Das Spiel selbst wird „ewig“ bleiben, der Klub vielleicht nicht. Wie Herr Wieland berichtet und ich selbst ebenfalls kürzlich erwähnte, steht der KFC Uerdingen kurz vor der Pleite. Bis zum 15.1. müssen 150.000 Euro aufgetrieben werden. Dazu haben sich ein paar selbsternannte Retter eine Aktion ausgedacht, bei der 1000 Personen jeweils 100 Euro spenden sollen, der Rest des Geldes soll durch die Erlöse zweier Freundschaftsspiele zusammen kommen. [1] Die Url dieser Gruppe von Leuten lautet Tradionsretter.de, was mich irgendwie kaum von den Socken haut. Nur weil etwas Tradition hat, muss man es noch lange nicht bewahren. Außerdem bin ich der Auffassung, dass man die 100.000 Euro lieber mir spenden könnte statt so etwas Abstraktem wie einem Fußballverein, dennoch unterstütze ich die Aktion mit einem Verweis auf selbige, nicht ohne mir zähneknirschend einzugestehen, dass ich ohnehin nicht so viele Fans habe wie der KFC Uerdingen.
Also, auf, auf, gerade jetzt nach Weihnachten sitzt das Geld doch so locker, und gespendet. Was sind schon 100 Euro gegen die Qualen, die die Fußballstadt Krefeld, die eigentlich ohnehin eine Eishockeystadt ist, seit Jahren erleidet und noch erleiden müsste, wenn es den KFC Uerdingen nicht mehr gäbe. Immerhin sah ich das erstes Profifußballspiel meines Lebens in jener Grotenburgkampfbahn, die als eins der wenigen Stadien noch seine Eigenheiten (eine Kurve gerade, eine Kurve kurvig) bewahrt hat.
Zu besagtem 7:3, kürzlich noch bei den 11 Freunden als das beste Fußballspiel aller Zeiten gewählt, gibt es heute in diesem komischen Anachronismus namens Fernsehen ein „Special“, ab 16.45h im WDR, das von der FAZ als außerodentlich sehenswert empfohlen wird.
Nicht ganz so hörenswert dazu ist die Audiogalerie in der ARD, in der Wolfgang Funkel und Karl-Heinz Feldkamp jeweils äußerst knappe Statements zum Spiel abgeben. Trainer Feldkamp sagt, dass die Strategie vor allem daraus bestand, „alles zu geben, den Gegner 90 Minuten lang zu beschäftigen“.
Spielt Galatasaray nicht Champions League?
[1] Wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet die beiden größten Zuschauermagneten der hiesigen Steppe, den MSV Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen, als Rettungsgegner zu verpflichten, der … möge sich doch mal bei mir melden, er könnte mir eventuell bei der Doktorarbeit zum Thema „Verzerrte Wahrnehmungen, Realiätsentfremdung und Wunschdenken unter Fußballanhängern“ weiterhelfen.
Das beste Fußballspiel aller Zeiten? Das ist grotesk. Typisch 11-Freunde. Konventioneller kann man über Fußball gar nicht nachdenken. Das ist einer der abgedroschensten Fußballmärchen, das ich auf meiner Negativskala gleich hinter einer Ottmar-Walther-Homestory von einer einsamen Tankstelle in der Pfalz platzieren würde. Tschüss, Uerdingen,
Sorry, aber wer innerhalb der letzten Jahren nun die dritte Insolvenz anmeldet der hat keine Daseinsberechtigung mehr! Tradition hin oder her!
Zum Glück heißt die URL dann doch nicht Tradionsretter.de. Das wär wirklich n von-den-Socken-Hauer gewesen.
Was Uerdingen angeht: jetzt, wo Käthe Völler anscheinend massig bewußtseinserheiternde Drogen einwirft, würd ich einfach mal den anhauen, so als Einstiegsinvestor. Dann kann man die erwähnte Aktion noch für einige -ja, Wochen, Monate, who knows? Okay, also- Zeit hintanstellen. Ich persönlich hoffe sehr, dass das alles nochmal irgendwie klappt, aber nur, weil sonst die Gefahr besteht, dass Alex Ristic am Ende zur Rückrunde noch in Düsseldorf landet.
Manno, Trainer. Hab gerade einen für morgen terminierten Post zu genau dem Thema geschrieben. Mal wieder zweiter. *Grmmpf*
@Gilad: Das Spiel wurde nicht von 11Freunde zum besten aller Zeiten erklärt, sondern dazu GEWÄHLT. Also richte deine Beschwerde nich an die Redaktion, sondern an die Fans.
