11.50 Im Ticker wird gemeldet, dass ein “Klassiker” drohe, weil die Niederlande, England oder Frankreich als mögliche Gegner drohen. Seit wann ist ein Spiel Deutschland Frankreich ein Klassiker? Und wer definiert, was ein Klassiker ist? Wenn Deutschland Frankreich ein Klassiker ist, ist dann Deutschland Italien auch ein Klassiker? Und wäre Frankreich Spanien ebenfalls einer? Spanien Italien dann auch? Ist dann quasi jedes Spiel einer Nation mit mehr als 10 Millionen Einwohnern gegen eine andere Nation mit mehr als 10 Millionen Einwohnern ein “Klassiker”? Oder ist jedes Spiel gegen einen ehemaligen Kriegsgegner der Deutschen ein Klassiker? Ich weiß es nicht und ich bin auch müde dieser inflationären Superlative und Begriffshülsen, jedes Mal das Gleiche. Ob Deutschland jetzt gegen Polen, Schweden oder Portugal spielt, immer gibt es irgendein “denkwürdiges” Spiel von “damals” und dann werden die ollen Kamellen wieder aufgewärmt.
11.55 Losfeen werden sein: Andreas Herzog und Stéphane Chapuisat. Jaja, wissen wir schon. Weiter.
12.07 Otto Rehhagel präsentiert als amtierender Europameister den Pokal. Hach, ein Deutscher als Titelträger. Das hat es seit 1996 nicht mehr gegeben. Seitdem hat Deutschland auch kein Spiel mehr bei einer Europameisterschaft gewonnen.
12.20 Färöer in Gruppe B. Somit nicht in der Achtergruppe A, in der Kasachstan gelandet ist. Ist Kasachstan noch Europa?, fragt sich der Oberlehrer in mir verwundert. Na gut, ist Israel ja auch nicht. Sollte man nicht so genau nehmen. Die Türkei liegt ja auch nicht in Europa.
12.26 Angeblich muss Finnland in die Gruppe “H”, sagt der Ticker. Das halte ich bei nur 7 Gruppen für schwierig. Aber was der Ticker schreibt, hat ohnehin selten sittlichen Nährwert.
12.28 Ich glaube, ich möchte in die Gruppe 2. Schottland, Litauen, Georgien, Färöer. Das klänge gut.
12.30 Italien kommt zu Schottland und der Ukraine. Bis jetzt kann man aber noch nix weiter sagen, weil ja noch die Gruppenköpfe fehlen. Hoffentlich wird es für Deutschland Griechenland.
12.32 Oha. Deutschland ist in Gruppe 4 mit der Slowakei, Irland und Wales. Das sind alles Mannschaften, gegen die man gerne schon mal stolpern kann. Zypern und San Marino sollten eigentlich kein Problem sein, aber wie viel Ungewißheit in diesem “eigentlich” steckt, hat man schon oft genug gesehen. Unser früherer Angstgegner Albanien hat es auch 20 Jahre lang geschafft, nie mit mehr als einem Tor Unterschied gegen uns zu verlieren. Auf Färöer musste es die 90. und 92. (erst Klose, dann Bobitsch) sein, bevor der Sieg feststand. Im Rückspiel fabrizierte Arne Friedrich ein schönes Eigentor und zusammen mit dem Lattentreffer der Färinger in der zweiten Halbzeit war der 2-1 Sieg dann auch nur ein knapper.
12.34 Frankreich in einer Gruppe mit Italien. Na das ist doch mal begrüßenswert. Nicht immer nur Georgien-Moldawien, Armenien-Aserbaidschan, sondern mal ein Spiel, das vielleicht sogar im deutschen Fernsehen live übertragen wird.
12.35 Mist. Griechenland ist in einer Gruppe mit der Türkei, also nicht in unserer. Und außerdem kommt mir diese Paarung irgendwie bekannt vor. Die gab’s doch gerade erst bei der WM-Quali.
12.36 Tschechien. Tschechien als Gruppenkopf der deutschen Gruppe. Puh. Mit Wales, Irland und der Slowakei haben wir schon drei nicht leicht zu schlagende Gegner und jetzt kommt auch noch Tschechien dazu.
Man sollte sich gedanklich darauf vorbereiten, dass es sein kann, dass der Sommer 2008 für uns so wird, wie er für Finnland seit jeher ist: nur Zuschauer bei einem großen Fußballturnier. Das wird schwer.
