Nachdem ich einige Zeit brauchte, um mich davon zu erholen, dass die Zeit seit Klinsmann gar nicht stattgefunden hat und alles nur ein schöner Traum war, vor allem die Siege in der Slowakei und in Tschechien, wird mir jetzt klar, dass ich da nur das geträumt habe, was ich mir gerne wünsche: Dass man wieder gerne bei diesen Länderspielen zusieht. Es geht gar nicht so sehr, auch, ums Gewinnen, aber eigentlich geht es darum, dass man nicht das Gefühl haben muss, dass die Jungs in weiß ein anderes Spiel spielen als der Gegner, wenn sie denn überhaupt spielen.
Man würde gerne sagen: so ein Ausrutscher, der darf vorkommen. Aber wenn man genau hinschaut, gibt es seit dem Spiel in Irland, dem folgenden in Wales, dem gegen Serbien, Weißrussland, Tschechien eigentlich überhaupt nichts mehr, was an Dominanz des Gegners oder an Spielfreude im Sinne auch des Willens, ein solches Spiel zu gewinnen, auffiele.
Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieser Traum wahr geworden wäre. Jetzt geht es doch wieder weiter mit Gurkenfußball, bei dem einzig das Weiterkommen die arg limitierten Mittel und vor allem diese Spielweise rechtfertigt.
Es gibt zwar heute Abend noch eine Chance, das alles als einmaligen Ausrutscher ablegen zu können, DDR, Sparwasser und so, der Warnschuss „just in time geliefert“. Einzig, der Glaube fehlt, dass man das kurzzeitige Hoch zwischen den beiden Turnieren ernsthaft hat konservieren können und es bislang nur geschickt versteckte. Hier wehen keine Fähnchen im Wind, die ausgemachte Überlegenheit, gerade im Bereich der Fitness, aber auch im „Willen“, fehlte schon lange, und man durfte dennoch hoffen, dass es solch einen argen Rückfall nicht mehr geben würde.
Schauen wir, ob wir heute Abend wieder das Gegenteil behaupten müssen, ich fürchte nein. Wenn da diese erste Szene aus deutscher Sicht bei der EM kein Omen ist: hoher Ball in den Strafraum und Lehmann und Mertesacker rennen sich erstmal über den Haufen. Ein wenig bang ist mir vor den ersten Minuten dessen, was da kommen möge, schon. Kann doch nicht vier Jahre lang geträumt haben?
Großes Kino, die Worte. Und gleich gibt’s ein irgendwie hingewürgtes 3:1 der Deutschen, 86 Prozent sind danach vom EM-Titel überzeugt und 99 Prozent von diesen 86 Prozent wundern sich, dass es danach gegen Portugal eine richtige Packung gibt.
Derzeit sieht es nach einem gegurktem 0:0 aus.
Aber was soll’s.
Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Mannschaft findet dann eh nicht in der deutschen Presse statt.
3:1 – war ich optimistisch…
Sehr schöner Tagebucheintrag. Spricht mir aus der Seele. Gerade die Verifitierung, dass schon seit Monaten der Lack ab ist. Wehmut. Nun gut – zurück in die Zukunft. Wäre ja auch schade um die gute alte Zeit. Vielleicht nutzt das ZDF ja diese Retrowelle um ein par alte Serien aus den great eigthies rauszukramen. Das passt irgendwie alles zusammen. Das Ende eines 3 Jährigen Versprechens. Aber – die Hoffnung (Donnerstag wird alles besser) stirbt zuletzt.
Da hat sich wohl jemand gründlich geirrt, denn wir sind Vizemeister :)
Du findest Paris Hilton toll, oder Andreas?