die Augen als er aufwachte und alle Bayern Fans eine Verwandlung durchgemacht hatten. In den Kommentaren bekommt er eine Erklärung dafür, die dann wiederum zerpflückt wird. Lesenswerte Blogdiskussion. Selbst- und Fremdwahrnehmung von Bayern-Fans sind schließlich eine Geschichte voller Missverständnisse. […]
Das Intro hört sich stark nach Tocotronic. Passt auch gut zum Text. http://www.acampitelli.com/toco_welt_kann_nicht_verstehen_printer.htm
@FelixK Ich erkläre das Phänomen, dass der Trainer offenbar in den vergangenen Tagen beobachtet hat. Mit weinen hat das wenig zu tun. Es ist eher Ausdruck eines zugegeben subjektiv eingefärbten Gerechtigkeitsempfinden, das – so gebe ich ebenfalls zu – für Menschen, die es nicht mit dem FC Bayern halten, möglicherweise schwer nachzuvollziehen ist. Das zeigt mir auch Dein Beitrag.
@Bayernblog:
Dir ist aber schon klar, dass die Spannung der Bundesliga lange Zeit darauf beruhte, dass man vor einem Spiel gegen den FCB einen Punktgewinn (von Sieg gar nicht zu sprechen) zumindest für theoretische möglich halten konnte, dass auch der MSV Duisburg (setze anderes beliebiges Durchschnittsteam der Vergangenheit ein) den Bayern auch mal ein dreckiges 0:0 abringen konnte.
Heute besteht diese Illusion für die Fans von 15 Bundesligisten nicht einmal mehr theoretisch.
Niemand stellt in Abrede, dass die Bayern sich als Mannschaft in jeglicher Hinsicht zur letzten, schon perfekten Saison nochmal gesteigert haben. Toll finden muss man das aber trotzdem nicht. Menschen, die jede Woche beim Kartenspiel den Pott gewinnen, werden bei den Mitspielenden auch zunehmend unbeliebter. Du kannst Neid, Hass, Lethargie oder Furcht vor dieser Bayernmannschaft 2013 erwarten, aber Sympathie, Mitgefühl oder Begeisterung wird sich diese Maschine, zu der der FC Bayern geworden ist, von den Fans der 17 anderen Vereine nicht erhoffen können. Nicht für einen Verein und dessen Fans, die sich – zumindest national – nur über „falsch erzielte“ Tore, ein oder zwei ausgelassene Chancen oder einzelne Gegentore aufregt. Und international? Wieviele Bayern“fans“ haben sich wohl nach der Niederlage in der CL in den Schmollwinkel zurückgezogen oder spielen mit dem Gedanken, die Dauerkarte zurückzugeben, weil „das alles keinen Spaß mehr macht“?
Strafen durch Missachtung. Mir gehen die Bayern, der Fans und das Gehabe schon lange am Arsch vorbei. Zugegeben, weil sie in andere Sphären entweicht sind, aber Ärger den man nicht gehabt hat, hat man nicht gehabt.
Abwarten, Trainer, ist ja nur Wasser^^.
Die kochen auch nur damit.
ich verweise ainfach mal nach England (Manchester United), die Niederlande (PSV Eindhoven), Brasilien (Fluminense) und meinen Lieblingshoffnungsträgerbeispielclub aus Schottland, die Glasgow Rangers. Runter kommen se alle, no worries. Manchmal muß halt das hohe Roß sterben und es dauert ne Weile.