Tschechien
Deutschland
Slowakei
Irland
Wales
Zypern
San Marino
Ergebnisse von anno dazumal sind Schnee von gestern, trotzdem kann man sich ja mal informieren. Die Bilanzen sehen so aus:
Gegner | S | R | N | Gesamt |
Tschechien | 13 | 3 | 5 | 21 |
Irland | 6 | 3 | 5 | 14 |
Slowakei | 5 | 0 | 2 | 7 |
Wales | 6 | 5 | 2 | 13 |
Zypern | 4 | 0 | 0 | 4 |
San Marino | 0 | 0 | 0 | 0 |
Die Bilanz gegen die Slowakei ist allerdings nicht allzu aussagekräftig, denn die ersten fünf Partien fanden dann statt:
So 27.08.1939 Slowakei - Deutschland 2:0 (2:0)
So 03.12.1939 Deutschland - Slowakei 3:1 (0:0)
So 15.09.1940 Slowakei - Deutschland 0:1 (0:0)
So 07.12.1941 Deutschland - Slowakei 4:0 (3:0)
So 22.11.1942 Slowakei - Deutschland 2:5 (0:2)
Hm. Kein guter Zeitpunkt, um gegen die Deutschen zu gewinnen, wenn man gerade von ihnen besetzt ist. Aber: nein, ich bin nicht rechtsradikal, nur weil ich das jetzt hier erwähne.
Ich finde die deutsche Gruppe wirklich hart, machbar insofern als man eben die Slowakei und Wales hinter sich lassen muss. Ich halte Irland für fast stärker als Tschechien, bei denen nach der WM ein Umbruch stattfinden wird. Irland hat in den letzten sechs Jahren zu Hause gerade mal zwei Spiele verloren: eins gegen Argentinien, eins gegen Frankreich. Und das ist jetzt kein statistischer Zufall, denn das Stadion an der Lansdown Road ist eine echte Bastion.
Allerdings wird das Heimspiel gegen Irland ein Leckerbissen. Ich hoffe, es findet hier in NRW statt, das würde ich mir dann nicht entgehen lassen.
Zu den anderen Gegnern in Kürze mehr Worte, „gefährlich“ sind aber auf jeden Fall Zypern und San Marino, denn dass wir solche Mannschaften abschießen ist schon lange nicht mehr der Fall. Nun gut, das ist nun auch nix Neues.
Eine wahrlich schwierige Gruppe.
Allerdings sind die anderen auch nicht einfacher. Und die Gruppe mit Frankreich, Italien und der Ukraine ist natürlich wirklich sehr schön. Ich hoffe, Italien fliegt raus.
Gruppe ist etwas undankbar, aber lösbar.
Also die Gruppe darf doch kein Problem sein.
Gut, Tschechien ist wahrscheinlich der stärkste Gegner hier.
Aber in den letzten zwanzig Jahren waren die Tschechen ungefähr bei jedem Turnier der (ja manchmal auch meiner) Geheimfavorit. Letztlich sind sie immer hinter den Erwartungen (ja auch meinen) zurückgeblieben.
Ich hoffe, Italien kommt weiter. Meinetwegen kann dafür Trainer Baade rausfliegen.
ich dachte, das steht schon lange fest, wer geegn wen spielen muss am anfang?
ah. EM…
erst lesen, dann posten. egal, mehr geld für den träääner…
Ehemaliger Kriegsgegner kann kaum qualifizieren, denn nachdem uns die Amerikaner das zweite Mal besiegt hatten, hat uns so ziemlich jedes Land den Krieg erklärt.
Bis auf Österreich…
Mangels Existenz.
Der überarbeitete Beitrag ist gut. Geht doch!
Ich finde es geradezu schrecklich, meine beiden Lieblinge Dänemark und Schweden in einer Gruppe zu sehen. Dafür muss Spanien aber gleich dreimal ins kalte Skandinavien (ja, ich zähle Island zu Skandinavien). Da sollte was gehen…
Auf den ersten Blick wuerde ich sagen, dass Gruppe G (Schweden-Spanien-Daenemark-…) mindestens genauso spannend wird wie F (Frankreich-Italien-Ukraine-…).