@Manfred: Die URL ist traditionsretter.de. Man wird aber sofort weitergeleitet auf Firmenparkplatz.de. Die Interpretation dazu überlasse ich dir.
@ Dülp
Die Fans? Um so schlimmer. Und wer initiiert diese absurde Suche nach Superlativen im super-super demokratischen Wahlprozedere? 11 Freunde, um die Fans bei Laune zu halten. „Ja, macht alle mit!“ Gibt es auf Spon und überall und jeden Tag. Das ist niveaulos. Die Beschwerde richtet sich demnach an die Redaktion. War also vollkommen richtig von mir.
@ Dülp: hab nur den Buchstabenvergesser vom Trainer anprangern wollen *g*. Ansonsten paßt das schon bei der Site, bis auf das fehlende Fragezeichen bei ‚Ein Verein mit Tradition und Zukunft‘.
Ich warte nur noch auf den Link vom KFC zum FCK, wo die Tradition selber ja schon Tradition hat.
[…] Herr Wieland weist darauf hin. Und auch der Trainer Baade. Herr Wieland sogar per Mail. Dann will ich nicht länger hinten anstehen. […]
Es lohnt sich nur aus zwei Gründen, den KFC Uerdingen mit dieser Aktion zu unterstützen: zum einen wegen dieser unfassbaren Anzeigetafel, die es auch uns normalsterblichen Nicht-Promis gestattet, bei Abendspielen eine Sonnenbrille zu tragen, weil ungeschützt beim Betrachten des aktuellen Spielstands aufgrund der exzentrischen Farbgebung sofortige Erblindung droht; zum anderen wegen des Grotifanten, der u.a. bei Spielen gegen Fortuna schon ein Ohr einbüßte, aus dem Innenraum flüchten und sich von Ex-Keeper Carsten Nulle verdreschen lassen musste. Was einen beim einzigen deutschen Maskottchen, das jemals Innenraumverbot erhielt, auch nicht weiter wundern sollte.
Ich habe übrigens gestern die Doku zum „Jahrhundert-Spiel“ im WDR gesehen und fand sie überraschend gut. Dass es der WDR schafft, eine 45minütige Sendung auszustrahlen, ohne mindestens einmal das Wort „Köln“ zu erwähnen, war wirklich überraschend. Aber auch ansonsten recht gelungen.
@Dülp, wenn schon, dann Dritter, goldener Ritter, bedank Dich bei Herrn Wieland, der hat mich zu diesem Beitrag animiert. Und Blog-Dschi hat er anscheinend ebenfalls angestiftet.
Ansonsten bedeutet doch ähnliche Ideen für ähnliche Beiträge zu haben eh nur, dass wir ähnlich bescheuert sind, und das ist doch auch schon mal was.
Mir passiert das ständig mit dem IF, dass dieser plötzlich einen Hintergrundbericht oder Freistoß des Tages postet, den ich schon länger in petto habe. Dann hau ich ihn aber danach auch sofort raus, ohne mich zu schämen/grämen. Naja, ganz ohne Gram nicht, aber immerhin ohne Scham.
@Buchstabe, offensichtlich ist das niemandem sonst aufgefallen. Man sieht mal wieder zu welchen Leistungen die Hirne von Menschen fähig sind: sehen ein „t“, wo gar keines ist, aber eins hingehört. Toll.
Gibt es eigentlich noch diesen unfassbar eunuchenhaften Stadionsprecher in Uerdingen? Oder war das in Duisburg?
Der MSV hatte Günt(h)er Storck. Dessen Stimme war weniger eunuchenhaft, denn mehr „quäkig“. Eine Legende unter den Stadionsprechern.
Ja, unvergessen sind
„WOHIN? WOHIN? zu Sinn“
„Zebrastreifen weiss und blau? So wirbt der Bus des MSV“
aber unübetroffen der Gewinn einer Reise nach „FÜRTEVENTURA“
„Müssen Sie einen Leihwagen haben? Nicht verzagen, Feikes fragen. Ob Transporter oder PKW, Feikes Wagen sind Okay.“
Aber das Beste waren die Betonungspausen.
Die vor „Okay“, zwischen den „WOHIN“ oder nach dem „So wirbt“.
Ob Norden, Süden, Osten, Westen,
Heppos Frauen sind die Besten.
In Asbeck, neben der Kirche.
Beck und Kaltheuner, feuerfest-Steine, „just in time“ geliefert.
Besagter Günter Storck ist kürzlich verstorben.