Die Tschechen sehe ich ehrlich gesagt nicht als staerksten Gegner an, weil Nedved, Heinz, Koller und Rositzki so langsam in die Jahre gekommen sind und ob die naechste Generation genauso schoenen Fussball fabrizieren wird, weiss keiner. Also, ich denke, die Iren oder die momentan etwas unberechenbaren Slowaken werden da genauso mitmischen. Und das Spiel in Wales wird bestimmt auch kein Zuckerschlecken.
Naja, zwei deutschsprachige Teams sind ja auf jeden Fall dabei.
Tja, am Ende wird es am 1:1 in San Marino scheitern. „Kleine“ Gegner gibt es nämlich nicht mehr.
Lieber Asinus,
Rosicky ist Oktober 1980 geboren. Wenn man mit 2008 mit 27 Jahren zu alt für eine EM im Profifussball ist… :p
Ich muss Ecki noch mal widersprechen. Die Gruppe darf kein Problem sein, die Gruppe wird ein Problem sein. Und zwar das Größte, das wir je in Qualifikationsspielen zu bewältigen hatten.
Tschechien in seiner derzeitigen Form, Irland, die Slowakei und Wales, das sind quasi vier Gegner und somit mit Deutschland fünf Mannschaften auf Augenhöhe, die sich um zwei Plätze balgen. Sonst waren es maximal drei ähnlich starke Mannschaften pro Gruppe.
Ich finde es auch nicht erstaunlich, dass Clinsfornia die EM-Quali sofort wieder total ausblendet. Sollt er sich auch damit noch beschäftigen müssen, würde er wohl Alpträume kriegen. Das überlässt er lieber seinem Nachfolger. Christoph Daum hat sich ja schon ins Gespräch gebracht, in bekannt eleganter Art.
Also ich finde nicht, dass Wales auf Augenhöhe mit Deutschland ist. Ich finde, dass es dafür keine Gründe gibt. Diese Aussage ist zwar langweilig und völlig frei von Gewagtheit, aber mir erscheint sie gerade plausibel.
Ich finde auch nicht, dass die Slowakei mit uns auf Augenhöhe ist. Aus Termingründen konnte ich darüber noch nicht lange sinnieren, werde es aber alsbald nachholen. Vorher schaue ich mir mal den Kader der Slowakei an.
Dem Fakt, dass Irland „immer schwer zu spielen ist“, verdankt das Phrasenschwein sein Mittagessen – und es stimmt auch. Nur, muss man da ja auch mal fragen, wenn es denn so ist: warum qualifiziert sich das Team dann so selten für Endrunden? Folgender Antwortversuch sie gegeben: Weil sie gegen die „Großen“ (gibt es eigentlich noch die „Großen“, wo es doch die „Kleinen“ nicht mehr gibt?) meist remis spielen, gegen die „Kleinen“ aber nicht immer gewinnen. Irland ist schwer zu spielen, ist unangenehm, aber ob sie auch das Zeug haben, eine konstant erfolgreiche (und nur darum geht es ja) Qualifikation zu spielen, ist fraglich. Den Beweis dazu haben sie jedenfalls zuletzt mehrmals nicht erbracht, trotz ihres nicht totzukriegenden Rufs „nobody beats Ireland“.
Tschechien ist natürlich stark und konstant und erfahren. Meinetwegen werden sie Gruppensieger, geschenkt. Es kommen ja zwei Teams weiter.
Dass diese Gruppe kein Selbstläufer wird, ist so klar, dass jede Nennung dieser trivialen Tatsache schon die Würde des Lesers verletzt. Deutschland aber nun in die Position des „zitternden Stümpers“ zu schreiben, ist eine hierzulande gern benutzte Argumentationsfigur halblinksintellektueller Zeitungen, die noch mit den „coolen“ Schotten, den „lässigen“ Jamaikanern oder den „brillanten“ Tschechen sympathisieren. Die DFB-Elf ist leider weder cool, noch lässig, noch brillant, das macht sie ein wenig langweilig und zu einem beliebten Opfer für kecke Schreiberlinge. Aber sie ist durchaus erfolgreich, verglichen mit hierzulande immer wieder gelobten Nationen wie Argentinien, Spanien, Italien und ja, Tschechien. Deutschland darf in dieser Gruppe Probleme haben, das ist völlig legitim. Sie müssen nur weiterkommen und ich gehe davon aus, dass sie das schaffen werden, da ihre Qualität höher ist, als immer wieder gewitzelt wird. Und Jürgen Klinsmann wird wohl keinen Alptraum mehr haben als Luis Aragones oder andere Trainerkollegen. Dazu hat er jedenfalls keinen konkreten Grund – es sei denn, er liest die Kolumne bei kostenlos.de.
Ich finde auch nicht, dass Wales oder die Slowakei auf Augenhöhe mit Deutschland sind. Ich finde aber, dass Deutschland durchaus in der Lage ist, nicht gegen diese Mannschaften zu gewinnen, die wiederum selbst dazu in der Lage sind, zu Hause gege Tschechien zu gewinnen, während Deutschland seinerseits durchaus zu Hause gegen Tschechien verlieren wird oder kann und sich somit eine Konstellation ergeben könnte, in der eben die vielen Mannschaften dieser Gruppe annähernd gleich viele Punkte haben. Ich würde auch niemals behaupten, dass Finnland z. B. einen vergleichbare Leistungsstärke hat wie die deutsche Mannschaft. Trotzdem würde ich Finnland als Gegner in einer Gruppe mit entsprechend schweren anderen Gegnern als jemanden einordnen, der bei gutem Verlauf der Gruppe am Ende ein Wörtchen mitreden könnte.
Wales ist wohl von den Mannschaft diejenige, welche am ehesten abfallen wird. Die letzte Quali lief gar nicht gut, in der davor schlugen sie allerdings zu Hause Italien und verkackten die Quali so weit ich weiß erst am letzten oder vorletzten Spieltag. Könnte aber eine Eintagsfliege gewesen sein, das ist richtig.
Ich muss übrigens zugeben, dass ich Sympathisant der irischen Nationalmannschaft bin (man kann ja nicht alles Scheiße finden), und natürlich oute ich mich damit als Halbintellektuller, weil sie ja so schön den Underdog personifizieren, sofern man eine Mannschaft als Person bezeichnen kann. Vielleicht ist deshalb aber meine Einschätzung der Iren etwas zu positiv. Trotzdem darf man hier ja anscheinend gar nix so benennen, wie es wirklich ist, ohne der hier nicht getätigten Phrasendrescherei beschuldigt zu werden: Irland ist ein harter Gegner, wie auch schon die Länderspielbilanz gegen Irland zeigt. Wäre ich nicht ein Gegner solcher schöngefärbter Statistiken, würde ich jetzt sagen: Deutschland hat sei 27 Jahren nicht mehr gegen Irland gewonnen, der letzte Sieg stammt aus dem Jahre 1979. Allerdings gab es seitdem auch nur drei Spiele.
Der Frage, warum sich Irland „so selten“ für Endrunden qualifiziert, muss ich aber Folgendes entgegen halten:
EM 88 teilgenommen
WM 90 teilgenommen
EM 92 nicht teilgenommen
WM 94 nicht teilgenommen
EM 96 nicht teilgenommen
WM 98 teilgenommen
EM 00 nicht teilgenommen
WM 02 teilgenommen
EM 04 nicht teilgenommen
Für ein Land mit 3,5 Mio Einwohnern ist das eine mehr als beachtliche Bilanz, zumal es früher ja noch weniger Teilnehmer pro Turnier gab. Dass sie die Großen nicht schlagen, und dass sie auswärts nicht unbedingt vergleichbar zu ihren Heimspielen auftreten (wobei auch das eigentlich zu widerlegen wäre), möchte ich nicht widersprechen. Jemand, der aber in Portugal 2-2 spielt oder in Frankreich 1-1, warum soll der nicht auch mal in Deutschland gewinnen?
Die Slowakei muss man wohl deshalb als auf Augenhöhe befindlich bezeichnen, weil sie letztens – in einem unbedeutenden Testspiel, welche es allerdings laut Clinsfornia gar nicht mehr geben dürfte – Deutschland mit 2-0 besiegte. Vorher hatte ich auch keinen besonderen Eindruck von dieser Mannschaft, wie ich aber auch von Weißrussland keinen besonderen Eindruck habe. Ein paar Westligen-Profis gibt’s inzwischen wohl in jedem Nationalteam, aber das muss ja noch nix heißen.
Dass die deutsche Mannschaft nicht cool ist, muss man auch bestreiten, lange nicht mehr (Ramelow, Wörns, Jeremies) war sie so cool wie heute (Podolski, ja, auch Kuranyi, Ballack und Jansen). Zumindest wenn man die Bravo Sport als Quelle zulässt, trifft das zu.
Kann man sich jemanden vorstellen, der sich einen Starschnitt von Carsten Ramelow an die Wand hängt? Aber ich schweife ab, zurück zum Thema.
Dass Deutschland eine der erfolgreichsten Nationen ist, nun gut, ich sehe ja ein, wie sich die Katze in den Schwanz beißt, wenn man alte Bilanzen zitiert und dann selbst so argumentiert, aber es ist doch wurscht, was früher war. Spielt Per Mertesacker besser, weil Uwe Seeler 1970 bei einer WM ein Tor geköpft hat?
Ich bin ja gleichzeitig der Auffassung, dass Deutschland bei der WM weit kommen kann, aber eben dass eben auch diese Qualigruppe das härteste ist, was wir je in einer Qualifikation (in dieser geballten Ansammlung) aus dem Weg zu räumen hatten.
Sicherlich… ist Deutschland weiterhin eine Fußballnation, mehr als es die Slowakei oder Wales sind, aber: man muss sich darauf einstellen, dass ein Scheitern diesmal durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
Dass das hier keine Kolumne ist – geschenkt.
Wie schön, dass dir mein Beitrag so gut gefallen hat.
Du hast natürlich vollkommen recht mit vielem, das du da schreibst. Mit anderem auch wieder nicht, aber sei es drum, das ist ja auch gut so. Das mit der Bravo Sport ist aber Unsinn, die würde ja auch Darmgrippe und Dieter Zurwehme pushen, wenn es denn auf der Agenda stünde.
Worum es mir geht ist die Wahrnehmung der deutschen Nationalmannschaft: Gut sind irgendwie immer die anderen – wir haben Kuranyi, Clinsfornia, Mayer-Dornfelder und sonstige witzige Figuren aus dem Meinungsteil der Zeitungen. Selten bis gar nicht lese ich mal „selbstbewusste“ realistische Einordnungen der DFB-Elf. Dass jeder Mal gegen jeden gewinnen kann, das auch schon mal geschafft hat, ist das Grundrisiko des Fußballs. Zieht man das ab, lassen sich sowas wie Grundstrukturen erkennen. Ich sagte bereits, dass diese Gruppe undankbar ist (und natürlich ist Irland eine harte Nuss – das ist keine Phrase, sondern eine Tatsache, die sich wieder bestätigen wird). Das führt aber sicherlich nicht zu Alpträumen von Klinsmann (warum? was soll das?) oder dass mäßig starke Teams „somit mit Deutschland […] auf Augenhöhe“ (Zitat Trainer Baade) sind. Wenn ich sage, die DFB-Elf sei nicht cool, dann meine ich nicht die Frisuren, sondern das Image. Während die z.B. Engländer in unseren Augen ein cooles Image haben, wird an der DFB-Elf immer rumgemeckert. Vielleicht ist das immer so, dass die heimische Mannschaft kritischer beäugt wird als andere Teams und ich will auch den Teufel tun und hier zu mehr Patriotismus aufrufen (das überlasse ich deutschen Popbands). Ich würde mich nur freuen, nicht immer nur zu lesen, dass die anderen so stark/gefährlich/gut sind und Deutschland so stümperhafte Stürmer hat, einen doofen Trainer, Alpträume, etc.
Ich bin natürlich auch großer Freund der irischen Nationalmannschaft, weil ich sie enorm sympathisch und irgendwie lustig finde. Deutschland hingegen ist mir relativ egal. Trotzdem stört mich der ewige Populismus, mit dem ihr begegnet wird mindestens ebenso sehr wie eine Euphoriewelle vor der Heim-WM.
Zum Vorwurf der Phrasendrescherei sei gesagt, dass die gar kein Vorwurf ist, sondern lediglich der Hinweis, dass es für 90% der Fußballkommunikation völlig ausreicht, Phrasen zu dreschen. Dann kann auch jeder mitreden, viele Klicks, Einträge, etc. Beispiele dafür gibt es genug: Es gibt keine Kleinen mehr, jeder kann jeden schlagen, es wird schwer, ein Ausscheiden ist immer möglich, für alte Erfolge kann man sich nichts kaufen, Wales ist Angstgegner. Für die Banalität dieser Sätze ist selbstredend nicht Trainer Baade verantwortlich, das ist vielmehr die Essenz einer jeden Fußballunterhaltung, an der mehr als drei Leute teilnehmen wollen.
Ich weiß gerade nicht, ob dein Beitrag vom 30. Januar 2006 um 12:15 lustig gemeint war oder sachlich. Entsprechen können meine Beiträge also völlig an der Sache vorbeigehen. Sollte das stimmen, wechsel ich sofort den Thread und diskutiere über schwule Fußballer!
(Kolumne, klar ist das ne Kolumne. Ich sage es immer wieder.)
Mein Beitrag vom 30. Januar 2006 um 12:15 war ernst gemeint und Dein Beitrag hat mir sehr gefallen, beides trifft zu.
Ganz vorweg sollte ich vielleicht mal klarstellen, dass ich mich zwar über den Dummschwätzer aufrege, Johannes B. Kerner gnadenlos schlecht finde, Sepp Blatter für einen Mafioso halte, es Scheiße finde, dass Fußball mit ahnungslosen Promis vollgestopft wird, dass ich Uwe Seeler einfältig finde und denke, dass Effe ein tumber Prolet der untersten Kategorie ist, dass ich die Trailer zur Sportschau total übertrieben finde und zusammengekaufte Mannschaften mit Spielern aus 24 verschiedenen Ländern als bar jeglicher Identifikationsmöglichkeit empfinde, dass ich mich aber keineswegs einreihe in die Schar der Dauerkritiker der deutschen Nationalmannschaft.
Ich bin, wenn auch distanzierter (zumindest bis 5 Minuten vor dem Anpfiff), Fan dieser Mannschaft. Und zwar sogar noch mehr dieser Mannschaft als aller anderen Mannschaften dieser Welt.
Ich bin auch angetan von dem, was Jürgen Klinsmann bis jetzt anstellt, auch wenn mich seine Rhetorik bisweilen nervt.
Das also vorweg, bevor ich sage, dass ich das auch nicht unterschreiben würde, dass wir schlecht sind und uncool, während die Engländer cool sind. Ich weiß, nein, ich sollte mich jetzt nicht an dem einen konkreten Beispiel aufhängen (denn die Engländer sind in meiner Wahrnehmung hauptsächlich fast schon liebenswerte Dauerverlierer, aber nicht gerade cool), also tu ich das auch nicht.
Du musst aber zugeben (ich bin nicht mehr der Jüngste, da kommt man bei Änderungen so schnell nicht mit), dass der Fußball, der unter Rudi Völler gespielt wurde, wirklich alles andere als cool war. Und die Bezeichnung Rumpelfüßer auch angemessen war. Auch wenn man bei Leuten wie Ramelow, beliebtestes Rumtrampelbeispiel, sicher sagen muss, dass es nicht auf Pirouetten und Hackentricks ankommt, sondern eben auf Effizienz, Durchsetzungsvermögen und Zielstrebigkeit (wie immer man das auch messen will): es fiel schwer, dieser Spielweise etwas Bewundernswertes oder Begeisterndes oder auch einfach nur Positives abzugewinnen.
Dass man jetzt unter Klinsmann doch ein wenig anders spielt, auch wenn die handelnden Personen mit Ausnahme der Abwehr die gleichen sind wie vorher, führt also m. E. dazu, dass tatsächlich die deutsche Nationalmannschaft auch wieder so etwas wie einen gewissen Glanz, oder nennen wir es lieber, einen gewissen Faktor bekommt.
Wales ist nicht auf Augenhöhe, ich sagte das schon, aber das verhindert trotzdem nicht die Möglichkeit, dass Wales mehr Punkte holt als wir. Und ich meine dabei eben nicht die theoretische Möglichkeit, die ja in jedem Fußballspiel gegeben ist, sondern eine tatsächliche.
Und natürlich reichen Phrasen aus, um über Fußball zu palavern. Wenn man sich, und ogott, jetzt klinge ich aber schlimm, so als wäre ich überhaupt in der Lage dazu, wenn man sich aber ernsthaft damit auseinandersetzt, kann man doch sicher auf diese Phrasen auch verzichten.
(Es sei denn, man heißt Paul Breitner, Udo Lattek, Friedel Rausch, Rolf Schafstall, Timo Konietzka, Jörg Berger, Peter Neururer oder ähnlich…)
was geht
luustig, das ganze nach „getaener Arbeit“ noch mal durch zu lesen. War ja doch ganz einfach letzendlich